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mika
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mika is just really nice mika is just really nice mika is just really nice mika is just really nice

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Datum: 28.08.2009
Uhrzeit: 13:03
ID: 35071



AW: Diskussion über angehängten Grundriss #7 (Permalink)
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Der Architekt ist ein Dienstleister. Er sollte also schon die Wünsche seines Auftraggebers erfüllen. Aber er ist auch verpflichtet seinen AG zu beraten.

Bei Star-Architekten, oder denen die es werden wollen, gibt es eine gewisse Arroganz, die nötig ist, um das Verhältnis zwischen Architekt und Bauherr, bzw. wer architektonisch das Sagen hat, klar zu stellen.

Ich persönlich finde die Idee, das Auto direkt ins Haus zu holen nicht schlecht. Das Auto ist ohnehin die Existenzgrundlage für das Einfamilienhaus auf dem Land, so wie es früher der Ofen war. Warum also nicht.

Der Video-Clip ist grauenvoll. Aber das Gebäude ist nicht uninteressant. Es erinnert entfernt an Frank Lloyd Wright. Allerdings lebt es vor allen Dingen von der Großzügigkeit. Das ist mit einem normalen Grundstück bzw. 120qm oder auch 200qm (Skizze schein diese Größe zu haben) nicht zu machen. Und auch die Baukosten liegen jenseits der 2000€ pro Quadratmeter.

Man könnte natürlich etwas machen, was stilistisch so aussieht, aber es natürlich nicht ist. Ein Fake also. Das wäre aber nicht sinnvoll, weil es keinen Nutzen (in diesem Fall Raum) hat und lediglich Geld kosten um die ungebildeten Nachbarn zu beeindrucken.
Das ist auch der größte Vorwurf, den man diesen ganzen Unterschichten-TV-Sendungen (Schöner Hämmern und Konsorten) machen kann, bei der Auflösung und Schnittgeschwindigkeit der Kamera sieht der normale Betrachter, nicht das es mehr Schein als Sein ist. Auch wenn die Veränderungen der Grundrisse oft besser sind, als die vorgefundene Situation, ist die Ausführung der Veränderungen aus Kosten- und Zeitgründen oft etwas mager. Daher wird dann viel mit Tapete, Farbe und Dekoration gearbeitet, um es im TV schöner Aussehen zu lassen. Aber naja, ist trotzdem oft besser als vorher.

Zurück zu der Skizze. Ich stimme Archimedes zu, die 45° sind eigentlich Platzverschwendung. Das gab's in den Sechszigern/Siebzigern bei den Futuristen und in den Achtzigern/Neunzigern bei den Einfamilienhausbauern, um bei einem 90cm Flur einen Zugang zu zwei Zimmer hinzubekommen.

Für ersteren Fall ist der Rest zu rechtwinklig (das beißt sich regelrecht), und für das zweitere, die Notlösung, besteht ja noch kein Bedarf.
Die Platzverschwendung besteht vornehmlich darin, dass Sie z.B. in der Garage wichtige Fläche im "Umgang" um die Autos verlieren, und auf der anderen Seite, wie bei den kleinen Nebenräumen im Eingangsbereich keinen Platz gewonnen haben. Denn, wenn man z.B. an eine der anschließenden Wände ein Möbel aufstellt entsteht ein Raum bzw. eine Ecke in der außer einem Pott Blumen oder Staub sich da in Zukunft nichts befinden wird.
Also diese 45° Ecken sind eine Notlösung, auch wenn die Fertighaushersteller damit die "hübschesten" Villen "verzieren".

Die Ausrichtung des Grundrisses ist schwierig. Das kann man ohne genau Kenntnis der Umgebung nicht beurteilen. Es ist aber auf lange Sicht bedauerlich, wenn die Garage im Südwesten ist und der Wohnbereich nach Nordenosten, und das nur, weil man von den Nachbarn nicht gesehen werden will. Das stellt sich dann ohnehin die Frage,ob ein freistehendes Haus in einem Neubaugebiet das richtige ist. Die Aufgabe für einen Architekten würde jetzt eigentlich darin bestehen, genau diesen Gegensatz zu lösen.
Das geht aber nicht so einfach, ohne genaue Kenntnis der örtlichen und finanziellen Umstände und einen angemessenen Zeitaufwand für Entwürfe.

Und da die Skizze schon nach 200qm aussieht, und dem entsprechend das Grundstück einen entsprechende Größe zu haben scheint, sollte auch das Geld für einen Architekten drin sein. Als Jurist sollte die HOAI leicht verständlich sein, und darin gibt es die Honorartafeln. Schauen Sie mal nach, was ein Architekt für einen Vorentwurf bekommt. Dann werden Sie sehen, dass das nicht sehr viel ist. Das sollte es Ihnen wert sein. Dafür bekommen Sie dann wahrscheinlich auch das Wohnzimmer im Westen und sind vor den Nachbarn geschützt.
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Grüße Michael

"Warum soll etwas nicht so gut wie möglich sein ?"
Ludwig Mies van der Rohe, 1964

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