Da ich diesen Thread interessant finde und er auch seit einer Ewigkeit existiert, wollte ich ihn mal am Leben halten. :-)
Ich arbeite seit über 20 Jahren mit CAD, habe es schon im Studium gelernt (dazu natürlich auch per Hand zu zeichnen). Im Prinzip gibt es wohl kaum etwas, womit ich nicht zeichnen könnte.
Was mir in letzter Zeit auffällt ist, dass immer schlampiger mit dem CAD gezeichnet wird, was für mich ein Anzeichen dafür ist, dass das Programm entweder nicht genug Möglichkeiten bietet oder es zu kompliziert ist. Wenn man mal gelernt hat per Hand Pläne zu zeichnen, dann fallen einem sehr viele Sachen in CAD Plänen auf, die eher verwirren als helfen. Von daher würde ich es immer noch sinnvoll finden, dass man immer noch zuerst lernt per Hand zu zeichnen. Ich versuche z.B. in CAD Plänen immer so wenige Linienstile und Linienbreiten zu verwenden, wie möglich, weil zu eng sitzende Linienbreiten im Plott oft kaum zu unterscheiden sind. Man muss immer bedenken, das die Pläne auf dem Bau ein Polier in Händen hält, der mit denen nicht gerade zimperlich umgeht. Alles was zu Missverständnissen führt, führt zu Baumänglen, die zu vermeiden wären.
Auch heute noch bringe ich jedem CAD zuerst bei, dass es seine Grafik meinem Zeichenstil zu entsprechen hat. Das was es per Automatismus nicht kann, mache ich eben dann selbst per Hand (also im CAD in 2D), aber auch nur ein mal, dann kommt es wieder weg. Wenn ein Programm das nicht kann, ist es für mich untauglich. Jede/r ArchitektIn sollte seine eigene Handschrift auch auf das CAD übertragen können. Wir sind ja schließlich keine technischen Zeichner und konstruieren keine Maschinen.
Irgend wie habe ich auch eine Schwäche für die kleineren CAD-Hersteller, allein weil sie auf dem Markt gebraucht werden. Der Großteil der Büros in D sind kleine Krauter, die sich nur ein günstiges CAD leisten können. Für die kommen Programme wie Allplan und Archicad gar nicht in Frage. Wer ein CAD hat, hat oft eine alte Version, weil das Geld für teuere Updates von Allplan und Konsorten fehlt. Die allermeisten zeichnen weiterhin in 2D. Nur wenige konstruieren, nach meiner eigenen Erfahrung nach, in 3D und dann nicht um Massen heraus zu holen und/oder zu BIMsen, sondern nur als Überprüfung ob auch alles passt, wenn noch Zeit ist.
Die Hauptaufgabe beim CAD-Zeichnen ist für den Großteil immer noch die Werkplanung und für die braucht man kein 3D. Von daher sind die großen Platzhirsche für die meisten völlig überfrachtet. Übrigens mag ich die kleinen CAD Hersteller auch deswegen, weil die einen nicht mit Herumgepfusche im System belästigen und man nach jeder kleinen Komponente, die man am Rechner austauscht, gleich ein Freischaltmarathon machen muss. Wenn das auch noch an WE oder Feiertag passiert und am nächsten Werktag muss die Planung im Briefkasten sein, dann gute Nacht. Diese Gängelung der Großen stört gewaltig.
Achja, ich zeichne meist mit Allplan und komme damit bestens zurecht. Gefehlt hat mir da nichts, eher nutze ich da kaum die ganze Vielfalt und einfachere Versionen wären mir weit lieber. Mir hat Microstation besser gefallen als AutoCAD, weil es eine Tick intuitiver zu bedienen war als ACAD. ACAD ist mir zu technisch, zu ruppig, es ist einfach kein Werkzeug für Architekten/Creatives. Dem kommen Programme wie Allplan, Archicad oder Vectorworks schon näher. ArchiCAD fand ich beim 2D-zeichnen nicht so locker wie Allplan, dafür ging in 3D einiges einfacher und schneller. Ich nutze übrigens auch viel Rhino, weil ich damit auch viele Aufträge für die 3D-Creatives mache und ihnen bei ihren Projekten zuarbeite. Allerdings nutze ich es nur selten als Zuträger für das CAD.
Für Visualisierungen sind mir die Datenmodelle der CADs einfach zu chaotisch, deswegen bastle ich die Häuser meist in Rhino nach, das geht oft schneller als die Datenlawinen zu säubern und für das Renderprogramm aufzubereiten. Oder zumindest wird ein nicht unerheblicher Teil nachgebaut und nur das wieder verwendet, was relativ einfach und schnell wiederverwertbar ist.
Naja, welches ist besser? Keins. Alle haben ihre Einschränkungen und Macken. Die Platzhirsche sind zu überfrachtet und haben eine zu große Marktmacht, die wiederum das CAD-Weltbild des Nachwuchses beeinflusst (die heute immer nach den Größten suchen und so die Großen immer größer werden lassen). Monopole sind schlecht und so sehe ich auch die Monopolisierung des CAD Marktes mit gemischten Gefühlen.
Interessant finde ich, dass in studentenlastigen Foren Archicad überwiegt, im architektenlastigen Foren dann wieder Allplan.
Auf welches CAD sollte man sich im Studium festlegen? Egal, weil man sich auf Arbeit das CAD nicht selbst aussuchen kann und nach Murphy hat das Büro wo man Arbeit findet ein anderes CAD als das, mit dem man im Studium gelernt hat. Hat man eines begriffen, ist die Einarbeitung in andere leichter, als wenn man völlig bei Null beginnt.