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Maller
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Maller: Offline


Maller is on a distinguished road

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Datum: 14.07.2011
Uhrzeit: 01:37
ID: 44387



AW: Was sagt ihr eigentlich zu "Stuttgart 21"? #7 (Permalink)
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Ich glaube passend zum Thema ist dieser Wettbewerb hier:
http://www.tatort-stadt.de/
Für Studenten und Absolventen (bis 5 Jahre nach Abschluss).
Offenbar ein Wettbewerb der vom Bundesbauministerium ausgelobt wurde.
Da ist doch grad die böse CDU an der Macht oder...?
Normalerweise ich ich immer schnell dabei wenns um Wettbewerbe jeder Art geht aber bei diesem Thema fällt mir erstmal auch nichts ein.

Zum Thema Bürgerbeteiligung schreib ich mal was ganz böses:
-Ein supertoller Architekt, der in einem Mega-Büro arbeitet, hat logischerweise die Möglichkeit seine Ideen einzubringen bei solchen Projekten.
-Schlechte Architekten (so wie ich, hüstel...), die nicht im Mega-Büro arbeiten, haben logischerweise nicht die Möglichkeit ihre Ideen einzubringen. Und ich persönlich beschwere mich auch nicht darüber. Ich hab halt im freien Wettbewerb verloren.
-Jemand der gar keine Ahnung hat soll seine Ideen einbringen dürfen weil Demokratie herscht? Wenn jemand im Architekturwettbewerb verliert, wird seine Idee nicht berücksichtigt, wenn jemand sich gar nicht erst beteiligt, dann wird seine Idee berücksichtigt weil Demokratie herscht?? Wenn in einem Architekturwettbewerb ein Entwurf gewinnt und 9 verlieren, würdet ihr dann als Verlierer sagen: "Moment, wir sind 9 Verlierer und nur 1 Gewinner, in einer Demokratie zählt aber das Mehrheitsprinzip, also haben die 9 Verlierer das demokratische Recht ihre Ideen umzusetzen..."?? Alles sehr kompliziert...

Ich hab mal so einen Bürgerbeteiligungs-Workshop in einem Rathaus in einer nicht näher genannten Landeshauptsstadt mitgemacht. Das ist im Nachhinein recht bemerkenswert was da abgelaufen ist. Innerhalb von 3 Tagen hat sich so eine Art "gutbürgerliche Mehrheitsmeinung" gebildet, die aussagte, dass die Altstadt kleinteilig werden soll, die Grün- und Wasserflächen verbunden werden sollen, dass kein riesiges Shoppingcenter gebaut werden soll (wir Bürger sind dagegen...) usw. . Jetzt 2 Jahre später wird natürlich nichts davon umgesetzt sondern ein Investor baut ein neues Einkaufszentrum...

Ich grübel hier grad wirklich, wie so eine Bürgerbeteiligung aussehen kann, aber ich bin da wirklich skeptisch, weil ich wirklich zu oft miterlebt habe wo eine solche "basisdemokratische Meinungsfindung" endet. Da in einer "radikaldemokratischen Meinungsfindung" das Mehrheitsprinzip sofort greift, etabliert sich die oberflächliche Mehrheitsmeinung, der uninformierten Beteiligten, einfach zu schnell als dominierende Meinung heraus. In einer wirklich basisdemokratischen Entscheidungsfindung würden einzelne Leute mit guten Ideen zu schnell aussteigen, weil sie sofort in eine Minderheitenposition geraten. Und ich habe einfach das Gefühl, dass viele Leute nach Bürgerbeteiligung usw. rufen nicht nur keine Ahnung von Architektur und Städtebau haben, sondern auch keine Ahnung von Politikwissenschaft. Was heißt es denn wenn man "mehr Demokratie" fordert? Dass nur die Mehrheitsmeinung zählt? Das würde dann erst recht dazu führen, dass einzelne kritische Stimmen von engagierten Bürgern nicht gehört werden... Naja, schwer zu erklären, was ich ausdrücken will, aber einen Versuch war es wert...
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Hier gehts doch nicht um irgendwelche zweitrangigen Nebensächlichkeiten. Hier gehts nur um Architektur...

Geändert von Maller (14.07.2011 um 01:56 Uhr).

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