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Wie Sie aus dem zitierten Kontext erkennen können, war "Disneyland" hier als Frage und nicht als Aussage verwendet worden. Von der "traditionellen Architektur" (zu der ich mich ja hier im Faden "Objektive Qualitätskriterien" bereits geäußert habe) war in diesem Faden von mir aus gar nicht die Rede. Da Sie mich aber so ganz persönlich ansprechen kann ich mir schon denken, woher der Wind weht.
Um auf Ihre Frage doch noch einzugehen. Es handelt sich bei Disneyland wohl um einen Themenpark. In einem Themenpark (so wie auch Legoland) wird etwas dargestellt, vorgeführt, was in realiter nicht so ist, wie es scheint. Im Falle von Disneyland werden Figuren, Gebäude etc aus Comics des gleichnamigen Herstellers in großen Dimensionen in einem, ich sag mal Reservat, materialisiert. Für die Zielgruppe wird "getan als ob" es sich um die Wirklichkeit handelte. Mit der Formulierung Disneyland im Zusammenhang mit Rekonstruktionen gebauchte Wörter, Konnotationen sind meist "falsch", "Kitsch", "unecht", "Täuschung". Um nichts anderes handelt es sich bei Disneyland ja, wie ich ansatzweise versucht habe darzustellen, gemein ist Rekonstruktionsversuchen 2003 ja auch der komerzielle Aspekt: In Braunschweig will man eine Schloßfassade bauen, um dahinter ein Einkaufszentrum zu verstecken. Es handelt sich um eine "Täuschung" mit einem bestimmten Zweck, dem durch einen "decorated shed" Besucher anzulocken, historische Formen zu instrumentalisieren. Diese Fassade wäre materiell "unecht", sie wäre, wie der Großteil anderer Entkernungen auch, auch inhaltlich "falsch". Dasselbe am Dresdner Neumarkt. Statt barocke Keller zu erhalten (also authentische Geschichte, die man in einen Neubau integrieren und vielleicht motivisch verarbeiten hätte können), wurden diese abgerissen, stattdessen stellt man teilweise eine Kopie der barocken Bürgerhäuser, nein, deren Fassaden neu darüber, ohne freilich den Inhalt (Form-Inhalt?). Man "täuscht" also den potentiellen Besucher, man "tut als ob" es sich um ein gewachsenes, historisches, überkommenes Quartier handelte. Die Frauenkirche an sich tut das nicht in diesem Maße, Unterschiede der verwendeten Steine, Form-Inhalt. Subversiv an derartigen Rekos ist, daß sie für den Laien mindestens erst auf den zweiten Blick erkennbar sind. Sie lenken den Blick ab vom eigentlichen, denkmalpflegerischen Problem, man schafft sich eine virtuelle Geschichte, läßt die echte vergammeln, reißt sie ab. Sogar die Sozialisten der 50er Jahre waren mit ihrer "NatiTradi" weiter als wir heute. Statt daß die Apologeten der historischen Architektur vor dem 20. Jhd. und historistisch entwerfen, kopieren sie lieber, versuchen es krampfhaft durch Rekonstruktionen der ersten Nachkriegsjahre zu rechtfertigen, von denen keiner ansatzweise vergleichbar ist. Sie können das bei jedem Beispiel durchdeklinieren: Form-Inhalt, Zeitumstände, Identifikationsgehalt, Zweck...
Einen schönen Tag noch, |