Hallo Holger,
ich sehe, du läßt nicht locker...!! Du hast ja auch recht nur ich kann hier nicht mit Zahlen jonglieren, die keinerlei Anspruch auf Allgemeingültigkeit besitzen. Kurz sei mir an dieser Stelle trotzdem ein allgemeines Statement erlaubt :
Grundsätzlich bin ich der Meinung, unsere Zunft ist selbst schuld wenn sie sich permanent unter Wert verkauft. Ich weiß, das fängt oben an mit ganz mießen Vertragsabschlüsssen nach HOAI ( wer getraut sich denn, ggf. die 25% Umbauzuschlag in den Vertrag mit aufzunehmen..., etc.?! ) und wirkt sich dann v.a. auf die Gehältern der Mitarbeiter aus. Letztendlich sind die Ursachen hierfür hinlänglich bekannt und lösen können wir es hier nicht.
Insofern hast Du schon recht mit dem Hungerlohn -- das sollte es nicht werden -- hier sind aber auch wieder ganz unterschiedliche Aspekte zu bedenken : Um was für eine Art von Anstellung handelt es sich :
Ist sie projektbezogen, dann ist der AG je nach Infrastruktur eher schnell auf Deine Mitarbeit angewiesen => da kannst Du etwas höher reingehen mit Deiner Gehaltsvorstellung.
Ist es ein Jahresvertrag (oder anderweitig befristet !!) mit der Option auf Verlängerung, (wird z.Z. gerne gemacht !!), oder Übernahme in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis (der AG darf das -glaub ich- nur einmal verlängern !) => da würde "niedrig" reingehen, Du kannst dem AG beweißen, was Du "wert" bist, und kannst bei späteren Gehaltsver-handlungen entsprechen höher rangehen.
Ist es ein unbefristeter Angestelltenvertrag mit 6 Monate Probezeit => da würde ich nach dem "Ortstarif" anfangen wollen, und entsprechend den üblichen Zeitabständen neu verhandeln.
Ich weiß, es bleibt ein Pokerspiel, und hängt nicht zuletzt davon ab, was Du meinst, Dir erlauben zu können. Eine Erfahrung kann ich hier weitergeben: einem seriösen AG kommt es spanisch vor, wenn Du zu wenig verlangst bei den Gehaltsverhandlungen, denn er schätzt Dich nicht zuletzt auch nach Deiner eigenen Wertschätzung ein.
Zum Zahlenspiel will ich Dir aber trotzdem noch ein paar Anhaltspunkte geben:
Zuerst nochmals zur "Freien Mitarbeit" ( trotz meiner grundsätzlichen Bedenken: *verkauft - verratzt* ) :
Ich habe zwischen 1989 + 1994 in Bayern von 14 Euro - 22,50 Euro / Std. gestaffelt beim selben AG bekommen.
Ich habe zwischen 1997 + 2002 in Berlin von 10 Euro - 19 Euro / Std. alles bekommen ( und alles genommen...!?!).
Ich bekomm momentan in der Projektsteuerung ( allerdings kein voller Job )
genau nach der Rechnung aus vorangegangenem Beitrag 25 Euro / Std. in Süddeutschland. Hier ist allerdings ein Haftungsausschluß vereinbart.
Grundsätzlich kannst Du für die Einkommensteuer ohne Splitting bei den zu erwartenden Einnahmen ca. 25% veranschlagen. (=>
www.steuerlinks.de , bzw.
www.freeware.de , da kannst Du die Eink.st.tabelle 2003 einsehen bzw. runterladen ) freiwillige KV liegt ca. bei 12,5% je nach Versicherung, Rente ist so ne Sache, da kenn ich mich mit den Mindestsätzen nicht aus, da ich weiterhin die vollen ca. 20% bezahle, müßte aber nicht sein. Kirchensteuer hab ich vergessen, da ich nirgendwo drin bin. Hab ich was vergessen ? Nach o.g. Rechnung müssen auch noch Berufsunfähigkeits-, Unfall-, und sonstige Versicherungen mit eingerechnet werden, + alles was Dir noch an Verpflichtungen einfällt, wie eine mögliche private Altersvorsorge etc.pp..!
Mein Rat für den Anfang : zwischen 18 Euro und 22 Euro bei ca. 160 Std./Monat als AIP und in NRW in einem "No-name-Büro"! In Berlin ALLES nehmen !!
Ja, ich weiß, wir Architekten sehen das ganze nicht so streng wirtschaftlich, aber man muß sich dann eben nicht wundern, wenn´s hinten und vorne klemmt. Ein guter Betriebswirt würde da noch viel mehr reinrechnen !!
Auch noch ein paar ( gesicherte !!! ) Zahlen zur Anstellung :
Grundsätzliche Erfahrung zum Nord-Süd-Gefälle : das, was in Berlin brutto bezahlt wird, bekommt man in Stuttgart ( fast ! ) netto.
Ein Brutto- Anfangsgehalt liegt hier im Durchschnitt bei 32.500 Euro / Jahr (s. hierzu Veröffentlichung der AK - BW)
Die AK NW gibt keine so genaue Statistik heraus, die Gehälter liegen ca. 10% unter denen in BW. (Düren liegt doch in NRW ?).
Bemerkenswert ist, daß die Anfangsgehälter in den ländlichen Gebieten höher sind als in der Großstadt.
Auch hierzu gibt es unter
www.freeware.de ein Nettogehaltscheck zum runterladen.
So, und wenn Du jetzt noch unsicher bist, dann verlaß Dich einfach ein bißchen auf Deine Intuition + bewege Dich so +/- 20% der gemachten Angaben, wichtig ist doch, daß Dir die Arbeit Spaß macht, daß die Projekte stimmen und das Arbeitsklima OK ist, das kann Dir niemand kalkulieren !!
Gruß aus dem wilden Süden