AW: Wie ist Euer Entwurfsprozeß (im Büro)? Wird heutzutage nur noch gerendert?
# 2 ( Permalink)
Social Bookmarks:
Ich bin selber ein starker Verfechter vom 3D modellieren.
Da uns mittlerweile die Möglichkeit gegeben ist, fast von vorne herein 3D zu Entwerfen, finde ich es auch gut wenn man die Möglichkeit nutzt.
Natürlich kann man sich vieles "erdenken", aber im Kopf wird so einiges anders dargestellt, als es in Wirklichkeit funktioniert.
Beim 3D Entwerfen kann man sehr schnell feststellen, was funktioniert und was ein Trugschluss ist.
Ich glaube auch, dass viele Fehler oder ungelöste Probleme in 3D viel schneller sichtbar werden.
Wir haben vor kurzem einen 90 Sekunden Rundflug durch ein Parlamentsgebäude gemacht, das wir z.Zt. planen. Obwohl wir die Leitdetailplanung eigentlich schon so gut wie abgeschlossen ist, haben wir zum einen beim 3D bauen festgestellt, wozu wir uns überall doch noch Gedanken machen müssen, zum anderen sind uns innenräumliche Situationen aufgefallen, die im Gesamtzusammenhang dringenden Überarbeitungsbedarf haben.
Ich glaube auch nicht daran, dass bei einem Entwurf erst das Konzept steht und daraufhin ein entsprechender Entwurf angefertigt wird.
In Wirklichkeit entwickelt sich das Konzept doch mit dem Entwurf.
- Erst Fischt man etwas hilflos herum.
- Dann versucht man alles irgendwie sortiert zu bekommen.
- Irgendwann kommt ein Leitgedanke.
- Dann werden die Funktionen geordnet.
- Dabei entsteht vielleicht wieder ein neuer Leitgedanke.
- Irgendwann müssen die Ideen geordnet und optimiert werden.
- Dabei können sich einige Prozesseinheiten wiederholen, bis am Ende ein runder Entwurf steht.
Bei diesem Prozess würde ich nie festlegen wollen, ab wann etwas 3D gebaut werden könnte.
Bei einem Stadion z.B. funktioniert innen eigentlich alles immer gleich. Vorallem die äussere Erscheinung dient der späteren Identifikation.
(Eigentlich fällt mir hier auch nur das Berliner Olympiastadion ein, von dem vermutlich mehr Innenaufnahmen - z.B. für Werbung - genutzt werden.)
Um so eine Gestalt aber in den Griff zu bekommen, muss eigentlich von vorne herein 3D entworfen werden - bzw. es ist schneller.
Einige werden jetzt vermutlich mit dem Argument kommen, dass man das früher auch ohne Computer gemacht hat.
Dem möchte ich aber gleich zwei Dinge entgegenhalten:
1. Ich glaube, dass in den letzten Jahren weitaus aufwendigere Entwürfe entstehen. Früher gab es einige wenige, die die Kopfleistung hatten, um vergleichbar Bauten zu erschaffen.
2. Muss heute noch effektiver und ökonomischer entworfen werden, d.h. man hat immer weniger Zeit, sich die Dinge zu überlegen. (Ganz früher wurde vieles beim Bauen entworfen - dass dürfte sich heute kein Architekt mehr trauen, da er ja vorher die Kosten berechnen muss. Die Handwerker werden leider immer mehr zu reinen Ausführern, die wenn man Ihnen keine Vorgaben macht, immer den schnellsten und günstigsten Weg wählen würden (- zu recht, denn sie bekommen ja auch nicht mehr Geld)
Also mein Tipp:
Lerne aus der Arbeitsmethode im Büro, denn irgendwie muss die Arbeit immer kostendeckend laufen. Wenn Du nicht einen tollen Sponsor hast und dadurch die Architektur als Hobby betreiben kannst - musst Du vorallem lernen effektiv und schell zu arbeiten.
In anderen Büros wird es nicht viel anders laufen! |