AW: Zukunft der Arbeit - Raus aus den Zwängen, rein in die Selbständigkeit?
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Unsere junge Kreative aus dem Zeitungsartikel hat, so man dem Bericht
glauben schenken darf, aus einer relativ starken und erfolgreichen Position
heraus einen bewussten Wandel initiiert.
Auf keinen Fall ist es aber ein guter Schachzug wenn man unterbezahlt,
unter- oder überfordert und frustriert sein Angestelltendasein aufgibt und
sich im Selbständigendasein die Lösung aller Probleme erhofft, einige
verschwinden und es kommen neue hinzu.
Da man sich höchstwahrscheinlich am Anfang kein Sekretariat und noch nicht
mal eine Putzfrau leisten kann, bleibt auch all diese Arbeit an einem selbst
hängen.
Zu denken, dass der Tag aus gestalterischen Geniestreichen besteht, ist eine
Schimäre, stattdessen hat man tagelang nur Listen vor der Nase, die es
auszufüllen gilt.
Und was das Geld anbelangt, fängt die Selbstausbeutung nach der
Existenzgründung erst richtig an. Sich vor Gericht sein Honorar zu erstreiten,
ist zwar eine interessante Erfahrung, kostet aber trotzdem Zeit und Nerven,
besonders wenn man vorher das Geld für die Honorarrechtschutzversicherung
eingespart hat.
Auch hat man häufg nicht mit der Katagorie Bauherr zu tun, die man sich
erhofft, deren Interesse liegt oft diametral dem gegenüber, was man selbst
im Fokus hat. Geld regiert hier meist die Welt, und dieses kosten raffinierte
Details im Regelfall immer mehr als die kaschierende Leiste, die alles verdeckt.
(auch die Anmutung)
Es gibt natürlich auch viele tolle Bauherrn, aber ein Ausfall von zehn kann
schon einen ganz schönen Schaden anrichten, notfalls auch emotional, wenn
man sich noch alles zu Herzen nimmt.
Ganz schlimm ist jedoch auch wenn das Geld bauseits zwar vorhanden, aber die
Vorstellung von Gestaltung so unglaublich weit weg ist von allem was einem
heilig ist, dann kann man (kostenfrei natürlich) diskutieren und visualisieren
bis der Arzt kommt...
In dieser Situation hört sich das "das würde ich niemals machen" aus
Architektekturstudiumzeiten schon fast ein bisschen niedlich an.
Man könnte da jetzt noch eine ganze Menge weiter dramatisieren, aber dies
soll gar kein Selbstständigkeitsvermiesungsbeitrag sein, denn es muss ja auch
sein Gutes haben, warrum sollte man es sonst machen.
Ich möchte nur davor warnen aus der Not heraus im schlimmsten Fall ohne
Projekt und Kontakte in die Selbständigkeit zu schlittern und die Heraus-
forderungen, die es zu meistern gilt, zu unterschätzen.
Es wird niemand durch die Tür kommen und Dich retten, da kannst Du lange
warten.
Der Weg bis es dann endlich läuft kann ganz schön lang sein, und in der
Rückbetrachtung muss ich dann auch ehrlich sagen, dass wir manchmal ganz
großes Glück gehabt haben. Wenn alles auf das Messers Schneide stand
und innerlich schon die Abwicklung begann, dann ging es trotzdem irgendwie
weiter, man kann sich sogar daran gewöhnen am 25. noch nicht zu wissen
wie man die Rechnungen am 1. bezahlen soll, "schön" ist aber was anderes
und ich denke auch nicht mit Wehmut an die Zeit zurück... |