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PFU
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Beitrag
Datum: 11.03.2003
Uhrzeit: 20:29
ID: 1359



Unschuldiges Quadrat---! #9 (Permalink)
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Hey Samy + Holger,

daß ich Euch noch mal anstacheln konnte über dieses komplexe Thema weiterführend zu diskutieren freut mich ungemein !! Das mit der "Oberflächlichkeit und Widersprüchlichkeit" war nicht auf alle vorherigen Beiträge bezogen, das hast Du, Samy, sehr richtig erkannt. Um nicht von der Moderatorin gerügt zu werden, habe ich versucht, meinen Unmut zu verpacken..., aber wenn die dann selbst eingreift, um so besser !!
Grundsätzlich : Die Aussagen von VUF haben mich nicht gestört, im Gegenteil, aber daß weiter oben fast täglich mit Dateiformaten und Plot-Stilen um sich geworfen wird (...schmuntzel !!!?) und ein so wichtiges Thema mit dem Beitrag von VUF bei einer so hohen Anzahl von HITS unkommentiert bleiben soll, also Leute, gegen dieses "Gefälle" mußte ich doch was tun !! Und ich hoffe nicht überheblich dabei rüber zu kommen.

Und nochmals zum Thema :

Ich bin falsch verstanden worden, wenn ich durch die These von "Unschuld" der Form + des Materials einen wertfreien, unreflektierten Umgang damit proklamiert haben sollte. Ganz im Gegenteil: Jeder verantwortliche Entwerfer muß Positionen beziehen !! Je klarer diese Positionen sind, um so vergnüglicher und ausgiebiger läßt es sich streiten !! Aber das hat mit guter oder schlechter Qualität vordergründig wenig zu tun. Ein Beispiel : Wenn Ungers das Quadrat im DAM / Frankfurt zu einem Stuhl vergewaltigt, kann das Quadrat nichts dafür, es ist schlicht und ergreifend "unschuldig" ! Ungers hat Position bezogen !!

Zu der Qualitätsdebatte mit möglichst "objektiven" Kriterien kommen nun die unterschiedlichsten Blickwinkel und deren Wertmaßstäbe hinzu, wohlgemerkt subjektive !! Ein puritanisch veranlagter Ästhet hat einen anderen als ein ergonomisch denkender Möbeldesigner. Die streiten sich trefflich, und wir zäumen das Pferd so von hinten auf, solange wir nicht selbst Stellung beziehen. Da gebe ich Dir, Samy, uneingeschränkt recht, "die eigenen Ansichten mehr selbst formulieren"..., wohlgemerkt subjektiv !!! Eine eigene Meinung zu einem Objekt (oder besser Subjekt...?), Entwurf, Gebäude zu haben ist jedoch etwas anderes als nach "objektiven" Kriterien zur Beurteilung über die Qualität der Arbeit zu suchen und sie zu formulieren.

Insofern wird jede Qualitätsdebatte subjektiv bleiben, solange ich mich Argumenten verschließe, die mich "von Außen" näher an die Sache, den Entwurf heranführen. Objektivität kann nur tangiert werden, wenn versucht wird, die Sache in ihrer Ganzheit zu erfassen. Die "subjektive Position" und die Umstände, die den Entstehungsprozeß begleiteten, näher zu betrachten, ist sicherlich der gängigste Versuch, wenngleich sehr fraglich. Diese Art macht mir den Entwurf verständlich und entschuldigt viel, weiter nichts. Man kommt zu dem Schluß, Ungers wollte gar kein Stuhl entwerfen. Thema verfehlt ? Als "Sitzobjekt im Kontext des DAM" hat Ungers´ Stuhl durchaus "objektive" Qualitäten, diesem Kontext entzogen wird es wohl kaum zum Verkaufsschlager auf der Kölner Möbelmesse und jetzt kommen wir der Sache näher : eben auch nicht zum Möbelklassiker !!

Zweifellos führen Gestaltungsmerkmale nicht alleine zu "objektiven" Kriterien für die Qualität einer Arbeit, es sind, wie schon gebetsmühlenartig wiederholt eben auch die interdisziplinären Fakultäten, die beim "von Außen" Betrachten helfen, analytisch und damit argumentativ, ich möchte fast sagen, "objektiver" zu Qualitätsurteilen zu kommen. Ein Borsolino ist nur in unseren Breitengraden ein Klassiker und ein Ford Mustang erscheint nur aufgrund seines V-8 Motors mit dem sonoren Klang als formschön. (...wobei letzterer wieder einen sehr subjektiven Qualitätscheck durchlaufen hat ).

Um zur Architektur zurückzukehren, die Begriffe von Form und Material sind bestimmt von Erfindungen, die unsere Wahrnehmungsweisen bestimmt und verändert haben. Sicherlich sind archaische, einfache Formen, und die Räume, die sie hervorbringen, eher dazu geeignet, als "zeitlos" bezeichnet zu werden. ( Hier noch mal zu Dir, Samy, Form ist nicht gleich Raum, die Form ist unschuldig, der Raum nicht, das ist mein Verständnis...! ) Dies weil wir in unserer Wahrnehmung den Archetypen mehr verhaftet sind. Symmetrische Hierarchie, goldener Schnitt und andere aus der Natur abgeleitete Proportionen sind nicht gewöhnungsbedürftig. Einer dekonstrukivistischen Architektur "Zeitlosigkeit" zuzuschreiben bedarf schon einem evolutionären Quantensprung des architektonischen Geistes. Insofern ist der Begriff der "Zeitlosigkeit" im formalen Erscheinungsbild nur bedingt in Verbindung mit Qualität zu bringen. Das gilt in selbem Maß auch für das Material.

Bevor ich mich wiederhole (...hab ich das nicht schon getan ? ) hör ich mal lieber auf, in der Hoffnung, daß Ungers mir verzeiht und daß jeder das Sitzobjekt kennt.

Ich werde jetzt aml ne Frage für die da oben bei der Darstellung vorbereiten, vorab, wie groß pixelmäßig ist am besten, wenn man bei 150pixel/inch was anhängen möchte hier ?


Ich hoffe, die Diskussion ist noch nicht am Ende, ansonsten

Grüße aus dem sonnigen Süden...
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PFU

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