Ich lese im Moment "A Pattern Language", und da das Buch ja unter Architekten anscheinend sehr bekannt ist, nehme ich an, dass es einige in diesem Forum gelesen haben. Es gibt einige Dinge, die mir aufgefallen sind und vielleicht hat jemand eine Meinung dazu:
Das Buch gibt ja viele "Regeln" sehr direkt vor, wie beispielsweise "Jedes Gebäude, an dem ein Fussgängerweg entlang führt, sollte Arkaden haben" oder "Baue nie höher als 4 Stockwerke". Einige dieser Dinge klingen sehr vernünftig, andere eher nach Geschmacksache, und auch wenn sich der Geschmack häufig mit meinem persönlichen Geschmack deckt, entsteht bei mir das Gefühl, dass diese Anweisungen zu absolut daherkommen, vor allem, wenn die ganze Welt nach diesen Anweisungen gebaut würde (was ja theoretisch der Anspruch des Buchs ist, immerhin starten sie in ihrem ersten Muster mit der Weltkugel). Ob das alles funktionieren würde?
Praktisch wird natürlich niemals die ganze Welt nach dieser Mustersprache bebaut, so dass die Umsetzung von Projekten "eins-zu-eins" nach dem Buch wohl in dem Sinne nicht problematisch ist. Aber die entwerferische Freiheit wird stark eingeschränkt, und an zahlreichen gebauten Beispielen kann man ja auch sehen, dass auch Gebäude, die die Regeln nicht erfüllen, gut sein können...
Das Einschränken der Freiheit wiederum hat wohl damit zu tun, dass sich das Buch nicht unbedingt an Architekten richtet (die sollen ja abgeschafft werden), sondern an Menschen ohne Architekturstudium.
Oder übertreibt das Buch bewusst, weil ohnehin nicht damit gerechnet wird, dass sich jemand an alle Regeln halten wird? ...oder ist das alles ohnehin nicht so ernst gemeint?
Ich kenne einige Leute, die das Buch lieben. Keiner von ihnen baut danach. Das ist auch ein Gegensatz, der mich interessiert: hat das, was sie an dem Buch so mögen, am Ende wenig mit den konkreten Mustern zu tun, die man in dem Buch findet?
Ist es mehr, dass jemand den Versuch startet, die ganze Welt bis ins Detail (Wandaufbau) nach allgemeinen Regeln zu bauen? Oder dass sie so hübsche Bildchen am Anfang jedes Musters haben?
Ich habe beim Lesen oft das Gefühl, dass ich einige Dinge gerne so umsetzen würde, wie sie das beschreiben, andere aber freier handhaben würde. In gewissem Sinne soll man ja auch seine "eigene Mustersprache" finden und Muster abwandeln, aber Muster weglassen? Macht das die Sprache "ungültig", wenn sie eben nicht immer gültig ist?
Oder aber man könnte sagen, dass ja auch in diesem Buch nicht jeder einzelne Entwurfsentscheid (aber fast) durch eine Regel beeinflusst wird, und dass es eben so eine Mustersprache ausmacht, dass sie nie alles bestimmen kann, und man nur noch herausfinden muss, wieviel sie bestimmt?
Mir gefällts. Wenn jemand ein paar Gedanken hat, her damit