Zitat:
Originally posted by Tom Sie teilen den Entwurfsprozess in die Bereiche I. Grundlagen, II. Entwurf, III. Genehmigung. Zu dem II. Abschnitt würde mich interessieren, welche Lehr-Inhalte dort vermittelt werden. Die Kriterien, wann ein Entwurf als geglückt oder gut gelten kann/muss, können doch nur sehr schlecht objektiviert und formalisiert werden. Zudem unterliegen sie einem ständigen Wandel und gesamtgesellschaftlichen Einflüssen.
An einer Stelle habe ich etwas von Kreativitätstechniken und der "Leitbild"-Entwurfsmethode gelesen. Das ist heutzutage ja durchaus weit verbreitet. Aber das Problem bleibt: Das sehr formalisierte Lehrgerüst des ME muss ja im Kernabschnitt "Entwurf" mit einer ebenso streng und transparent formulierten Gestaltungslehre ausgefüllt werden. Und dazu bräuchte es einen Konsens unter den Lehrenden innerhalb einer Hochschule (oder sogar darüber hinaus), der gar nicht zu erzielen ist. |
Hallo Tom,
Ich freue mich, dass Sie sich mit dem Unterrichtsmodell ME kritisch auseinandersetzen.
Nun zur Beantwortung Ihrer beiden Fragen.
1) Sie schreiben: „ ...welche Lehr-Inhalte dort vermittelt werden.“
Das übergreifende Ziel des Methodischen Entwerfens (ME) ist es, im Rahmen der allgemeinen Zielsetzung der Studienordnung Universität GH Essen, die Lernenden zu befähigen, eigenständig und unter Beachtung der vielfältigen nutzerbezogenen Bedürfnisse, gestalterischen, konstruktiven, rechtlichen, gebäudetechnischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, einen qualifizierten Entwurf für ein Bauobjekt zu erstellen. Dieses noch relativ abstrakte Richtziel mußte im Zusammenhang mit den noch näher zu präzisierenden Tätigkeiten des Architekten weiter konkretisiert werden. Dabei ergaben sich folgende Richtziele:
I. GRUNDLAGEN ermitteln,
II. ENTWURF erarbeiten,
III. GENEHMIGUNG erlangen.
Unterhalb dieser Ebene läßt sich eine Reihe von Grobzielen anführen:
Zu I. A Durchführung organisieren.
B Situation aufnehmen und Informationen erarbeiten.
C Nutzung, Gestalt, Technik planen und bemessen.
zu II. D Qualität benoten und gewichten.
E Lösungsmöglichkeiten gestalten und beurteilen.
F Vor-Entwurf durcharbeiten.
zu III. G Eingabeunterlagen herstellen.
Die angeführten Grobziele
· sind bereits auf konkrete Themenbereiche und Aufgabenbeschreibungen bezogen,
· sind in der Regel für jede Projektaufgabe gleich, unabhängig davon, ob es sich um das Entwerfen von Neubauten, Wiederaufbauten, Erweiterungen, Umbauten oder Modernisierungen handelt und
· gewährleisten, daß der Lehrende sein Angebot „Entwerfen” in eigener Ausprägung mit gewissem Freiheitsgrad durchführen kann.
Durch die Orientierung an den Grobzielen werden Lehrende und Lernende angeregt, die für eine Projektaufgabe spezifisch zu leistenden Projektteilaufgaben (siehe ME-Projektleistungskatalog), deren Bewältigung das jeweilige Grobziel erfüllt, selbständig zu finden und zu formulieren. Diese Teilaufgaben sind an das Objekt der Projektaufgabe gebunden und können ihre Gültigkeit verlieren, wenn ein anderes Objekt gewählt wird. Es ist unerheblich, wer die Projektteilaufgaben in den Unterrichtsprozeß einbringt, der Lehrende, die Lernenden oder beide gemeinsam aufgrund einer Absprache. Insofern wirken Lehrende und Lernende gemeinsam an der näheren Konkretisierung der Grobziele mit. Eine Operationalisierung der Lernziele bis herab zu Feinzielen wird jedoch für das ME abgelehnt, damit ein lebendiges Erleben des Entwerfens von baulichen Objekten gefördert wird und Spielräume für selbständiges Handeln bleiben.
Wichtig für den Ablauf des Unterrichtsprozesses ist allerdings, daß sich die Lernenden mit den Zielen identifizieren, d.h. daß ihnen die Ziele im Hinblick auf den Lernprozeß und die Lösung der gemeinsam vereinbarten Projektaufgabe als sinnvoll erscheinen, denn das ist letztlich eine Voraussetzung für den Lernerfolg. (Entnommen aus Homepage, siehe Profil)
2.) Sie schreiben: „Das sehr formalisierte ... ME muß ja im Kernabschnitt ‚Entwurf’ mit einer ... Gestaltungslehre ausgefüllt werden“.
Meine Vorstellung von „Gestaltunglehre“, im Rahmen des Unterrichtsmodells ME, orientiert sich an dem allzu bekannten Leitsatz: „Form follows Function“ . Dabei war und ist mein Haupt-Lehrziel: Der Weg ist wichtiger als das Ziel. Hinzufügen möchte ich noch: Jeder optimale Unterricht muß formalisiert sein, ansonsten entsteht Chaos.
Was den von Ihnen angeschnittenen „Konsens unter den Lehrenden innerhalb der Hochschule“ in Bezug auf Gestaltung anbetrifft, so haben Sie aus eigener Erfahrung während Ihres Studiums ja auch die Erkenntnis gewonnen, dass das „gar nicht zu erzielen ist“. Ich habe es zweimal ohne Erfolg versucht.