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mika: Offline
Ort: Berlin Beitrag
Datum: 20.03.2008
Uhrzeit: 12:20
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Ich glaube, wir haben lumineas inzwischen eingeschüchtert, in dem wir ihr gesagt haben, was sie eigentlich schon längst wußte.
Es gibt da zwei Probleme und das KV-Problem ist nur das Resultat.
1. Der innere Schweinehund.
2. Verunsicherung durch die Arbeitsmarktlage.
Zu zweitens: Es gibt tatsächlich im Moment viel mehr Stellenausschreibungen als in den letzten zwei Jahren. Leider heißt dass aber nicht automatisch, dass jetzt jeder eine Stelle bekommt, und leider auch nicht, dass es die Stelle ist, nach der man eigentlich sucht. Dazu sind die Büros und die Tätigkeiten als Architekt zu unterschiedlich. Was man aber aus dieser Situation ziehen sollte, ist die Motivation und das Selbstbewußtsein, sich doch wieder auf die Suche zu begeben. Gerade in einem Fall, wie dem hier. Ich kenne das selber, wenn alle jammern, wie schlecht die Arbeitssituation ist, verfällt man leicht in eine Depression und gibt sich mit dem zufrieden, was man hat, auch wenn es sehr viel weniger ist, als andere haben, Hauptsache man hat was. Man gelangt zu der Überzeugung lieber, den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach. Aber jetzt ist eigentlich die richtige Zeit um aus dieser Duldungsstarre auszubrechen. Also die beste Zeit eine Bewerbungsmappe zu machen oder aufzufrischen, wenn man es nicht schon gemacht hat.
Und dann raus damit. Was hat man schon zu verlieren.
Zu erstens:
Zu verlieren hat man höchstens das wohlig warme Verhältnis mit seinem bisherigen Chef und den Alltragstrott, an den man sich so sehr gewöhnt hat.
Dabei vergisst man, vielleicht auch aus Bequemlichkeit, dass der Chef vielleicht nur deshalb so nett zu einem ist, weil man ihm die eigener Arbeit so billig verkauft. Und dass das Büro vielleicht gar nicht mehr existenzfähig wäre ohne dieses Geschenk. Was ich damit sagen will, es ist an der Zeit zu erkennen, dass jeder nur eine begrenzte Lebensarbeitszeit hat, und der Chef verdient nur deshalb mehr, weil er Arbeit schafft. Er sollte aber Arbeit aus eigener Leistung schaffen, und nicht aus den niedrigen Gehältern seiner Arbeiter.
Denn Angestellte bist Du nicht. Und dass ist auch so eine asoziale Haltung vieler Architekten. Klar, wenn die Büros nicht stetig Arbeit haben, ist es ein ziemliches Verlustgeschäft Gehälter zu zahlen wegen Kündigungsschutz.
Aber im Falle einer Beschäftigung als Freiberufler sollte das Büro wenigstens so anständig sein, wenigstens so viel zu zahlen, wie sie zahlen würden, wenn man Angestellt wäre mit Sozialabgaben (das wären meiner Meiniúng nach mindestens 15€/h). Viele rechnen aber so, dass sie nur das zahlen, was ein Angestellter netto bekommt. Dass der davon noch eine KV und PV und eventuelle noch RV selber zahlen muss, und dass diese Beträge höher sind als, dass der Teil den ein Angestellter sonst zahlt, wird ignoriert. Das ist, finde ich, asozial und nicht nett. Also ist der liebe Chef gar nicht so nett, wie er zwischenmenschlich tut.
Und der innere Schweinehund ist der, der einen davon abhält, etwas an dieser Ausbeutung und dem Selbstbetrug zu ändern. Da gilt es zu erkennen.
Wenn Du, lumineas, dass realisierst, wirst Du einsehen, dass Du etwas an Deiner Situation ändern musst, wenn sie Dir nicht gefällt bzw. Du nicht irgendwann einen Offenbarungseid leisten willst, weil Du den Krankenhausaufenthalt nicht zahlen konntest. Und mit nicht gefallen meine ich auch keine KV zu haben, und Angst zu haben, zum Arzt zu gehen oder beim Arbeitsamt Beihilfe zu beantragen, sich trauen zu lassen oder was auch immer. Jeder ist seines eigenen Glückes Schied. Auch wenn manche inzwischen härter zu schlagen müssen.
Und lass es nicht so weit kommen, dass das Schicksal Dich erschlägt.
__________________ Grüße Michael
"Warum soll etwas nicht so gut wie möglich sein ?"
Ludwig Mies van der Rohe, 1964 |