Zitat:
Zitat von mies Und wenn man ganz ehrlich zu sich selbst ist, sind die meisten Architkturabsolventen keine Entwerfer. In meinem Jahrgang gab es vielleicht 3-5 von ca 50 die wirklich gute Entwerfer waren und da stimmt seltsamerweise die HOAI Aufteilung plötzlich wieder. |
Na, ich weiß nicht. Grundsätzlich stimme ich Dir ja zu.
Aber vielleicht sind von den 50 Absolventen evtl. noch 10 wirklich gute Entwerfer und weitere 10 haben vor/während des Studiums soviel Büroerfahrung gesammelt, dass sie bereits unmittelbar nach dem Studium "praktisch" einsatzfähig sind.
Was ist aber mit den 30 anderen, die weder begnadete Entwerfer sind, noch ausreichend praktische Erfahrung gesammelt haben?
Auch sie wurden während des Architekturstudiums schwerpunktmäßig theoretisch/gestalterisch/ästhetisch ausgebildet und können in den Leistungsphasen nach HOAI 1-9 erstmal kaum wirksam/wirtschaftlich eingesetzt werden.
Dafür gibt's dann nach meiner Auffassung die ersten 1-3 Jahre nach dem Studium um die nötigen Erfahrungen zu sammeln und danach im Büro effektiv mitarbeiten zu können.
Wie kann man innerhalb dieser "Ausbildungszeit" Gehälter (>= 3.000 Euro brutto) erwarten, die sonst in der Branche an erfahrenere und effizientere Mitarbeiter gezahlt werden?
Rein sozialpolitische Argumente, wie Familiengründung, Mietpreise oder toller Abschluß können, so hart es klingt, für den Arbeitgeber erstmal keine Rolle spielen, weil die Kunden/Bauherrn ihm schließlich auch nicht mehr Honorar deswegen bezahlen.
Wer also nicht schon nach dem Studium einen gewissen "Marktwert" als Entwerfer oder Praktiker hat, der muss die "praktische Ausbildung" nach dem Studium nutzen um seinen Marktwert zu steigern. Nach 2-3 Jahren im Job werden die Karten dann (hoffentlich) neu gemischt, aber vorher kann man so selten mehr als 2.500 Euro (brutto) verlangen bzw. muss man ganz am Anfang bzw. in der Probezeit auch mit Gehältern um oder gar unter 2.000 Euro (brutto) eine Weile klarkommen können. Ich würde aber auch nicht ausschließen, dass der ein oder andere 1-2 Jahre nach dem Studium feststellen muss, dass dieser Job doch nicht der richtige für ihn ist, weil er weniger mit dem Studium und dem selbstgemalten Berufsbild zu tun hat, als man anfangs glaubte.