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Ich schlage mich zur Zeit mit einem Luxusproblem rum, mit welchem es mir aber sehr ernst ist und für das ich in Kürze eine Lösung finden muss. Wahrscheinlich wird mir hier Keiner eine konkrete Lösung anbieten können, aber dennoch eine kurze Schilderung:
Ich betreibe mein Architekturbüro nun seit etwa 4,5 Jahren selbständig. Habe allein begonnen, dann eine Architektin halbtags eingestellt, dann umgezogen in größere, zentralere, repräsentativere Büroräume mit Rezeptionsservice. Dann weitere Mitarbeiter eingestellt. Zur Zeit arbeiten wir zur Viert einschl. mir. Hinzukommen noch zwei studentische Hilfskräfte.
Die ersten zwei Jahre waren hollprig...wir hatten zwar zu tun, aber es hätte auch hier und da mehr sein dürfen...jeden Monat ging es mit Einnahmen und Zahlungsverpflichtungen gerade so auf. Selbst heute nach mehr als 4 Jahren und einer verbesserten Einnahmesituation konnte ich keine großen Rücklagen bilden...dafür ist das Büro mittlerweile annähernd perfekt ausgestattet, weil ich die Gewinne ständig wieder investiert habe.
Investiert haben wir auch viel in unsere Projekte. Selbst bei kleinen Dingen haben wir uns Mühe gegeben und auch Kunden mit kleinem Geldbeutel nicht nach Hause geschickt. Ich habe mir unheimlich viel Zeit für Gespräche, Kontakte, Anbahnungen, unbezahlte kleine Vorentwürfe und Aquise genommen. Das zahlt sich nun seit ca. einem Jahr aus...die Aufträge kommen mehr oder weniger angeflogen. Größere und kleinere, öffentliche, private, gewerbliche...darunter auch ein paar richtig Leckere.
Nun das Problem:....es wird zuviel....viel zuviel. Mittlerweile könnte ich ein weiteres Büro komplett mit Aufträgen versorgen. Ich stecke als Verantwortlicher in knapp 20 Projekten drin und habe keinen erfahrenen Führungsmitarbeiter unter meinen Angestellten, der mir entscheidende Tätigkeiten abnehmen könnte bzw. gewisse Projekte selbständig betreuen könnte. Den Leuten fehlt entweder die Qualifikation, die Erfahrung und/oder sie sind durch Teilzeittätigkeit nicht ständig verfügbar.
Es gibt im Wesentlichen zwei Lösungsansätze:
1. mehrere Aufträge, vor allem die größeren, absagen und wieder kleinere Brötchen backen, was dazuführen kann, dass dann irgendwann zu wenig zu tun ist bzw. man in der Bedeutungslosigkeit verschwindet und immer nur kleine Brötchen backen wird.
2. Herausforderungen und alle Projekte annehmen, Büro kräftig aufstocken, Mitarbeiter mit Erfahrung und Kompetenz einstellen und schauen das man sich auf einem höheren Niveau etabliert.
Problem hierbei: Kontroll- und/oder Qualitätsverlust, extremer Mangel an brauchbaren Fachkräften, möglicherweise noch mehr Zeitinvest meinerseits (derzeit bereits ca. 70 Stunden pro Woche)
Ich tendiere natürlich zu Lösung 2, aber auch wenn mein Kopf mir nüchtern vorrechnet, wie es funktioniert, rebelliert mein Bauch-(gefühl). Es widerstrebt mir, dass ich zukünftig dann nicht mehr alle Kunden und Baustellen selbst betreuen kann, dass Entwürfe und Kostentreue leiden könnten und das ich mir dadurch das, was ich mir schon weit vor meiner Selbständigkeit aufgebaut habe, darunter leidet. Hierbei geht es vor allem um Zuverlässigkeit, Termintreue, Zeit für das Gespräch mit dem Kunden, konservative Fachkompetenz.
Vielleicht hat der ein oder andere schon vor ähnlichen Entscheidungen in unserem Beruf gestanden und sich richtig entschieden.
Meine Erfahrung sagt mir, dass ein Bauchgefühl selten täuscht...aber welcher Architekt läßt schon interessante und gut bezahlte Projekte sausen??? |