Zitat:
Originally posted by Tom "Form follows Function", das Schlagwort der kl. Moderne, reicht doch als entwurfstheoretische Selbst-Verortung nicht aus. Mir scheint, Ihre Theorie hat da einen ausgewachsenen blinden Fleck. Das, was in den Beispielprojekten als gelungene Gestalt präsentiert wird, ist in vielen Fällen ein naiver, gestalterisch unbedarfter Symbolismus. Und diese (unausgesprochene) Entwurfshaltung muss man doch kritisch in Bezug setzen zu anderen Entwurfshaltungen.
"Der Weg ist das Ziel" sagen Sie. Übersetzt im Sinne des ME heißt das: Aus der minutiösen Entwurfsvorbereitung und perfekten Erfüllung der Nutzerbedürfnisse ergibt sich automatisch gute Architektur. Welch ein fataler Irrtum ... |
Sie schreiben:
„Form follows Function, ....reicht als entwurfstheoretische Verortung nicht aus. Mir scheint, Ihre Theorie .... blinden Fleck.
Meine Antwort:
Ihre Kritik in allen Ehren, meine Antwort darauf lautet: Take it or leave it.
Sie schreiben:
„Das, was in den Beispielprojekten als gelungene Gestalt präsentiert wird ...ist in vielen Fällen ein naiver, gestalterisch unbedarfter Symbolismus.“
Meine Antwort:
Wo ist bei den „Beispielprojekten“ die „gelungene Gestalt“ expressis verbis hervorgehoben worden?
Sie schreiben:
„Der Weg ist das Ziel sagen Sie. Übersetzt ... heißt das: .... ergibt sich automatisch gute Architektur. Welch ein fataler Irrtum.“
Meine Antwort:
Siehe meine quote: „Was verstehe ich unter Architektur“
Sie schreiben:
„Mit scheint, Ihre Theorie hat das einen ausgewachsenen blinden Fleck.“
Meine Antwort:
Das Entwerfen ist sowohl die ’liebste’ Beschäftigung von ArchitektenInnen und Architekturstudierende als auch der zentrale Begriff für jene Tätigkeiten, die zu Lösungen
und Ergebnissen bezüglich einer Bauaufgabe führen. Dabei sind schöpferische Gedanken, originelle Ideen und konstruktive Einfälle unentbehrlich. Im allgemeinen sind zwei Grundformen von Entwurfsweisen bekannt, die nachfolgend charakterisiert werden:
Grundform I („Imagination“)
Diese zeichnet sich durch intuitives, phantasievolles, ganzheitliches „Vorstellen“ einer Problemlösung aus. Ausgehend von der Aufgabenstellung und der dem Bearbeiter zum Zeitpunkt ihrer Bearbeitung zur Verfügung stehenden Kenntnislage, wird eine ganzheitliche Lösung erdacht, ohne sorgfältig erarbeitete Entwurfsgrundlagen zugrunde zu legen. Charakteristisch dafür sind zwei Aspekte:
a) eine sinnlich wahrnehmbare Vorstellung ist ganzheitlich ohne Hilfsschritte entstanden
b) bei der Vorstellung ist eine hohe Priorität der formal-gestalterischen Gesichtspunkte zu erkennen.
Erst nachdem diese „Vorstellung“ vorhanden ist, umgesetzt in Massenmodelle, Isometrien, Ansichtsskizzen etc., wird der dabei gefundene Grundriss hinsichtlich seiner Brauchbarkeit in bezug auf die Nutzungsfunktionen großzügig aufgefüllt, um der Lösung der gestellten Bauaufgabe gerecht zu werden. Die noch verbliebenen Räume des Raumprogramms werden oftmals in ihn „reingewurstelt“, nach dem Motto: „Was nicht passt, wird passend gemacht“. Bei dieser Entwurfsweise erfolgt die Auswahl der Hilfsmittel und Prozeduren unsystematisch.
Grundform II („Logik“)
Charakteristisch für die zweite Grundform ist der Versuch, die Problemlösung (z.B. den Entwurf) durch ein systematisches Vorgehen zu erreichen, und zwar durch ein gezieltes Ableiten einer Lösung aus zuvor sorgfältig erarbeiteten Entwurfsgrundlagen. Im Vordergrund steht hier die nutzungsfunktionale Brauchbarkeit. Die Gestalt des Gebäudes ergibt sich sozusagen en passant, sie wird nicht bewußt entworfen. Bei dieser Entwurfsweise kann man entweder algorithmisch oder heuristisch vorgehen.
Vor- bzw. Nachteile der zwei Grundformen des Entwurfsvorgehens
Diese sind durch ihre Charakterisierung bereits gegeben:
· Grundform I zeigt Vorteile in Bezug auf die Gestaltungsambition, Nachteile in Bezug auf die Aufgabenerfüllung.
· Grundform II zeigt die umgekehrte Beziehung.
Mischformen
Zusätzlich zu den zwei beschriebenen Grundformen treten beide in unterschiedlichen Mischformen auf, wobei allerdings üblicherweise eine von ihnen die andere dominiert.
Wegen der jeweils gegebenen Nachteile der beiden vorgestellten Grundformen liegt die Vermutung nahe, daß eine geeignete Mischform die besten Möglichkeiten für einen optimalen Entwurfsprozeß bietet. Das Unterrichtsmodell ME ist eine solche Mischform.
Sie schreiben:
„...perfekte Erfüllung der Nutzerbedürfnisse ergibt ...“
Meine Antwort:
Auf Grund eigener Erfahrungen und intensiven Recherchen kam ich zu dem Ergebnis, daß die Mehrheit der Architekten/innen und Studierende der Fachrichtungen Architektur und Innenarchitektur
· am Nutzer vorbei plant und gestaltet,
· die Wünsche der Nutzer vollständig ignoriert,
· es ihnen anscheinend nur um die Selbstverwirklichung geht.
Fazit: Das Unterrichtmodell ME ist eine Entwurfsweise mit dem Schwerpunkt: NUTZER-orientiert.
Joh.