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noone
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noone: Offline


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Beitrag
Datum: 09.01.2010
Uhrzeit: 13:53
ID: 37094



AW: Architekten Gehälter 2010 #10 (Permalink)
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meine allgemeinwirtschalftliche Aussagen beziehe ich eher nicht auf die Architekturbranche, sondern auf dei Wirtschaft im Allgemeinen. Wenn ich z.B. von den ca. 9% Gehaltssteigerung in Frankreich in den Jahren seit Euro-Einführung spreche, dann knüpft diese Aussage an die in Tarifgruppen organisierte Branchen.

Bei tariffreien Branchen wie es leider die Architektur ist, ist es natürlich völlig klar, dass es keiner schafft, zumindest die Inflation in einer Gehaltserhöhung auszugleichen. Oder gibt es hier jemand, der von Jahr zu Jahr es schafft, 1-2% mehr Gehalt zubekommen?

Aus Nachbarländern kenne ich es, dass in der Architekturbranche durchweg schlecht bezahlt wird. Speziell Frankreich - hierzu kann ich am meisten sagen - hat aber traditionell durch alle Akademikerberufe relativ schlechte Einstiegsgehälter. Dort bekommen sogar WIWIs oder BWLer nur ca. 2.200€.

In Deutschland muss man aber fairerweise dazu sagen, dass für die Arbeit, die man als Architekt macht, definitiv zu wenig bezahlt wird. Die Fehlentwicklung liegt wohl auch in unserem Lager, die Architekten haben es mit der HOAI einfach versäumt, ihre Interessen politisch durchzusetzten. Welche Ursachen dies auch immer haben mag - die Konkurrenz untereinander, fehlende gewerkschaftliche Organisation, oder untätige Kammerorganisationen - Fakt ist, dass in der heutigen Situation die Honorare für Leistungen eine faire Bezahlung einfach nicht ausreichend sichert.

Man kann jetzt wieder seitenlang darüber diskutieren, dass Bürokosten, schlecht ausgebildete Architekten oder teure Software Schuld daran sind. Dies sind meiner Meinung nach aber alles Folgen, nicht Ursachen der Lage. Ursache ist meiner Meinung einfach, dass jahrelang (wann gab es die letzte Anpassung der HOAI?) die Architekten es versäumt haben, wirtschaftliche Veränderungen in ihrem Regelwerk einzuarbeiten.

Jetzt stehen wir hier und machen lange Gesichter, benutzen griffige Schlagwörter wie Architektenschwemme, unzureichende Ausbildung, Bürokosten, Unterschreitung der HOAI, Bürosterben und so weiter.

Ich weiss, mein Standpunkt ist sehr theoretisch ausgedrückt, natürlich ist die Realität immer etwas vielschichtiger, als wir es uns vorstellen, trotzdem denke ich, dass wir solange keine sichere Basis erreichen, bis wir das Konkurrenzdenken über Bord werfen, und die Architektur als Berufsgruppe sehen. Eine Organisation nach den Grundwerten unserer Wirtschaft in Tarifgruppen, Arbeitgeberverbände und sonstiges, sowie andere Berufsgruppen in der Bauwirtschaft organisiert sind, ist meiner meinung nach die Einzige Möglichkeit, von der misslichen Lage wegzukommen.