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Tom: Offline
Ort: Rhein-Ruhr
Hochschule/AG: Architekt Beitrag Datum: 08.09.2013 Uhrzeit: 13:44 ID: 50887 | Social Bookmarks: Hallo zusammen, im Augenblick läuft ja die Ruhr Triennale, mit ihrer Mischung aus Musik, Tanz, Oper, Performance, Installationen, etc. Ich fände es klasse, wenn Leute, die sich was angeschaut haben und begeistert oder verärgert waren, hier ein paar Zeilen dazu hinterlassen. Bisher habe ich nur das beunruhigend tönende "Test Pattern" in der Kraftzentrale im Landschaftspark Duisburg-Nord angeschaut, das in diesem imposanten Raum auf 100 m schon einen bleibenden Eindruck hinterlässt (kenne die Halle bisher nur von Konzerten). Die Möglichkeit, auf das Pattern drauf zu gehen, sich hinzulegen oder zu setzen und das Ganze auch noch von der Galerie aus der Vogelperspektive zu erleben, intensiviert die Eindrücke um ein Vielfaches. In der Zeche Zollverein in Essen gibt es 2 weitere Triennale-Installationen, die Wasserskulptur vor Schacht XII ("Tower") und eine Videoinstallation in der Mischanlage ("Silence, Exile, Deceit" von Douglas Gordon). Hier habe ich im letzten Jahr schon eine tolle Videoinstallation gesehen (Michal Rovner, "Current"). Die Mischanlage mit den überwiegend schräg verlaufenden Wandflächen der ehemaligen Misch-Trichter ist schon ein spannender Raum für sich - und wenn in die Begrenzungsflächen dieser Räume noch eigens für sie komponierte Bewegt-Bilder eingewoben werden, fühlt man sich wie im Innern eines rätselhaften Kontinuums. Die hochwertig ausgebauten, ehemals industriellen Veranstaltungsräume in Rhein-Ruhr scheinen die Jahre gut zu überdauern. Auch wenn die Architektur der Einbauten schon bald 15-20 Jahre alt ist, haben die Räume immer noch überwiegend eine tolle Aura (besonders z.B. die Gebläsehalle im Landschaftspark Duisburg-Nord). Die größtenteils in einer robusten Stahl- und Sichtbeton-Sprache gehaltenen Einbauten haben jetzt schon selbst eine Patina, die sie in nicht unangenehmer Weise immer näher an die historische Industriebau-Substanz rückt. Die Industrieanlagen vor der Tür, die den Jahreszeiten ausgesetzt sind, verfallen aber offenbar, ohne dass auch nur 1 EUR Unterhaltsaufwand investiert würde (der Bedarf wäre auch uferlos). Der Hochofen im Landschaftspark Duisburg z.B., der ursprünglich kunstvoll illuminiert war und zu jeder Tages- und Nachtzeit frei begehbar, ist mittlerweile gesperrt. Ich habe mich als Student schon mit diesen postindustriellen Konversionsprojekten intensiv befasst - eine Antwort darauf, ob und wenn ja wie diese Orte längerfristig erhalten werden sollen/können, habe ich noch nicht. Mittlerweile sind die Außenanlagen großräumig umzäunt und mit dem Hinweis "Lebensgefahr" versehen. Das Konzept, die Anlagen zum Teil stehen zu lassen und einfach den Zeitläuften zu überlassen, war ja auch ein kostengünstiges. Ich persönlich finde es mehr als schade, wenn das alles in sich zusammenfällt. Gleichzeitig ist auch die Vorstellung, die (nutzlosen) Anlagen aufwendig als Kulisse zu konservieren, absurd. Insofern muss man die besondere Qualität dieser Orte noch in sich aufsaugen, solange es sie so noch gibt. Und dann muss eine neue Generation von Industrie-Denkmalschützern und Stadttheoretikern entscheiden, was man damit anfängt. T. Geändert von Tom (08.09.2013 um 15:58 Uhr). Grund: Präzisierung |
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