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Royal_Living: Offline
Beitrag Datum: 12.03.2012 Uhrzeit: 12:01 ID: 46332 | Social Bookmarks: Hallo liebe User - eure Meinung ist gefragt! Mich würde interessieren was ihr zu der These sagt, dass barrierefreies Bauen ein Marketing-Gag ist, was viele Architekten und Investoren nutzen, um gerade die älteren Menschen anzulocken. Welcher Meinung seid ihr? Und wo liegt der Unterschied zwischen "barrierfrei" und "altengerecht"? Würde mich über eure Stellungnahmen freuen. P.S. Dies dient für eine Arbeit an der ich gerade schreibe. |
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Jochen Vollmer: Offline
Ort: Kassel Beitrag Datum: 12.03.2012 Uhrzeit: 13:14 ID: 46333 | Social Bookmarks: Die Bedeutung von "barrierefrei" ist durch die DIN 18040 (früher DIN 18024 u. 18025) eindeutig und rechtssicher festgelegt. Von "altengerecht" wird häufig dann gesprochen wenn die Festlegungen der o. g. Normen nicht 100%ig erfüllt sind aber einige prizipielle Vorkehrungen getroffen wurden. (z. B. Aufstellen eines Pflegebettes ist möglich, aber Norm-Abstände werden unterschritten; oder eine bodengleiche Dusche ist vorhanden, aber die Bewegungsfläche davor entspricht nicht der Norm; etc) Dazu ist zu sagen, dass auch durch diese "nicht" normgerechten Vorkehrungen eine erhebliche Erleichterung für die Zielgruppe erreicht wird. Das sogar oft mit deutlich geringerem Aufwand als wenn die Norm zu 100% erfüllt würde. Gerade in Sanierungen sind die Vorgaben oft wegen der Bestandsituation gar nicht zu erfüllen. Ob das ein Marketing-Gack ist. Weiß nicht. Vielleicht kennst Du jemanden, der in privater Pflege schon mal ein Familienmitglied selber gepflegt hat. Da ist man für jede Erleichterung dankbar... und sei es "nur" wenn die Oma mit dem Rollator selbstständig auf den Balkon gelangen kann.
__________________ jochenvollmer.de Geändert von Jochen Vollmer (12.03.2012 um 13:19 Uhr). Grund: Zahlendreher in Normangabe verbessert |
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Royal_Living: Offline
Beitrag Datum: 12.03.2012 Uhrzeit: 13:33 ID: 46334 | Social Bookmarks: Vielen lieben Dank für die Antwort! Die Din Normen habe ich mir eben angeschaut bzw. ausgedruckt. Verstehe ich das richtig, wenn ein Projektvorhabensträger angibt bzw. damit wirbt, dass es sich um barrierefreie Wohnungen handelt, dass er dementsprechend auch alle Normen erfüllen muss, die in 18040 feststehen? Wenn dem nicht so ist bzw. wenn er nicht 100% die Normen erfüllt, darf er dann diesen Begriff überhaupt gebrauchen und damit werben? |
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fst: Offline
Ort: Berlin Beitrag Datum: 12.03.2012 Uhrzeit: 13:44 ID: 46336 | Social Bookmarks: Wie würdest Du einem Menschen mit Behinderung erkären, das er nur aufgrund eines "Marketing Gags" in öffentliche Gebäude reinkommt! Wenn Du Barierefreiheit als Marketing Gag bezeichnest, sagst du doch eigenlicht das es keinen Nutzen hat und nur für ein besseres Marketing gemacht wird. Nur weil eine Eigenschaft durch das Marketing genutzt wird, macht es diese doch nicht schlechter. |
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Royal_Living: Offline
Beitrag Datum: 12.03.2012 Uhrzeit: 14:10 ID: 46337 | Social Bookmarks: Nein das war jetzt nicht meine Absicht barrierefreies Bauen schlecht darzustellen. Ich hatte vor einiger Zeit die Gelegenheit gehabt bei einer Baumesse dabei zu sein. Dort wurden einzelne Wohnprojekte dargestellt und komischerweise stand sogut wie bei jedem Investor als Überschrift dick und fett "barrierefrei und altengerecht". Die Besucher dieser Baumesse waren auch überwiegend ältere (60Plus). Kaum kamen sie in die Halle, war die erste Frage: Welcher Investor bietet hier barrierefreies und altengerechtes Wohnen für uns an? Ich hatte danach die Gelegenheit mich mit einem der Investoren zu unterhalten und dieser sagte mir, dass es ihm so vorkam als wären an dem Tag die Investoren nur nach diesen Signalwörtern ausgesucht worden. Alles andere geriet somit in den Hintergrund. Ich bezweifle stark, dass alle Besucher wussten was eigentlich alles zu barrierefreiem Wohnen zählt. Ältere sind ja generell leichter zu manipulieren um es mal hart auszudrücken. Ich denke barrierefreiheies Wohnen sollte sogut wie jedes Wohnhaus anbieten. Aufzug, Türbreite von mind. 90 cm, treppenloser Eingang in das Haus, etc. Das sind doch Dinge, die mittlerweile Gang und Gebe sind. Sprich, muss man es dann noch extra groß hinschreiben und rausposaunen? --> Das ist das für mich eine Marketingstrategie, die anscheinend wirkt. Aber ich möchte eben auch die Meinung von anderen hören, vielleicht sehe ich das ganze aus einer völlig falschen Sicht. |
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Royal_Living: Offline
Beitrag Datum: 12.03.2012 Uhrzeit: 14:15 ID: 46338 | Social Bookmarks: Barrierefreies Bauen ist meiner Meinung nach zukunftsorientiertes Bauen. Also nicht, dass ihr mich hier falsch versteht. |
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Jochen Vollmer: Offline
Ort: Kassel Beitrag Datum: 12.03.2012 Uhrzeit: 14:21 ID: 46339 | Social Bookmarks: Zitat:
Zitat:
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Jochen Vollmer: Offline
Ort: Kassel Beitrag Datum: 12.03.2012 Uhrzeit: 14:26 ID: 46340 | Social Bookmarks: Ich würde es anders beschreiben: Am Markt gibt es eine größer-werdende neue Zielgruppe: die älter werdenden Menschen. Deshalb war es klar, dass es früher oder später ein Angebot dafür geben wird.
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Royal_Living: Offline
Beitrag Datum: 12.03.2012 Uhrzeit: 14:55 ID: 46341 | Social Bookmarks: Danke für die Rückmeldung. In gewisser Hinsicht hast du Recht, was den letzten Punkt angeht, aber ich spreche von Neubauten, bereits bestehende Wohnhäuser die vor Jahren errichtet wurden sind nicht das Thema. Gerade jetzt wird doch überall in den Medien berichtet, dass die Gesellschaft älter wird und dass es immer mehr ältere Menschen gibt. Das beeinflusst ja auch die Wohnpolitik und die Immobilienwelt. Ich habe in den vergangenen Monaten nichts anderes gehört als "Barrierefreiheit" und weitere Begriffe wie: altengerecht, seniorengerecht und ähnliches. Aber barrierefreies Bauen betrifft ja nicht nur die älter werdende Gesellschaft, sondern auch die jungen Leute. Ich meine, wir wollen doch alle ohne große Umstände in die Wohnung reingehen können. Barrierefreies Bauen ist zukunftorientiertes Bauen, da will ich keinem widersprechen, aber es muss ja auch was negativ dran geben. Und von Seiten der Investoren hatte ich das Gefühl, dass es eine gute Vermarktungsstrategie sei, um Kunden anzulocken. So nach dem Motto: Man hört jetzt überall "demogrpahischer Wandel... älter werdende Gesellschaft und siehe da ... es kommen Signalwörter wie barrierefreies Bauen und desgleichen... Ich bin weiterhin der Meinung, dass ältere Menschen leichter zu manipulieren sind, vielleicht nicht ALLE, aber ein Großteil. Man kann ihnen leichter was einreden und sie von einer Sache überzeugen. Bei der Baumesse auf der ich war schien es mir eher darum zu gehen wer hier mehr Kunden anlockt und die beiden Begriffe haben Wunder bewirkt.... |
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Royal_Living: Offline
Beitrag Datum: 12.03.2012 Uhrzeit: 19:12 ID: 46345 | Social Bookmarks: Hat denn sonst keiner mehr was zu sagen? |
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fst: Offline
Ort: Berlin Beitrag Datum: 12.03.2012 Uhrzeit: 19:50 ID: 46346 | Social Bookmarks: Zitat:
Man sollten die "Alten" aus den Kaffefahrten über die RTL 2 berichtet nicht mit der Realtät verwechseln. Warum willst Du unbedingt etwas schlechtes an Barierrefreiheit finden? Nur weil du viel davon hörst ist es doch nicht schlecht oder verkehrt. Negativ wäre höchstens wenn jemand es nur für das Marketing benutzt, es aber nicht umsetzt. Geändert von fst (12.03.2012 um 20:17 Uhr). | |
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Royal_Living: Offline
Beitrag Datum: 12.03.2012 Uhrzeit: 20:30 ID: 46347 | Social Bookmarks: Ich brauche negative Aspekte des barrierefreien Bauens, weil ich die Aufgabe bekommen habe darüber zu diskutieren und das ganze von einer kritischen Seite zu betrachten. Es fällt mir schwer dies zu tun, weil ich im Grunde das barrierefreie Bauen befürworte, allerdings denke ich, dass man in der Immobilienbrange diesen "Trend" ausnutzt. Vielleicht tun dies nicht alle Projektplaner und Architekten, aber genau das was du gesagt hast ab Ende trifft es aus den Punkt: "Negativ wäre höchstens wenn jemand es nur für das Marketing benutzt, es aber nicht umsetzt." Ich meine nur weil "barrierefrei" draufsteht heißt ja nicht, dass auch barrierfrei drin ist oder? Ich kann mir gut vorstellen das Projektplaner damit werben, ob es im Endeffekt realisiert wird weiß man in dem moment ja auch nicht. Zudem glaube ich kaum, dass nicht jeder genau beschreiben könnte, was "Barrierefreiheit" bedeutet geschweige denn überhaupt weiß, dass es eine Din-Norm gibt, die Grundlagen vorgibt. Ich habe mal eben noch im Internet gesucht und auf einer Seite die Erklärung zu Barrierefreiheit gefunden. Dort stand unter anderem, dass man gerne auch Begriffe wie "altengerecht" und "seniorengerecht" als Synonyme verwendet, was schnell zu Missverständnissen führen kann. Und genau das ist doch der Punkt? Investoren nutzen diese Begriffe und locken damit die Kundschaft an. Das wäre doch der negative Apekt der ganzen Sache? |
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Jochen Vollmer: Offline
Ort: Kassel Beitrag Datum: 13.03.2012 Uhrzeit: 11:45 ID: 46350 | Social Bookmarks: Negativ ist daran die vorsätzliche "Verschleierungstaktik" durch irreführende Begriffswahl. ABER: Gleichzeitig ist das u. U. auch nur eine Art des Schutzes um sich als Investor vor Käufern zu schützen, die am Ende wegen der Unterschreitung der Abstandsflächen im Milimeterbereich dem Verkäufer arglistige Täuschung vorwerfen und ihr Geld zurückverlangen.
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Royal_Living: Offline
Beitrag Datum: 13.03.2012 Uhrzeit: 13:46 ID: 46351 | Social Bookmarks: Diese These gefällt mir: "Negativ ist daran die vorsätzliche "Verschleierungstaktik" durch irreführende Begriffswahl." --> Aber "Verschleierungstaktik" in welchem Sinne? Den zweiten Absatz habe ich allerdings nicht ganz verstanden. Könntest du mir den bitte noch genauer erklären? Die Sache ist die, dass ich über diese These diskutieren muss, allerdings fehlen mir die nötigen Argumente, weil ich in dem Gebiet einfach keine Erfahrung habe. Was ich bis jetzt sagen würden wäre eben, dass Barrierefreies Bauen in gewisser Hinsicht zukunftsorientiertes Bauen ist und im Grunde alle Altersklassen anspricht, weil wir früher oder später auch in eine Situation kommen bzw. in das Alter, wo das Erreichen der Wohnung und auch das Erreichen von Nahversorgern und anderen täglichen Bedürfnissen schwerer wird und man so baulich versuchen muss das Leben gerade für Hilfebedürftige und Ältere zu erleichtern. Die Din-Normen geben uns die Grundlagen dafür und es wäre meiner Meinung auch sinnvoll diese rechtlich zu verankern und es als Pflicht bei einem Neubau einzuführen. So, dass zumindestens die untern Wohnungen den Vorschriften der Din-Normen entsprechen. Leider ist es aber auch so, dass dieser Begriff und alles was dazu gehört gut und gerne als Strategie für die Vermarktung von Wohnprojekten genutzt. Häufig wissen die Leute gar nicht was sich hinter den Begriffen "barrierefrei" und altengerecht" verbirgt. Sie fühlen sich einfach nur angesprochen und das ist das Ziel vieler Investoren. Wenn man sich die Din-Normen anschaut, so ist es gar nicht mal so einfach wirklich alles einzuhalten was drine steht. Altengerecht ist jedoch sogut wie jeder Neubau eines Wohnhauses, wenn man sich mal die Türbreiten anschaut, die Höhe der Lichtschalter, die Eingänge, die vorhandenen Aufzüge. Sprich, das hat eigentlich jedes neue Wohnprojekt. Stellt man allerdings zwi Investoren gegenüber und einer erwähnt diese Signalwörter von denen ich als spreche und der andere nicht, so werden eine überwiegende Anzahl von Interessenten eher zu dem Investor gehen, der irgendwas von "barrierefrei" und "altengerecht, seniorengerecht, etc." verspricht bzw. erwähnt. Was würdet ihr zu meinem Gedankengang sagen? Ist dieser gut begründet oder denkt ihr, ich stelle mir das ganz völlig falsch vor? |
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Jochen Vollmer: Offline
Ort: Kassel Beitrag Datum: 13.03.2012 Uhrzeit: 14:09 ID: 46352 | Social Bookmarks: Stell dir vor, du kaufst eine Wohnung, von der dir gesagt wird sie sei barrierefrei. Es gibt Leute, die dann mit dem Zollstock nachmessen und sich dann bei Abweichungen (Unterschreitung der Norm) beklagen, dass eben diese nicht eingehalten ist. Somit läge also eine Täuschung durch den Verkäufer vor wenn er die Wohnung zuvor als barrierefrei gekennzeichnet hat. In der Folge wird Schadenersatz angemeldet. Dem lässt sich vorbeugen durch eine andere Begriffswahl bedingt vorbeugen.
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