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holger: Offline

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holger is on a distinguished road

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Datum: 01.08.2005
Uhrzeit: 23:28
ID: 10345



erfahrungsbericht - vertane chance...

#1 (Permalink)
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hi,

ich muss hier auch nochmal was zum besten geben, auch wenn mir alles andere als danach zumute ist. ich fühle mich beschissen.

nun mal zur sache:

ich hatte einen job. nein im ernst ich hatte tatsächlich einen job!

aber nicht lange!

was war passiert?

das frage ich mich selber. ich werde für das was ich jetzt schreibe wahrscheinlich auch kaum mitleid oder verständnis ernten aber ich oute mich trotzdem...

nach der ellenlangen zeit in der ich auf der suche nach arbeit und das auch noch im architekturbereich war hatte ich vor ca. 1 1/2 Monaten gleich
2 bewerbungsgespräche in verschiedenen büros.

ich nahm zuerst eine halbtagsstelle in einem kleinen büro (für sehr wenig geld) an. das büro hat in meiner gegend einen ganz guten namen und deshalb wollte ich einfach weiter erfahrung dort sammeln.

dann kam es. ein relativ grosses und äusserst gutgehendes büro hatte sich tatsächlich für mich entschieden. als ich zum zweiten mal eingeladen wurde, wollte ich noch eben ein paar entwürfe zeigen, aber es ging schon um die "harten fakten"(zitat) also geld!

die bezahlung war für meine verhältnisse verdammt gut, wenn auch auf basis freier mitarbeit, aber trotzdem verdammt gut.

ich hatte bereits zuvor mit dem senior-chef und dem prokuristen gesprochen und beim letzten mal wars dann der junior chef und der prokurist. ok.

wir hatten uns halt noch unterhalten was ich so kann und was eher nicht.
ich wollte diesmal volle kanne ehrlich sein und hab denen erzählt, dass ich eigentlich alles mache nur "bauleitung" wär halt (noch) nicht mein ding!

jaja, alles klar.
am 18. des letzten monats ging ich dann hin.
man erzählte mir welches projekt ich mitbearbeiten sollte.
grosses hotel im raum aachen. umbau in ein "handicap"-hotel + seniorenwohnheim. hunderte zimmer.

was sollte ich tun?
zunächst mal "mit bauleitung machen" weil wohl notstand herrschte!

bauleitung?

von da an hab ich nix mehr kapiert. bei mir ging voll die blockade im hirn ab.
ich wurde mit einem erfahrenen bauleiter alle 7 etagen rauf und runter geschleppt, sollte dinge aufnehmen und notieren...wurde direkt in baubesprechungen mit den hotel-chefs und baufirmen etc. geschleppt.

an einem tag dauerte die besprechung 4 stunden! mir war kotzübel.
ich hatte ständig das gefühl im falschen film zu sein. engelchen und teufelchen kämpften in meinem hirn.

man erzählte mir dann noch, dass der bauleiter in urlaub fährt und ich dann die baustelle zusammen mit dem prokuristen allein schmeissen sollte!

natürlich muß ich das nicht perfekt können, hieß es...aber irgendwie sollte es laufen.

ich war in dem moment schon auf dem absteigenden ast. ich muss dazu sagen, daß ich auch privat eine stressige zeit hatte und in den wochen vorher einige male zu beruhigungsmitteln gegriffen hatte...

...trotzdem war das jetzt ein realitätsschock...totale ernüchterung...so hatte ich mir den job nicht vorgestellt. vielleicht irgendwann mal, aber jetzt?

ich hab schliesslich die letzten jahre hauptsächlich mit zeichnen verbracht!
natürlich will man nicht immer nur als "diplom-bauzeichner" arbeiten, aber das ging mir einfach zu schnell.

ich war froh als ich einen tag lang ein behinderten bad planen durfte und mit behindertenverbänden telefonieren musste, ehrlich...damit ich nicht in diesen besprechungen sitzen musste.

schliesslich hatte ich dem prokuristen während einer autofahrt meine bedenken mitgeteilt. wir hatten uns wirklich nett unterhalten.
es hieß halt, dass man bei dieser stelle halt in nächster zeit auch projekte alleine leiten solle...

kurz gesagt: ich hab den job hingeschmissen.

ja. ich konnte es irgendwie nicht. ich war total blockiert. selbst einfachste tätigkeiten dauerten diesmal 3mal so lange.

ich hab natürlich prügel dafür bezogen...den job einfach hinschmeissen, bei der aktuellen lage...etc.

klar. vielleicht sogar zurecht.

hab ich die chance meines lebens versiebt?

kann mir das jemand von euch sagen?

sicher hätte ich unter schmerzen weiter machen können (zwar völlig unkonzentriert) nur ums auszuhalten. vielleicht wäre es später besser geworden...war ja ne moderne firma mit tollen computern usw.

aber in dieser situation konnte ich es einfach nicht.

tja. vielleicht ist es ja dem ein oder anderen von euch auch mal ähnlich ergangen?

oder ihr sagt mir einfach, dass ich blöd bin...

schreibt mir einfach was dazu.

wisst ihr, ich hab über dieses dilemma natürlich festgestellt, dass ich mir in der rolle des "architekten" (der grosse manager) vielleicht gar nicht gefalle.

ich meine, ich war ja nur ein kleiner mitarbeiter, aber trotzdem muss man ja irgendwie mit der rolle klarkommen, oder?

klar sitze ich jetzt da und denke, ob der beruf überhaupt etwas für mich ist! zumindest der wirklich praktische teil. ich dachte auch, dass die sache mit der baustelle und den besprechungen natürlich sein muss und auch mit das wichtigste ist, aber diesmal gings irgenwie schief bei mir. bei mir im kopf.

für diesen job musste man einfach fitter sein.

ach ja, der prokurist sagte mir noch, dass ich keine ausnahme sei und dass
die hochschule diese wirklichkeit natürlich gar nicht unterrichtet...etc.
die von der th wissen ja noch weniger, hiess es...

ich fühle mich schlecht. vor allem tut es mir auch um das ach so benötigte geld leid. aber ständig mit kopfschmerzen da rumrennen?

erwarte eure beiträge.
__________________
-------------------
Schönen Gruß
Holger

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Jochen Vollmer: Offline

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Jochen Vollmer is a jewel in the rough Jochen Vollmer is a jewel in the rough Jochen Vollmer is a jewel in the rough Jochen Vollmer is a jewel in the rough

Beitrag
Datum: 02.08.2005
Uhrzeit: 00:14
ID: 10346



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Lieber Holger,

zunächst einmal möchte ich sagen, dass es mir außerordentlich schwer fällt eine Antwort zu verfassen. Ich weiß nicht ob ich die richtigen Worte finde um das, was ich denke, verständlich mitzuteilen. Gerade das Beantworten solcher Postings, so scheint es mir, ist in adäquater Weise nur mit sehr viel Lebenserfahrung möglich. Ich bewundere den von Dir aufgebrachten Mut, Deine Erlebnisse zu schildern.

Unmittelbar in den ersten Berufstagen mit einer derartigen Aufgabe konfrontiert zu werden ist schon ein dicker Hammer. Zumindest sehe ich das so. Gerade in das Thema Bauleitung muss man hereinwachsen. Nicht zuletzt gehört auch ein persönliches Auftreten dazu, dass man als junger Mensch gar nicht an den Tag legen kann. Auf der anderen Seite ist der berühmte Sprung ins kalte Wasser, auch eine Art zu lernen und an der Situation zu wachsen. Der von Dir geschilderte Ablauf ist allerdings schon eine harte Nummer.

Ob Du gleich soweit gehen solltest in Frage zu stellen, ob der Beruf für Dich geeignet ist, weiß ich nicht. Ich halte das Betätigungsfeld für zu groß, als dass sich im Thema nichts finden ließe. Außerdem haben sich bei Dir ja bereits Schwerpunkte herausgebildet, wie auf Deiner Homepage ersichtlich ist.

Was ich gar nicht nachvollziehen kann, ist die Haltung des Arbeitgebers. Mit welcher Erwartung hat er sich für einen ‚frischen’ Diplomanden ohne nennenswerte Berufserfahrung(?) entschieden? Vor allem wo er doch genau weiß, das im Punkto Bauleitung keine Erfahrung/Kenntnisse zu erwarten sind.

Ich kann die Entscheidung nachvollziehen, obwohl ich selbst nach einem anderen Weg gesucht hätte. Aber das lässt sich aus der Position des Beobachters immer leicht sagen.

Kopf hoch!
__________________
jochenvollmer.de

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secretgarden: Offline

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secretgarden is on a distinguished road

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Datum: 02.08.2005
Uhrzeit: 00:25
ID: 10347



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lieber holger!

auch ich muss sagen dass ich deinen mut dein negatives erlebnis hier vor uns allen zu schildern ausserordertlich bewundere.

ich bin selber seit 2 jahren auf der suche nach einem festen job und kann dich so gut verstehen. hört sich ziemlich klischeehaft an ich weiss.....

das was mir dabei so durch den kopf ging hat mein vorschreiber schon geschrieben.
ich habe dem nur noch hinzuzufügen:

hast du nicht versucht, ehe du den job geschmissen hast, erst mit deinem chef darüber zu reden??
oder warst du so total blockiert??

ich kann deine panik aber echt verstehen. mein vater ist selber architekt und ich habe mich mal mit ihm über bauleitung unterhalten.
und er meinte zu mir " kind bauleitung ist das schwierigste feld an der architektur. man kann so viele fehler machen und ist dann auch noch dafür haftbar.
er selber hätte viele jahre gebraucht um darin stark zu werden.

vielleicht muntert dich das auf und kopf hoch!
nicht am eigenem weg zweifeln.
du wirst auch bauleitung lernen irgendwann aber nicht mit so einem miesen kopfunterreinschmiss von deinen chefs.

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ehem. Benutzer
 
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Burkhard: Offline


Burkhard is on a distinguished road

Beitrag
Datum: 02.08.2005
Uhrzeit: 00:33
ID: 10348



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Es tut mir leid, das es so gekommen ist.
Klingt eigentlich als wenn du nur überfordert gewesen bist.
Sicherlich ist die Praxis etwas anderes, als einem die Hochschule beibringt, deswegen wäre es wichtig auch in einen Job hinein zu wachsen.

Was du machen kannst ist es zu überprüfen, in wie weit du dich selber blockiert hast, in dem du dich unter Druck gesetzt hast und in wie fern du
eine Vorstellung mit hineingebracht hast, die nicht der Realität entsprach.
( Oder nicht deinen jetzigen Fähigkeiten, denen du entsprechen wolltest.)

Wie schlimm es letztendlich von Seiten der Firma war, oder was dein Anteil war, kann dir kein Außenstehender wirklich sagen.
Aber wenn du dich so schlecht gefühlt hast, ist es dein gutes Recht den Job zu schmeißen. Da solltest du auch nicht in Vorwürfen verfallen. Versuche es für dich dahingehend zu verarbeiten, das bei einer neuen Chance dieser Druck nicht wieder so aufgebaut wird.

Vieleicht solltest du auch deinem Arbeitgeber deutlich zu verstehen geben, das du als Neuling diesem nicht gewachsen bist, so das du die Möglichkeit gehabt hättest auf eine andere Position zu kommen.
Es klingt ein bißchen auch wie Flucht, den Job gleich zu schmeißen...aber diese Dinge solltest du dir ( ehrlicherweise ) beantworten können.

Übrigens, das du dich in der Rolle als großer Manager nicht gefällst, weißt du doch gar nicht, denn dazu hättest du dir selbst die Chance einräumen müssen. ( Selbst wenn der Bau den Bach runtergeht, oder dein Chef dich vorher feuert. Aber wie hättest du dich gefühlt, wenn es alles reibungslos geklappt hätte? Dann würdest du vieleicht denken du bist der geborene Manager ) Du warst nicht lange genug dabei um die wirklichen, täglichen Schwierigkeiten zu kennen, die dieser Job mit sich bringt, um über ihn zu urteilen. Gib dir beim nächstenmal die Chance und dann dem großen Manager und dann beurteile ob du trotz Erfolg darunter leidest.

Nebenbei: Bauleitung wäre nicht dein Ding! und: volle Kanne ehrlich!

Dann sofort Bauleitung? Die haben dich ins kalte Wasser geschmissen,
nicht um dich zu brüskieren, deine Ehrlichkeit festzustellen....
sondern eher um deine Belastbarkeit zu testen. Sie werden nicht erwartet haben, das du alles lupenrein hinbekommst eher wie gehst du mit den Dingen um von denen du sagst das es nicht dein Ding ist.
Es ging also wie ich meine nicht allein um die Sache, sondern auch um dich.
Und das sollte es dir beim nächstenmal auch gehen!

Du wirst noch weitere Chancen bekommen.

Gruß Burkhard




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ehem. Benutzer
 
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Burkhard is on a distinguished road

Beitrag
Datum: 02.08.2005
Uhrzeit: 00:40
ID: 10350



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sorry, habe die Buttons verwechselt-also canceln!

Burkhard



[/B][/QUOTE]

Geändert von Burkhard (02.08.2005 um 13:51 Uhr).

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Francis: Offline


Francis is on a distinguished road

Beitrag
Datum: 02.08.2005
Uhrzeit: 13:12
ID: 10352



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Schön, dass du den Erfahrungsbericht hier geschrieben hast, war sehr interessant und auch mutig von dir!!!!

Erstmal vorweg, du hast nicht die Chance deines Lebens versiebt, es kommen ganz sicher auch neue Jobangebote und andere Herausforderungen, also hake es ab, als passiert, aber lass dich davon nicht entmutigen und mach dir keine Vorwürfe!

Aber, vielleicht solltest du dir beim nächsten Mal überlegen, was denn im schlimmsten Fall passieren könnte, man könnte dich feuern, aber das wars auch schon, zur Haftung wirst nicht du, sondern dein Büro herangezogen, erst recht, wenn du noch kein Kammer-Mitglied bist, also deshalb auch für deine persönliche Entwicklung, auf jeden Fall durchhalten, egal was kommt. Vielleicht hättest du die paar Wochen (es war ja abzusehen, dass der echte Bauleiter wiederkommt) sogar ganz gut gemeistert, was meinst du wie toll du dich dann gefühlt hättest, vielleicht hätte es dir dann sogar Spass gemacht.

Noch eine Story von mir: Ich hab nach dem 4.Semester mein Paxissemester gemacht (jeder kann sich vorstellen, wie "weit" man nach 4 Sem. ist) ich hab mit einem Dipl.Ing. (frisch von der Uni, hatte aber ein eigenes Projekt) zusammengearbeitet, Sanierung einer Schule (Dach, Decken, Fenster), ich hab die Ausführungsplanung gemacht, er hat natürlich kontrolliert, und fast jeden Tag gings raus zur Baustelle, gucken wie es läuft. Ab und zu auch Besprechungen. Irgendwann hatte dieser Dipl.Ing. auch mal ein paar Tage Urlaub, und ich sah meine grosse Chance kommen, endlich könnte ich auch mal alleine auf die Baustelle, ganz wie ein echter Architekt! So kam es aber dann leider nicht, alleine durfte ich nicht raus, keiner fuhr zur Baustelle, und nach ein paar Tagen war der Dipl.Ing. ja wieder da und alles lief wie gewohnt weiter. Aber ich war echt frustriert, ich hätte es echt gerne gemacht! Nun war die Lage auch etwas anders, es war kein grosses Projekt, und die Pläne waren ja eh von mir, ich war seit Wochen schon mitgefahren und kannte mich bezogen auf dieses Projekt schon einigermassen aus...nur ich war ja noch Student, im 5. Semester, wie konnte man mir da richtige Verantwortung übertragen.
Aber, der Dipl.Ing. kam frisch von der Uni, hatte ein eigenes Projekt, hats durchgezogen, ab und zu mit dem Chef abgesprochen, aber alles alleine (naja, mit mir zusammen ;-)) gemacht, auch eiskaltes Wasser, und das war dann echt mein Vorbild. Er meinte oft, er müsste eben alles nachlesen, hat ziemlich viel auch zuhause nachgeschlagen, kannte sich ja auch nicht mit allem aus, aber er hats erfolgreich abgeschlossen!
Und das wünsche ich mir für meinen nächsten Job im Arch.büro, ein eigenes Projekt, auch mit Bauleitung, an dem ich wachsen kann.

Ich glaube, in der Beziehung hat mir mein Auslandsaufenthalt echt gut getan (siehe anderer Threat) weil ich jetzt keine Angst mehr vor zu grossen Aufgaben habe, ich kann ganz sicher auch nicht alles, aber ich versuche alles, im schlimmsten Fall wird man eben gefeuert (zum Glück noch nie passiert) aber im viel wahrscheinlicheren Fall kriegt man alles irgendwie auf die Reihe und wächst an seinen Aufgaben, und kriegt dadurch eine Menge Selbsbewusstsein.

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Beitrag
Datum: 02.08.2005
Uhrzeit: 13:14
ID: 10353



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Kopf hoch und neu bewerben!

Zunächst möchte ich Dir meinen Respekt für Deinen Beitrag und Deine Ehrlichkeit versichern. Ich hätte wahrscheinlich nicht den Mut/die Lust gehabt eine solche Negativerfahrung hier zu schildern.

Ich denke Du solltest aber jetzt nicht direkt alles negativ sehen oder gar Deine Zukunft als Architekt in Frage stellen. Das Du nicht der geborene Bauleiter bist, bedeutet aber nicht das Du allgemein ein schlechter Architekt bist. Bauleitung ist, wie schon beschrieben, wirklich eine sehr spezielle Aufgabe, die im Gegensatz zu den anderen Architektenaufgaben außerhalb des Büros stattfindet. Ich glaube kaum, daß man an irgendeiner deutschen Hochschule wirklich auch nur annähernd auf diese Aufgabe vorbereitet wird. So etwas kann man wirklich nur in der Praxis lernen, aber dazu muß man die Chance und genügend Zeit bekommen. Leider wollte man Dir diese Lehrzeit nicht zugestehen und gab Dir auch keine Gelgenheit Deine anderen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.

Mach das Beste aus der Situation: Sehe es als eine lehrreiche Erfahrung, die Dir gezeigt hat, wo Du Defizite besitzt und glaube weiter an Dich. Verbessere entweder Deine Qualitäten in diesem Bereich oder gehe der Sache vorerst aus dem Weg in dem Du Dich nur noch gezielt für Entwurf und Planung bewirbst.


Zwei Freunden von mir, allerdings Bauingenieuren, aber ebenfalls ohne Bauleitungskenntnisse, ging es ähnlich. Sie wurden auch bei zwei verschiedenen Straßenbaufirmen direkt und ohne Vorbereitung in die Bauleitung geschickt und mußten sich durchbeissen. Sie haben es zwar geschafft, aber es war eine extreme psychische Belastung für die Beiden.
Die Angst vor Fehlern oder vorm Versagen ist enorm gewesen. Das steckt keiner so leicht weg.

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Datum: 02.08.2005
Uhrzeit: 17:19
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war jetzt gerade 3 monate am Bewerben, und habe jetzt eine chance bekommen, als freier Mitarbeiter in Vollbeschäftigung einen Job zu bekommen. In dem Büro werde ich wohl auch von a-z alles machen. Nach dem ganzen Frust der Bewerberei hüte ich mich, Chancen wegen Bezahlung oder Büro-Profil nicht wahrzunehmen. Im Moment sieht es so schlecht aus, dass man alle Möglichkeiten austesten sollte.

Konkret weiss ich ja natürlich nicht, wie sehr Dich der Job belastet hat, und es ist immer einfach so aus der Ferne eine Kritik abzulassen. Ich finde, dass es ein Hammer von dem Büro ist, dich gleich auf diese Art und Weise zu überfordern, aber ich persönlich hätte wohl eher statt zu kündigen versucht, erst mal mit meinem Chef über meine Probleme zu reden. Dann weiss ich, warum der Chef mich so überfordert, oder zumindest ob er am physischen und psychischen Wohl seiner Angestellten interessiert ist. Wenn mir dann Intoleranz und Unverständnis entgegengebracht wird, kann ich ja den Job immer noch schmeissen.

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holger is on a distinguished road

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Datum: 02.08.2005
Uhrzeit: 18:03
ID: 10365



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hallo zusammen,

nachdem ich meinen text geschrieben und schon abgeschickt hatte, kam mir tatsächlich der gedanke wie ich meinen beitrag wieder löschen lassen kann! ich dachte mir auch...uiui...vielleicht zu persönlich zu intim.

aber scheiss drauf.

jetzt bin ich umso mehr erfreut wieviele nette beiträge gefolgt sind!

dafür danke ich euch! ganz im ernst...rückmeldungen finde ich bei so ner sache irgendwie sehr wichtig, weil ich mich selber im moment gar nicht einzuordnen weiss.

nochmal kurz zu euren antworten:

-ja, es stimmt, ich hatte nicht die zeit meine wirklichen stärken zu zeigen

-es stimmt aber auch, dass ich mir selber diese zeit gar nicht erst gegeben habe..das bin ich selber schuld

-es ging mir bei diesem job aber (vor allem nervlich) sehr schlecht...und ich weiss daher nicht mehr ob das wieder vorbei gegangen wäre (phasenweise) oder geblieben...ich konnte das nicht mehr unterscheiden

-ja, ich glaube schon, dass ich mich besser gefühlt hätte, wenn die sache irgendwie positiv gelaufen wäre und ich durchgehalten hätte...diese perspektive konnte ich letzte woche aber überhaupt nicht erkennen. mir gings zu schlecht damit.

-um zu wachsen braucht man schon dann und wann erfolgserlebnisse. ich weiss nicht ob die "ganz automatisch" kommen wenn man einfach nur "durchhält"???

-naja, zu den chefs: die hatten wahrscheinlich nur not und brauchten einen mann verstärkung...und aufgrund meiner erscheinung/alter haben die mir das halt irgendwie zugetraut...fataler fehler.

-ich habe übrigens auch versucht zunächst einen anderen job dort erledigen zu können...da war aber irgendwie nix zu machen

-nachdem ich klartext geredet hatte(schon sehr früh) hatten die sich natürlich schon beratschlagt und dann gedacht, dass es dadurch später auch zu problemen kommen könnte...
-ich hatte sogar gesagt, dass ich eine weitere woche versuchen möchte, aber sie hatten angeblich schon jemand anderen bestellt, da die baustelle
"ja laufen solle". war ich auch nicht böse.


----------------------------------

mag jetzt komisch klingen, aber ich muss euch noch was anderes fragen...

die bezahlung?

ich bin mir da sehr unsicher. der prokurist sagte mir beim letzten gespräch, dass der chef die zeit selbstverständlich bezahlen werde...etc.

angeblich werden die mitarbeiter dort immer ende des monats bezahlt.
jetzt ist aber schon anfang des monats und ich hab son mulmiges gefühl, dass da irgendwas nicht stimmt!

ich hoffe nicht, dass die meine zeit als "schnuppertage" gesehen haben!

was glaubt ihr?
ab wann würdet ihr euch dort melden?
__________________
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Schönen Gruß
Holger

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Datum: 02.08.2005
Uhrzeit: 18:13
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Wielange warst du denn genau beschäftigt?
Schnuppertage könnte man höchstens bei 1-3 Tagen so ansehen, finde ich.
Ich würde jetzt vielleicht erst noch abwarten, ist ja erst der 2.8. und dann nächsten Montag mal nachfragen. Kann ja sein, dass die zum 1.8. überwiesen haben, aber das Geld braucht ja in der Bank auch immer ein paar Tage...
Da sie dir ja zugesichert haben, dass du das Geld bekommst, ist es ok, nachzufragen. Ausserdem hast du beim Nachfragen ja nicht deinen Ex-Chef am Telefon, sondern eine Sekretärin, und die klärt das dann für dich.

Ich denke du kriegst das Geld auf jeden Fall noch. Und wie gesagt, vielleicht haben sie ja echt schon überwiesen, und es ist eben nur noch nicht auf deinem Konto...

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Beitrag
Datum: 02.08.2005
Uhrzeit: 19:19
ID: 10367



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Hallo Holger,

wenn ich Deinen ersten Beitrag richtig gelesen habe, dann hast Du so knapp 2 Wochen dort gearbeitet. Gab's denn keinen Vertrag?

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Beitrag
Datum: 02.08.2005
Uhrzeit: 19:40
ID: 10369



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Zitat:
Originally posted by Francis
Da sie dir ja zugesichert haben, dass du das Geld bekommst, ist es ok, nachzufragen. Ausserdem hast du beim Nachfragen ja nicht deinen Ex-Chef am Telefon, sondern eine Sekretärin, und die klärt das dann für dich.

Ich denke du kriegst das Geld auf jeden Fall noch. Und wie gesagt, vielleicht haben sie ja echt schon überwiesen, und es ist eben nur noch nicht auf deinem Konto...
Einige Tage zu warten ist sinnvoll. Allerdings klärt das die Sekretären
nicht "für Dich" sondern "für den Chef". Davon ist auszugehen.
Sollte die Stimmung bei einem ersten Telefonat eine alsbaldige Zahlung
nicht vermuten lassen, sollte das Anliegen dringend unter Verweis auf
die entsprechende Vereinbarung schriftlich an den ehem. Arbeitgeber
herangetragen werden. Ich rate sogar dazu ein Zahlungsziel zu setzen!

Um an sein Geld zu kommen hilft nur 'lästig' zu sein.
__________________
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Beitrag
Datum: 02.08.2005
Uhrzeit: 19:56
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Hi Holger,

grundsätzlich schließe ich mich den Reaktionen auf Deinen Beitrag an. Allerdings muß ich auch zugeben, daß ich - auch aufgrund früherer Beiträge von Dir - das Gefühl habe, dass Du in der Tat nicht sehr belastbar bist. Du baust Dir offenbar im Vorfeld einen riesigen Berg auf, anstatt einen Schritt nach dem anderen zu machen. Solche Berge scheinen dann plötzlich unüberwindbar und verursachen Panik, die sich in Kopfschmerzen oder ähnlichem ausdrücken kann. Ich kenne das von mir auch, wenn auch weniger im beruflichen Bereich. Man kann aber viel dagegen tun. Man darf es nur nicht ignorieren, indem man davor wegläuft oder die Schuld woanders sucht. Könnte es sein, dass diese Reaktion auf die Überforderung eine Art Verhaltensmuster widerspiegelt?

Im konkreten Fall würde ich auch sagen, sieh den Vorfall als abgehakt an, und mach Dir im Nachhinein keinen Kopf wegen des verlorenen Jobs. Du solltest aber hinterfragen, warum Du so unter Druck standest und die Ursachen dafür finden, damit Du in Zukunft besser damit umgehen kannst. Zwar war die gestellte Aufgabe nicht angemessen für die Situation, aber ich würde auch sagen, dass man Deine Belastbarkeit prüfen wollte und dass es eine Aufgabe war, die irgendwie zu bewältigen gewesen wäre. "Ins kalte Wasser geworfen werden" ist nach meiner Erfahrung an der Tagesordnung, vor allem zu Beginn des Berufslebens. Alles ist dann ungewohnt und neu. Aber man hat ja i.d.R. auch nette Kollegen, die einem ggf. mal unter die Arme greifen.

Wie auch immer. Du solltest daran arbeiten und nach vorne sehen. Die letzte Chance war das sicher nicht, aber es wäre vielleicht auch eine gewesen, die Dich in Deinen Potenzialen bestärkt hätte.

Ich wünsche Dir viel Erfolg. Denn die Auseinandersetzung mit den eigenen Ängsten und Grenzen ist nie angenehm oder leicht. Aber - es lohnt sich ganz sicher. Einen ersten Schritt hast Du ja schon gemacht, wie mir scheint .

Grüße,
Samy

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Burkhard: Offline


Burkhard is on a distinguished road

Beitrag
Datum: 02.08.2005
Uhrzeit: 21:58
ID: 10372



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Burkhard

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Datum: 02.08.2005
Uhrzeit: 22:41
ID: 10373



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hi samsarah,

ich weiss zwar jetzt nicht ganz genau in welchen früheren beiträgen ich meine troubles derart veräussert habe wie hier...aber irgendwie hast du auch recht!

ich kann dir aber nur eins versichern. ich kenne viele ursachen für mein verhalten. und die ängste...naja glaub mir einfach, dass ich einige dinge erlebt habe die auch hartgesottenere in wanken bringen würden...das ist aber privat.

man kann aber das nicht immer trennen.

ich weiss natürlich, dass ich nicht rumlaufen kann und sagen "hallo, nehmt bitte rücksicht auf mich, ich hab zwar einiges drauf aber ich suche einen kuscheljob für nicht belastbare!" das wär ja schön.

nur, ist es auch so, dass ich eben nicht explizit nach dem super ego-test job für steinbeisser bin...das wäre das andere extrem. ich hatte irgendwie gehofft schon was leisten zu können aber eben erstmal in gebieten in denen ich mich zumindest schon auskenne!

diesmal waren halt die firma, die leute und die tätigkeit neu...
...mag für manche cool sein, für mich wars aber in diesen tagen zuviel.

ist schon was dran mit dem berg...dass ich mir den noch dazu geschaufelt habe...ich hab immer vieles gleichzeitig im kopf.

du hast recht irgendwie fehlt mir das NACHEINANDER.

in solchen situationen krachts dann halt zusammen.

vielleicht ist ja die buße für die gekündigte sache, dass ich jetzt irgendwie pakete packen muss oder sowas in der art, denn ich wusste ja eh schon, dass die guten jobs nicht gerade auf der straße liegen...is mir bestens bekannt.

-----------------------

nochwas. ich denke auch, dass ich mit der sekretärin gar nix zu regeln habe...da muss ich wohl oder übel schon den chef oder vize am apparat haben.
__________________
-------------------
Schönen Gruß
Holger

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