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Jochen Vollmer
 
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Jochen Vollmer: Offline

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Jochen Vollmer is a jewel in the rough Jochen Vollmer is a jewel in the rough Jochen Vollmer is a jewel in the rough Jochen Vollmer is a jewel in the rough

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Datum: 03.03.2014
Uhrzeit: 19:15
ID: 52258



AW: Studium/Praxis #4 (Permalink)
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Ich denke auf diese 1-2 Jahre Baustellenpraxis als verpflichtende Veranstaltung und Zugangsvoraussetzung für den Master kann getrost verzichtet werden. Das wird - wie das verpflichtende Baustellenpraktikum - dann eh irgendwie getürkt oder in der Modellbauwerkstadt oder im Fotostudio, etc. absolviert.

Wichtiger scheint mir während des Studiums die Sinneswahrnehmung zu schärfen. Die Welt ist voll von Architekten, für die Putz eben Putz und Beton eben Beton ist. Dass es da unterschiede zwischen Putz und Putz gibt, die sich auf Verarbeitbarkeit, funktionale Eigenschaften und Ästhetik auswirken entgeht vielen. Dabei entgeht eben auch, wie die Fensterleibung, der Ortganganschluss, die Fensterbank etc. angeschlossen/ ausgebildet sind. Ich würde noch weiter gehen: Das Denken in "Bauteilen" und/ oder "Bauteilschichten" beherrscht der durchschnittliche Absolvent nicht. Er beherrscht es nicht, da beim Entwerfen an der Uni ein "Denken in Bildern" gelehrt wird, bestenfalls noch in Kombination mit einem "Denken in Strukturen".

Die Fügung von Bauteilen und Bauteilschichten im Sinne einer akademisch-geometrischen Übung kommt zu kurz.

Eine 'Zwischenphase' auf der Baustelle wäre da meiner Meinung nach sogar eher hinderlich. Und zwar deshalb, weil die Handwerker ihr Handwerk nicht mehr beherrschen. Sie sind im Laufe der Zeit zum Handlanger der Industrie geworden und somit zum "Anwender von Bausystemen", ohne diese handwerklich zu hinterfragen (z. B. WDVS, Fenster, etc). Anstelle von handwerklichen Bauteilfügungen wird - wenn nicht ein guter Bauleiter mit architektonisch-handwerklichem Verständnis (egal ob mit oder ohne Architekturstudium) präzise Vorgaben macht - einfach alles zugeschmiert mit Epoxy-Silikon-Schaum-Irgendwas oder es wird mit Passleisten zugemacht (natürlich mit Spax sichtbar verschraubt).

Es sind eben diese Fügungen bis ins Detail, die die Qualität ausmachen. Es ist wichtig, neben der Berücksichtigung der "Großform", in der Lehre die Bedeutung und Auswirkungen der Detailausbildung auf die Wirkung der Großform herauszustellen und zu vermittlen.
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