Zitat:
Zitat von Kieler In dem von mir zitierten Buch wird übrigens auf das Phänomen
hingewiesen, dass die Bürger über die Vielzahl von Gesetzen und
Verordnungen stöhnen aber bei jeder Gelegenheit nach neuen
Gesetzen verlangen, eben wenn irgendeine Ungerechtigkeit aufgrund
irgendeiner Gesetzeslücke publik wird. |
Da ist doch ein großes Problem: Die Mehrzahl der Bürger fühlt sich ungerecht behandelt, weil sie jeden Tag aus den Medien erfahren müssen, wie sich wieder irgendein Politiker, Großunternehmer oder Prominenter die Taschen voll gemacht hat, weil er durch sein Amt, seine Kontakte oder einfach durch sein Kapital, die bestehenden Gesetze geschickt zu nutzen oder zu umgehen wußte. Diese Leute haben die nötigen Mittel und das Wissen um sich von Experten beraten zu lassen und für sich den besten Schnitt zu machen.
Das bewegt die Gemüter im Volk und natürlich ruft man nach neuen Gesetzen, die das zukünftig unterbinden sollen. Gerade das ist aber der falsche Weg! Jedes neue Gesetz reißt auch wieder neue Lücken auf, erzeugt Widersprüche zu bestehenden Gesetzen oder genehmigt wieder Ausnahmen. Ergebnis ist, daß das System immer komplizierter wird und Leute, die über entsprechende Kontakte oder Berater verfügen werden immernoch daraus ausbrechen können, während der "kleine" Bürger zwischen immermehr Paragraphen und Abgaben gefangen ist.
Ich finde auch der Begriff "Stammtischparolen" ist zu negativ besetzt und wird allzu schnell mit braunem Gedankengut in Verbindung gebracht.
Wer trifft sich denn an sogenannten "Stammtischen"?
Es sind in der Regel normale Bürger, die als Angestellte, Arbeiter, Kleinunternehmer oder Mittelständler arbeiten und sich ihrer in Freizeit mit anderen Bürgern unterhalten und dabei ihrem Unmut Luft machen. Das sind zu mind. 90% aber keine Menschen, die radikale Ansichten haben, sondern sich schlichtweg ungerecht behandelt fühlen und dem "Staatsapparat" ohnmächtig/hilflos gegenüber stehen. Sie finden bei der Politik kein Gehör und müssen sich anderswo mitteilen. Es sind i.d.R. Menschen, die ihrer gewohnten Arbeit nachgehen möchten und dafür ein auskömmklich bezahlt werden möchten, damit sie sich und ihrer Familie einen gewissen Lebensstandard ermöglichen können.
Natürlich regt es diese Menschen auf, wenn Sie erfahren, daß
- bei ihrem Nachbar (25 Jahre alt, gesundheitlich topfit) mit chronischer Unlust zu arbeiten und ohne abgeschlossene Ausbildung erst morgens um 11 die Rolläden hochgehen, vom frühen nachmittag bis spät nachts die Glotze und die Playstation lärmt, aber anscheinend genug Geld da ist um täglich 2 Päckchen Zigaretten zu verqualmen und am Wochenende regelmassig mit den Kumpels durch die Kneipen zu ziehen und auf "dicke Hose" zu machen
oder
- der frühere Schulkamerad mit gleichem Schulabschluß (heute Mitte fünfzig) und seit 35 Jahren als Beamter auf Lebenszeit bei der örtlichen Baubehörde beschäftigt, mittlerweile zum Amtsrat befördert, der jeden Tag um Punkt 16.15 Uhr gut erholt und streßfrei in die Einfahrt rollt, freitags gar um 13.15 Uhr. 600 € netto mehr im Monat hat, regelmässig ein paar Tage wg. kleineren Wehwehchen krankfeiert oder sich auf bezahlten Fortbildungen tummelt und sich bereits Gedanken macht, was er in 5 Jahren mit seiner Pension anstellt, wenn er entspannt mit 60 in den Vorruhestand geht.
oder
- wiedermal ein Promi seine sieben Sachen packt und mit dem ersten Wohnsitz in die Schweiz oder Monaco abwandert, weil er so im Jahr bequem einige Hundertausend Euro Steuern beim deutschen Fiskus einspart und sich dennoch gut und gerne 180 Tage in seiner Villa am Zweitwohnsitz Blankenese aufhalten kann.
Das bewegt die Gemüter am "Stammtisch". Wie ich finde zu Recht!