AW: Lohnt es sich heutzutage noch Architektur zu studieren?
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Die Ansprüche an den Bewerber sind ein Thema für sich.
Durch die Bologna-Reform ist das Studium weiter verkürzt worden. Ich greife mal gerne das Beispiel Bauantrag auf:
Wie soll ein Absolvent der Architektur einen Bauantrag machen können? Es gibt unzählige Baugesetze, die brücksichtigt werden müssen. Dieser Teil wird ja an den Hochschulen noch vermittelt. Weiter geht es mit den Planzeichenverordnungen, den Flächenberechnungen, Formularen Tabellen etc etc. Wie soll ein Absolvent dies alles im Studium erlernen?
Wie in allen akademischen Berufen gilt in der Architektur auch, dass die Grundkenntnisse vermittelt werden, und die Leute durch die Basis den Rest selbst dazulernen können.
Die Architektur ist ein hochkomplexes Feld, ein Architekt muss bis ins Detail planen können, und das auch noch Gewerkeübergreifend. Die Handwerker lernen jeweils nur ihr eigenes Gewerk.
Es ist ja völlig klar, dass ein Absolvent sowohl im Entwerfen, bei der Werkplanung und den Bauvorschriften mindestens 2 Jahre braucht, bis er selbstsicher und selbstständig arbeiten kann.
Dreh- und Angelpunkt bei der ganzen Sache ist die Moral der Wirtschaft. Wenn ich als Unternehmen diese Einarbeitung nicht will, kann ich ja erfahrene Fachkräfte einstellen.
Das wollen die Büros aber dann auch nicht, weil man diese Leute dann mit ordentlichen Gehältern abspeisen muss und nicht mehr für dumm verkaufen kann.
Die Büros strukturieren sich so, dass sie genug erfahrene Projektleiter halten, die dann die ständig auszuwechselnden Absolventen bei den Zeichenarbeiten managen.
Der AIP ist - so denke ich - ein ganz guter Kompromiss, der Absolvent bekommt ein relativ niedriges Gehalt, wird aber weitergebildet. Absolventen vor AIP-Zeit bekamen meist noch weniger angeboten.
Die Diskussion dreht sich einfach im Kreis: auf der einen Seite argumentieren die Inhaber, die eigene Wirtschaftliche Interesse verfolgen, auf der anderen Seite die Arbeitnehmer, die unter schlechten Gehältern und Dauerstress leiden.
Studien aus Tarifgebundenen Berufen belegen ja - man denke an Schlecker - dass in Deutschland immer wieder Wege gesucht werden, teure Mitarbeiter mit Billig-Arbeiter auszutauschen.
Dies ist einfach die aktuelle Wirtschaftsmoral. Die der Wirtschaftswunderjahre haben wir längst gegen die Geiz-ist-geil Mentalität getauscht. Ein flächendeckender Mindestlohn ist das einzige, was da Abhilfe schaffen kann. |