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Ich finde die Erläuterungen zu den Raster-Zwängen als Begründung für die formale Einheitlichkeit aktueller Entwürfe auch zu wenig. Wir hatten kürzlich ein anspruchsvolles Büro-Doppelhaus, dessen oberirdisches Stützenraster mit keinem Parkraster vereinbart wurde - dazwischen wurde einfach eine 1 m dicke Lastverteilerplatte angenommen, die für vollkommene Unabhängigkeit zwischen den 5 Ober- und 3 Untergeschossen gesorgt hat.
Für mich sind diese homogenen Rasterfassaden aus schlanken, stehenden Formaten einfach die aktuelle Konsens- und Mainstreamarchitektur. Sie entstanden vor ein paar Jahren, als das Potential komponierter Lochfassadenbilder "ausgelutscht" schien. Sie hängen mit einem postmodernen Revival stehender Fensterordnungen zusammen (Abkehr von der klassisch-modernen Horizontalität). Sie haben Aspekte einer starken Modularität und im guten Fall den Reiz einer dynamischen Matrix. So eine rationalistische Lochfassade wie auf der 4. Seite des Berliner Schlosses zählt natürlich überhaupt nicht zum Thema; die zeichnet ein Grassi seit 28 Jahren ...
Was sich hinter diesen immergleichen Fassaden innenräumlich tut, ist ein ganz anderes Thema. Dass da oft nichts gewagt wird, ist nur dadurch zu entschuldigen, dass es sich oft um 08/15-Nutzungen handelt, für die ein 08/15-Bauherr eine 08/15-Architektur sucht. Und trotzdem, finde ich, sind diese Gebäude Teil einer guten Baukultur in der Fläche, wenn sie gut detailliert und gut proportioniert sind. Nicht jeder Verwaltungsbau kann und muss eine neue Architektursprache bieten. Architekten hetzen immer von einem Thrill zum nächsten, was heute in Fachkreisen völlig out ist, ist noch nichtmal bei 5% der Bauherren und bei 1% der Gebäude angekommen.
Also: Lasst die guten Büros in Ruhe noch ein paar Dutzend solcher sorgfältig geplanten Standard-Schuppen errichten ... |