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holger
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holger: Offline

Ort: Düren
Hochschule/AG: Dipl.-Ing.(FH) Architekt

holger is on a distinguished road

Beitrag
Datum: 01.08.2005
Uhrzeit: 23:28
ID: 10345



erfahrungsbericht - vertane chance...

#1 (Permalink)
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hi,

ich muss hier auch nochmal was zum besten geben, auch wenn mir alles andere als danach zumute ist. ich fühle mich beschissen.

nun mal zur sache:

ich hatte einen job. nein im ernst ich hatte tatsächlich einen job!

aber nicht lange!

was war passiert?

das frage ich mich selber. ich werde für das was ich jetzt schreibe wahrscheinlich auch kaum mitleid oder verständnis ernten aber ich oute mich trotzdem...

nach der ellenlangen zeit in der ich auf der suche nach arbeit und das auch noch im architekturbereich war hatte ich vor ca. 1 1/2 Monaten gleich
2 bewerbungsgespräche in verschiedenen büros.

ich nahm zuerst eine halbtagsstelle in einem kleinen büro (für sehr wenig geld) an. das büro hat in meiner gegend einen ganz guten namen und deshalb wollte ich einfach weiter erfahrung dort sammeln.

dann kam es. ein relativ grosses und äusserst gutgehendes büro hatte sich tatsächlich für mich entschieden. als ich zum zweiten mal eingeladen wurde, wollte ich noch eben ein paar entwürfe zeigen, aber es ging schon um die "harten fakten"(zitat) also geld!

die bezahlung war für meine verhältnisse verdammt gut, wenn auch auf basis freier mitarbeit, aber trotzdem verdammt gut.

ich hatte bereits zuvor mit dem senior-chef und dem prokuristen gesprochen und beim letzten mal wars dann der junior chef und der prokurist. ok.

wir hatten uns halt noch unterhalten was ich so kann und was eher nicht.
ich wollte diesmal volle kanne ehrlich sein und hab denen erzählt, dass ich eigentlich alles mache nur "bauleitung" wär halt (noch) nicht mein ding!

jaja, alles klar.
am 18. des letzten monats ging ich dann hin.
man erzählte mir welches projekt ich mitbearbeiten sollte.
grosses hotel im raum aachen. umbau in ein "handicap"-hotel + seniorenwohnheim. hunderte zimmer.

was sollte ich tun?
zunächst mal "mit bauleitung machen" weil wohl notstand herrschte!

bauleitung?

von da an hab ich nix mehr kapiert. bei mir ging voll die blockade im hirn ab.
ich wurde mit einem erfahrenen bauleiter alle 7 etagen rauf und runter geschleppt, sollte dinge aufnehmen und notieren...wurde direkt in baubesprechungen mit den hotel-chefs und baufirmen etc. geschleppt.

an einem tag dauerte die besprechung 4 stunden! mir war kotzübel.
ich hatte ständig das gefühl im falschen film zu sein. engelchen und teufelchen kämpften in meinem hirn.

man erzählte mir dann noch, dass der bauleiter in urlaub fährt und ich dann die baustelle zusammen mit dem prokuristen allein schmeissen sollte!

natürlich muß ich das nicht perfekt können, hieß es...aber irgendwie sollte es laufen.

ich war in dem moment schon auf dem absteigenden ast. ich muss dazu sagen, daß ich auch privat eine stressige zeit hatte und in den wochen vorher einige male zu beruhigungsmitteln gegriffen hatte...

...trotzdem war das jetzt ein realitätsschock...totale ernüchterung...so hatte ich mir den job nicht vorgestellt. vielleicht irgendwann mal, aber jetzt?

ich hab schliesslich die letzten jahre hauptsächlich mit zeichnen verbracht!
natürlich will man nicht immer nur als "diplom-bauzeichner" arbeiten, aber das ging mir einfach zu schnell.

ich war froh als ich einen tag lang ein behinderten bad planen durfte und mit behindertenverbänden telefonieren musste, ehrlich...damit ich nicht in diesen besprechungen sitzen musste.

schliesslich hatte ich dem prokuristen während einer autofahrt meine bedenken mitgeteilt. wir hatten uns wirklich nett unterhalten.
es hieß halt, dass man bei dieser stelle halt in nächster zeit auch projekte alleine leiten solle...

kurz gesagt: ich hab den job hingeschmissen.

ja. ich konnte es irgendwie nicht. ich war total blockiert. selbst einfachste tätigkeiten dauerten diesmal 3mal so lange.

ich hab natürlich prügel dafür bezogen...den job einfach hinschmeissen, bei der aktuellen lage...etc.

klar. vielleicht sogar zurecht.

hab ich die chance meines lebens versiebt?

kann mir das jemand von euch sagen?

sicher hätte ich unter schmerzen weiter machen können (zwar völlig unkonzentriert) nur ums auszuhalten. vielleicht wäre es später besser geworden...war ja ne moderne firma mit tollen computern usw.

aber in dieser situation konnte ich es einfach nicht.

tja. vielleicht ist es ja dem ein oder anderen von euch auch mal ähnlich ergangen?

oder ihr sagt mir einfach, dass ich blöd bin...

schreibt mir einfach was dazu.

wisst ihr, ich hab über dieses dilemma natürlich festgestellt, dass ich mir in der rolle des "architekten" (der grosse manager) vielleicht gar nicht gefalle.

ich meine, ich war ja nur ein kleiner mitarbeiter, aber trotzdem muss man ja irgendwie mit der rolle klarkommen, oder?

klar sitze ich jetzt da und denke, ob der beruf überhaupt etwas für mich ist! zumindest der wirklich praktische teil. ich dachte auch, dass die sache mit der baustelle und den besprechungen natürlich sein muss und auch mit das wichtigste ist, aber diesmal gings irgenwie schief bei mir. bei mir im kopf.

für diesen job musste man einfach fitter sein.

ach ja, der prokurist sagte mir noch, dass ich keine ausnahme sei und dass
die hochschule diese wirklichkeit natürlich gar nicht unterrichtet...etc.
die von der th wissen ja noch weniger, hiess es...

ich fühle mich schlecht. vor allem tut es mir auch um das ach so benötigte geld leid. aber ständig mit kopfschmerzen da rumrennen?

erwarte eure beiträge.
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Schönen Gruß
Holger

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