Social Bookmarks: [Anm.] Habe diesen Beitrag von Archimedes von diesem Thread in ein neues Thema verschoben. Studium ist natürlich immer mehr Theorie als die Praxis, aber es gibt auch eine lebhafte Diskussion, ob an der Praxis vorbei ausgebildet wird. Zeit für einen neuen Austausch hier im Forum...[/Anm.] Ganz sicher werden gerade die wichtigen LPH. 4-8 im Studium unterschlagen. Wie man die dort praxisnah vermitteln soll, ist natürlich die andere Frage. Deswegen sollten Absolventen zunächst mal akzeptieren, dass sie nach dem Studium nicht fertig ausgebildet sind und nicht mit überzogenen Lohnforderungen zum ersten Arbeitgeber gehen, sondern mit ihm eine Art Ausbildung in den ersten beiden Jahren vereinbaren. So haben beide Seiten die Chance, dass daraus ein längeres Arbeitsverhältnis mit Verständnis auf beiden Seiten erwächst. Ich sehe aber auch noch zumindest teilweise verschobene Wertvorstellungen bei etwas jüngeren Generationen. Sicher nicht pauschal, aber doch fällt einem bei manchen Absolventen eine schnelle Erschöpfung/schnelles Aufgeben, die Schwierigkeit mit Pünktlichkeit und persönlicher Organisation auf. Man erkennt häufig nicht mehr die Bereitschaft und den Willen sich auch mal durchzubeißen. Auch das gab es schon immer, aber ich stelle persönlich eine Zunahme fest. Geändert von Kieler (28.01.2014 um 11:37 Uhr). | |
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FoVe: Offline
Ort: Wetzlar Beitrag Datum: 03.03.2014 Uhrzeit: 14:52 ID: 52256 | Social Bookmarks: Ich denke oft, hier müssten vergleichbare Studienabschnitte eingeführt werden wie bei den Lehramststudiengängen. Also bspw. Grundstudium (Bachelor) und dann sowas wie ein Referiat von 1 - 2 Jahren. Hiervon sollte mindestens die Hälfte der Zeit "am Bau" stattfinden. Dann erst kann Master gemacht werden. Dadurch würde doch viel mehr "Baupraxis" entstehen. |
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mika: Offline
Ort: Berlin Beitrag Datum: 03.03.2014 Uhrzeit: 17:49 ID: 52257 | Social Bookmarks: Ich habe gerade erst neulich bei einer Diplom Präsentation mit meiner Freundin (keine Architektin) darüber diskutiert. Aus meiner Sicht, wird, zumindest an den Universitäten, das Entwerfen gelehrt/studiert. Und da die Studentenzahl an den meisten Unis zu hoch ist, bleiben Dinge wie Baukonstruktion, Bauphysik, usw. meist außer Acht oder unterbewertet. Es bleibt in der Regel beim 1:100. Sicher gibt es auch mal integrative Entwürfe und Seminare in den naturwissenschaftlich technischen Fächern, aber deren Anteil verglichen mit dem Entwurf ist eher gering, man kann sich über Gruppenarbeiten durchmogeln usw.. Um Entwerfen zu lernen ist ein freier Kopf wichtig. Dafür ist das dann auch ganz gut so. Andererseits werden nicht alle Architekturstudenten Stararchitekten, die sich um so was nicht kümmern müssen. Die meisten arbeiten die ersten Jahre als Bauzeichner. Das sind oft bittere Jahre, weil man nur die Ideen anderen auf Papier um zu setzten hat, und erwartet wird, dass man alle technischen Regelwerke und deren Konstruktionen als Detail kennt. Die Idee eines AIP ist daher nicht abwegig. Aber garantiert auch noch nicht, dass man den Einblick in Baugeschehen bekommt. Nicht selten kommt es vor, dass man über Jahre das gleiche macht, z.B. Wettbewerbe oder das Gegenteil Fliesenspiegel. Aus meiner Sicht fehlt in vielen Architekturbüros die Erkenntnis, dass man Mitarbeiter führen muss, und Wissen im Büro gepflegt, erhalten und weitergegeben wird. Manche Büros legen sich dazu z.B. eigene Detailsammlungen an oder haben zumindest die Standard-Detailsammlung, Neufert und alle gängigen Regelwerke da. Ist aber nicht immer der Fall, und das sind dann die jungen Architekten, die von Tuten und Blasen keine Ahnung haben, auch nicht von der VDI 6000.
__________________ Grüße Michael "Warum soll etwas nicht so gut wie möglich sein ?" Ludwig Mies van der Rohe, 1964 |
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Jochen Vollmer: Offline
Ort: Kassel Beitrag Datum: 03.03.2014 Uhrzeit: 19:15 ID: 52258 | Social Bookmarks: Ich denke auf diese 1-2 Jahre Baustellenpraxis als verpflichtende Veranstaltung und Zugangsvoraussetzung für den Master kann getrost verzichtet werden. Das wird - wie das verpflichtende Baustellenpraktikum - dann eh irgendwie getürkt oder in der Modellbauwerkstadt oder im Fotostudio, etc. absolviert. Wichtiger scheint mir während des Studiums die Sinneswahrnehmung zu schärfen. Die Welt ist voll von Architekten, für die Putz eben Putz und Beton eben Beton ist. Dass es da unterschiede zwischen Putz und Putz gibt, die sich auf Verarbeitbarkeit, funktionale Eigenschaften und Ästhetik auswirken entgeht vielen. Dabei entgeht eben auch, wie die Fensterleibung, der Ortganganschluss, die Fensterbank etc. angeschlossen/ ausgebildet sind. Ich würde noch weiter gehen: Das Denken in "Bauteilen" und/ oder "Bauteilschichten" beherrscht der durchschnittliche Absolvent nicht. Er beherrscht es nicht, da beim Entwerfen an der Uni ein "Denken in Bildern" gelehrt wird, bestenfalls noch in Kombination mit einem "Denken in Strukturen". Die Fügung von Bauteilen und Bauteilschichten im Sinne einer akademisch-geometrischen Übung kommt zu kurz. Eine 'Zwischenphase' auf der Baustelle wäre da meiner Meinung nach sogar eher hinderlich. Und zwar deshalb, weil die Handwerker ihr Handwerk nicht mehr beherrschen. Sie sind im Laufe der Zeit zum Handlanger der Industrie geworden und somit zum "Anwender von Bausystemen", ohne diese handwerklich zu hinterfragen (z. B. WDVS, Fenster, etc). Anstelle von handwerklichen Bauteilfügungen wird - wenn nicht ein guter Bauleiter mit architektonisch-handwerklichem Verständnis (egal ob mit oder ohne Architekturstudium) präzise Vorgaben macht - einfach alles zugeschmiert mit Epoxy-Silikon-Schaum-Irgendwas oder es wird mit Passleisten zugemacht (natürlich mit Spax sichtbar verschraubt). Es sind eben diese Fügungen bis ins Detail, die die Qualität ausmachen. Es ist wichtig, neben der Berücksichtigung der "Großform", in der Lehre die Bedeutung und Auswirkungen der Detailausbildung auf die Wirkung der Großform herauszustellen und zu vermittlen.
__________________ jochenvollmer.de |
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Hochschule/AG: Architekt Beitrag Datum: 03.03.2014 Uhrzeit: 20:35 ID: 52259 | Social Bookmarks: das klingt dann aber doch auch alles etwas sehr theorielastig und vor allem sehr vordere-Leistungsphasen-bezogen. Natürlich, ich gebe Dir ganz Recht, das sollte der Anspruch sein, aber eine Anforderung nach all der Schönheit ist es dann eine festgelegte Qualität in einem definierten Zeit- und Kostenrahmnen zu realisieren. Es ist doch so, dass jede Architektur Ausbildungsstätte den Anspruch hat, Ihre Absolventen müssten mindestens eine Oper, ein Museum und einen Parasiten auf einem dreißiggeschossigen Textilbetrieb in Bangladesh entworfen haben . Eine energetische Sanierung nebst Austockung eines Mehrfamilienhauses aus meinetwegen der Gründerzeit unter Berücksichtigung von Schall-, Brand-, Wärme-, Feuchteschutz, unter Beteiligung der notwendigen Fachplaner, Ausschreibung, Vergabe, Abrechnung, Terminplanung, Objektüberwachung undundund, mal in einem Projekt rund gemacht, wo gibt es das schon? Die ganz normale Bauaufgabe, die, gut und oft gemacht, nachhaltig jeder Stadt mehr helfen würde als irgendein Bilbao Effekt. (Btw: weiß jemand wie viele Architekten auf einen Bilbao Effekt kommen?) Mir ist keine Institution oder Ausbildungsweg in Deutschland bekannt, wo derart halbwegs praxistaugliche Bauplaner ausgeworfen werden. |
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Ort: Wetzlar Beitrag Datum: 04.03.2014 Uhrzeit: 10:19 ID: 52262 | Social Bookmarks: Jochen, ich geb dir insofern Recht, als dass IMHO doch vielerorts die Sicht für die Details bei den Jungarchitekten (noch) nicht ausgeprägt vorhanden ist. Ich erlebe dies in der täglichen Praxis sehr oft. Wenn es nachher in der Praxis der BAuleitung darum geht, die Striche der Planungszeichnung in die Tat umzusetzen, merken viele der Entwerfer zum ersten Mal, was sie da so "verbrochen" haben. Allerdinmgs braucht es auch die eine oder odere neue Idee, sonst gäbe es keine Weiterentwicklung. D ennoch fehlt vielen einfach die Praxis, so dass bei der Durchsetzung der Planungsideen oftmals viel Geld verbrannt wird. Eine gute Symbiose zwischen Planern, Bauleitern und Handwerkern scheint mir da nach wie vor die beste Weise zu sein. Ein nahczuweisendes verpflichtendes Praxisjahr halte ich aber für sehr gut. Soviel wird da nicht geschummelt. Wieso auch? Bedarf an "Hilfskräften" ist doch in jedem Baucontainer zu spüren. Wenn hier noch eine vernünftige Entgeltregel für Praktikanten dazu kommt, dann wäre das in meinen Augen eine gute Sache. Welcher Chef eines Architektenbüros würde beispielsweise denn eine/n Architekten einstellen wollen, der bei diesem Praxisjahr geschummelt hätte? Was die Handwerker anbelangt, so stimme ich dir auch in manchen Dingen zu. Es gibt ja immer weniger der klassichen Handwerker und ihrer Aufgaben. Die "Baumeister" sterben so nach und nach weg Allerdings ist dies auch der Bauindustrie geschuldet. Wer der großen GUs z.B. wollte und will denn mit selbstbewussten Handwerkern arbeiten? Die wollen doch nach meiner Erfahrung alle am liebsten die austauschbaren Gesichter von Leiharbeitern auf ihren Baustellen rumhuschen sehen. Wehe dem Handwerker, der dort einem GU mal Contra gibt. Das mittlerweile wieder viele Architekten sich mit "ihren" Handwerkern bereits im Planungsstadium kurzschließen, finde ich ja ganz gut. Das wird nur nicht von den Bauherren honoriert. Hier wäre es auch sinnvoll, wenn die Honorarordnung darauf eingehen würde. Wenn ein Planer entsprechendes Fachwissen betreibt, so muss dafür auch eine Vergütung vorgesehen sein. Wie oft z.B. werden wir herangezogen um im Vorfeld eine sehr ausführliche Planung von Trennwandanlagen zuzusteuern. Und erst ein daraus generierter Auftrag bringt uns dann eine entsprechende Vergütung. Gleiches habe ich auch zu meinen Zeiten im Holzbau erlebt. Die Büros wollen da schon gerne die Hilfe der Handwerker und Fachplaner in Anspruch nehmen. Nur anschließend denen auch einen Teil des Honorares abzugeben scheint weniger beliebt zu sein Ist aber - glaub ich - eh eine andere Baustelle |
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Beitrag Datum: 20.03.2014 Uhrzeit: 12:49 ID: 52345 | Social Bookmarks: Hallo zusammen, Auch mir als gerade frischer (fast Absolvent) ist mir in der letzten Zeit einiges aufgefallen. Einerseits habe ich meinen Bachelor an einer anderen Hochschule als meinen Master gemacht, was ich jedem nahelegen kann, da ich festgestellt habe, dass überall andere Schwerpunkte anfallen, man(n) aber alles braucht. Auch schade finde ich es persönlich das in den meisten FHs und Unis nur LP 1-4 betrachtet wird und oftmals auch wenn es Ausführungspläne gibt de Umsetzbarkeit und die Fehlerhaftigkeit kaum eine Rolle spielt. Stark aufgefallen ist mir, dass entweder das Design der Pläne (manche Dozenten schielen wohl auf die Pläne und geben dann nach Lust und Laune Noten) oder das Konzept benotet wird. In einem meiner letzten Projekte in meinem Masterstudium habe ich in Rahmen einer Gruppenarbeit sogar Grundrisse abgeben wo ein 60x30cm großer Fahrstuhl für ein Großbau integriert war, ebenso fragwürdige Erschließungsmöglichkeiten, die aber meinen Kommilitonen ebenso entgangen sind, meistens denke ich mir die müssen doch alle Blind sein. eine Gute Note gab es trotzdem. Dieses führt natürlich dazu das man sich auch weniger Mühe gibt, wieso denn auch. Eine Möglichkeit die Ausbildung zu verbessern wäre auf jeden Fall, in dem Hochschulen eine Art Übungsfirma (Fächerübergreifend) aufbauen, meinetwegen als Semesterprojekt vor der Bachelorarbeit oder Masterarbeit , in dem Konstruktive Lehrende als Statiker und Entwerfer als BOA oder ähnliches fungieren. Ebenso sollten dann auch LVs zu den wichtigsten Gewerken erstellt werden (inkl. Detailplanung dieses einen Projektes) damit der Student begreift "warum eigentlich Details" und welches sind die wirklich wichtigen Ecken und Kanten. Das könnte man dann auch ins folgende Semester verschieben. Eine weitere Möglichkeit ist das Studierende sich im Vorletzten Semester ein Büro für einen "Facharbeit" suchen müssen in dem sie ein Projekt mitbetreuen, und dieses als Semesterarbeit einreichen können. Da im allg. der Praxisbezug weit von der Realität abweicht. Es werden atm. 90% Entwerfer ausgebildet für 4% Stellen. Kurz zu mir: Ich habe von 2008-2012 meinen Bachelor gemacht Seid 2012 bis dieses SS2014 meinen Master (theoretisch beendet) Seid Anfang 2013 arbeite ich jetzt in einem regional renommierten Büro 40h/Woche. Seid 2013 auch Energieberater BAFA / DENA (nebenbei erworben) Verdienst liegt zwischen 2100-2500 / Monat Bürogröße (bis 5 Architekten (inkl. mir)) Region Nord/West Projekte bis 5 Mio. Zu den Gehältern habe ich mal eine Ausarbeitung gefertigt Angestellte Architekten im Vergleich zu anderen Ingenieuren in Betrachtungen Planungsbüro / öffentlicher Dienst / und Industrie. EIn Freund von mir arbeitet in der Industrie als BauIng und verdient weit über 100000 jährlich ein weiterer Stellt von seiner Firma her Architekten mit 5-10 J. Berufserfahrung für 75.000 Jährlich ein. Evtl mit Dienstwagen und Tankkarte Jetzt bin ich am überlegen was mache ich nach dem Master : http://www.tektorum.de/studium-beruf...html#post52343 Eine Dozentenstelle oder LBA würde mir auch gefallen, könnte mich aber damit noch nicht auseinander setzten. Auch mit der Überlegung mich in 2-4 Jahren Selbstständig zu machen spiele ich seid kurzem. Vorher war für mich das BOA eher der Weg, da es nicht sein kann das nur die die nicht arbeiten wollen da landen... sondern mal Gute - .. |
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