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Tom
 
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Datum: 06.04.2014
Uhrzeit: 15:16
ID: 52504



AW: Ist Architektur noch Kunst? #8 (Permalink)
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Zitat von Davinci Beitrag anzeigen
@Lang
aus der Sicht von Herrn Loos kann man womöglich diese Einstellung sicher verstehen. Allerdings hat die fortschreitende Entwicklung der Architektur, technisch und gestalterisch gezeigt, dass Architektur sicher in eine Kunstform einzuordnen ist.
Dem kann ich nur zustimmen. Spätestens seit einer aufgeklärten Moderne im letzten Viertel des letzten Jahrhunderts muss man sehen, dass Architektur eine über die Funktion hinausgehende künstlerische Komponente hat. Diesen "Bedeutungsüberschuss" hat die klassische Moderne in ihren theoretischen Positionen vernachlässigt, wenn nicht sogar aktiv negiert. Die Theoretiker der Postmoderne wie Aldo Rossi und Robert Venturi, auch ein Mann wie O.M. Ungers, haben ab den frühen 1970ern die autonom-künstlerische Komponente wieder in die Diskussion gebracht.

Man muss bei den Ikonen der klassischen Moderne wie Loos immer sehr misstrauisch sein, was ihre programmatischen Aussagen angeht und das, was sie als Architekt de facto geschaffen haben. Bei dem Haus am Michaelerplatz hat jedes Detail eine über die Funktion weit hinaus weisende kulturelle Bedeutung, auch und vor allem die Materialwahl. Von Loos stammt ja auch "Ornament und Verbrechen", eine Schrift, die mich als Student begeistert und auch belustigt hat. Mittlerweile ist der Ornamentbegriff grundlegend weiterentwickelt worden; dies nur als Beispiel dafür, mit welcher Vorsicht die Klassisch-Modernen noch zu zitieren sind.

Uns hat man als Studenten schon im ersten Semester die einfache Gleichung angeboten:

Kunst = reine Bedeutung
Architektur = Bedeutung + Funktion

Wobei mit Bedeutung der Sinngehalt gemeint ist, den eine Gestalt, d.h. eine mit Bedeutung aufgeladene Form, auf dem visuellen Kanal transportieren kann. Architektur ist nach dem Verständnis immer auch Skulptur im öffentlichen Raum, sei es als expressiver Solitär oder als kontextualistisches, soziale Bezüge suchendes Puzzle-Stück im Bestand. Und für den Nutzer, der das Gebäude von innen erlebt, hat diese Skulptur noch die Dimension der Begehbarkeit.

T.

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