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LaHood
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LaHood is on a distinguished road

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Datum: 10.09.2009
Uhrzeit: 00:28
ID: 35206



Wir Architekten

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Ich habe während und nach meinem Studium viele Diskussionen mit meinen Kommilitonen geführt über den IST-Zustand unserer Branche. Gut, ich bin in dem Bereich Berufseinsteiger mag man sagen, andererseits habe ich davor eine praktische Ausbildung im Baubereich abgeschlossen, war selbstständig und auch einmal Abteilungsleiter. Ich führe das nicht auf um Glanz auf meine Person scheinen zu lassen, sondern um zu zeigen das ich Berufserfahrung habe, und ein Teilbildvon dem wie es in der Arbeitswelt zugehen kann, und auch wie Arbeit vergütet wird und vergütet werden sollte.

Die Architekten, von denen ich nun eine Teilsumme bin geben mir allerdings grosse Rätsel auf. Versteht mich bitte nicht falsch, ich möchte nicht provozieren, nur verstehen, aber mir scheint es manchmal das das Architektendasein mit einem hohem Maß an Masochismus verbunden ist. Und das verstehe ich nicht. Wir haben einen Beruf mit einer sehr großen Verantwortung, dem Bauherrn gegenüber, der Gesellschaft für die wir für die Jahrzehnte hinaus das Stadtbild prägen, sind haftbar für jede falsch angebracht Schraube bis in die dritte Generation unserer Familie, aber uns anscheinend nicht Wert, auch nach Wert bezahlt zu werden.

Unwissenheit meinerseits, ständig wechselnde Perspektiven was deren Verbindlichkeit nun angeht, HOAI. Welchen Sinn und Zweck hat die geistige Leistung von einer Unsumme von Personen und auf Papier gedruckten Honorarleistungen, wenn es keine verbindliche Pflicht gibt, sich auch an diese zu halten? Gibt es diese Pflicht nun, oder nicht? Wenn nein, warum dann dieses Brumbamborium darum, dann kann man sich die Mühe doch auch sparen ein Regelwerk zu verfassen. Wenn doch, warum scheint sich keiner dran zu halten, und wo sind die Mechanismen um das zu überprüfen. Immer wieder höre ich in Gesprächem mit Architekten die seltsamsten Geschichten und Rechtfertigungen warum sie nicht das Geld verdienen was sie meiner Auffassung nach verdienen sollten. Verantwortung habe ich bereits erwähnt, mehr oder weniger ständige Verfügbarkeit, immer Termine einhalten zu müssen, immer wieder in die Bresche wegen schiefgelaufener Dinge einspringen, und das dann als Akademiker im Vergleich zu anderen Branchen mit einer marginalen Vergütung? Sorry Kopfschütteln. Ich habe kein Problem zu ackern, aber das quasi umsonst zu machen damit schon.

Nein, ich habe nicht die falsche Branche gewählt, denn ich bin davon überzeugt es liegt an uns selber. Ich habe gerade heute einen Spiegel Artikel über die Arbeitskultur in Deutschland gelesen, und musste schmunzelnd an unsere Branche denken.

Ein Beispiel: Vor 2 Jahren hatte ich unerwartet ein Erbe in Aussicht, ich konnte ermitteln das es sich um 2 Wohnungen in Düsseldorf handelt (weit weg von mir), aber alles andere war nicht klar. Gesetzgeber sieht vor, in so einem Fall musst du zum Notar, ok getan, 2 mal je eine halbe Stunde da gewesen, er die Unterlagen mit Formblättern beim Verwaltungsgericht angefordert. Wo ich dann mit den Ohren geschlackert habe war der Punkt wo eines Tages die Rechnung ins Haus kam. 450 Euro. Und das Beste, das hat der sich nicht ausgedacht, das hat der Staat so festgeschrieben als seine Vergütung.

Nun frage ich mich, warum ist es so schwer das wir Architekten mit erhobenen Haupt unsere Honorare auch einfordern? Weil es zu viele von uns gibt? Wenn wir alle dasselbe nehmen würden, nach HOAI, was würde am Ende übrig bleiben? Die Leistung, sollte es so nicht auch sein. Wir demontieren uns selber wenn wir nicht das in Rechnung stellen was uns auch zusteht. Und das wir zuviele sind, ist mir auch ein Rätsel, wer da nicht seine Aufgaben erledigt. In der niedersächsischen Architektenkammer wird gesagt das jedes Jahr 6000 Absolventen die Universität/FH verlassen mit einem Abschluss, aber nur 2000 aussscheiden. Ich bin nun kein Mathematiker, aber frage mich schon wie dieses Überangebot gerechtfertigt ist. Vor allem die verschiedenen Fakultätsstandorte müssen ja auch bezahlt werden. Wenn eine Professorin allerdings sagt das sie jemanden durchkommen lässt bei seinem sehr schlechten Diplom damit sie/die Universität diesen Studenten nicht noch ein Jahr an der Backe hat (Originalaussage), dann wundert mich allerdings mittlerweile wenig.


Wie ihr seht gibt es da eine Menge Fragezeichen, teilweise durcheinander geworfen, verzeiht mir, aber mir liegt das Thema wirklich am Herzen, und ich habe den Eindruck das sich da nur etwas ändern/verbessern kann wenn wir auch gemeinsam versuchen etwas zu ändern, anzupacken, auch wenn es eine Spur Idealismus enthält. Mich würde daher eure Meinung interessieren, bzw. Ideen wie man die Gesamtsituation verbessern kann.

Danke
Grüße
LH

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