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Datum: 16.04.2009
Uhrzeit: 10:36
ID: 33433



Jobaussichten, oder falsche Perspektive?

#1 (Permalink)
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Hi,

ich bin schon seit geraumer Zeit schwer am Überlegen nächstes Semester Architektur zu studieren. Über eine Freundin bin ich mit der Materie in Kontakt gekommen. Und es interessiert mich wirklich sehr. Halt mehr der kreative und gestaltende Aspekt, und weniger Bauphysik und Statik. So wie es wahrscheinlich bei den meisten der Fall ist.

Natürlich habe ich auch mitbekommen dass die Jobaussichten anscheinend recht düster sind. Doch ist es wirklich?

Ich habe auch mit meiner Freundin darüber geredet, und sie hat gemeint, dass es international ganz anders ausieht. Sie meinte in London, Dubai,...irgendwo wird immer gebaut.

Sie meinte auch dass viele Architekturstudenten "etwas faul" wären, was die Konkurrenzsituation dann wieder relativieren würde, wenn man sich wirklich reinhängt.

Kann hier jemand was dazu sagen? Irgendwie denke ich nämlich auch, dass nur weil in Deutschland die Joblage schlecht ist, es International ja nicht genauso sein muss.

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Datum: 16.04.2009
Uhrzeit: 14:37
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AW: Jobaussichten, oder falsche Perspektive?

#2 (Permalink)
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Architekturstudium = 2-3 Monate Dauerabgabestress pro Semester = Vollzeit + Nachtschicht + Magengeschwür + Präsentation + Kritik von Professoren und Assistenten

Ich kenne kaum Studienkollegen die das gleiche mitmachen. Die meisten lungern in Vorlesungen rum und lernen dann gegen Ende des Semesters auf die Klausuren.... (die kommen bei uns noch dazu). Mediziner dürften noch ähnlich viel Stress haben, aber ansonsten ist unser Studium echt knallhart.


Bezüglich der Jobs: in Krisenzeiten sind auch international sehr viele Arbeitsplätze gefährdet, z.Z. geht in Dubai, Irland, GB und Spanien nicht mehr viel.....

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Datum: 16.04.2009
Uhrzeit: 16:33
ID: 33439



AW: Jobaussichten, oder falsche Perspektive? #3 (Permalink)
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Na wenn das Studium so sch$/§§" ist, wieso machens dann so viele, und ziehens dann so viele durch?

In jedem Studium gibt es Schattenseiten. Bei uns maulen die Chemiker rum, dass sie so viele Laborpraktika haben, die Mediziner sowieso, die BWLer, dass das ganze Jahr Prüfungsstress ist, die Maschinenbauer, dass sie soviel Mathe pauken müssen und keine Frauen kriegen

Und wenn du wissen willst, was willkürliche Benotung einer Arbeit ist, dann studier mal was Geisteswissenschaftliches

Geändert von martymccloud (16.04.2009 um 16:52 Uhr).

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Datum: 16.04.2009
Uhrzeit: 16:50
ID: 33440



AW: Jobaussichten, oder falsche Perspektive? #4 (Permalink)
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...man kann ja in Zeiten der Wirtschaftskrise die Kreativität anderswertig nützen und sich an einem Hausbauprojekt im Ausland beteiligen...denn in vielen Ländern herrscht Dauer-Krise und das Dach überm Kopf ist nicht selbstverständlich!

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Datum: 17.04.2009
Uhrzeit: 08:30
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AW: Jobaussichten, oder falsche Perspektive? #5 (Permalink)
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Zitat:
Zitat von martymccloud Beitrag anzeigen
Na wenn das Studium so sch$/§§" ist, wieso machens dann so viele, und ziehens dann so viele durch?

Warum beginnen soviele Architektur zu studieren? Gute Frage.

Ich denke, daß Viele die ohne Vorkenntnisse oder Joberfahrungen Architektur studieren gewisse "romantische" Vorstellungen davon haben. Das man besonders kreativ sein kann, viel rumkommt, ein hohes gesallschaftliches Ansehen genießt oder viel Geld verdienen kann.
Diese Punkte treffen, wenn überhaupt, nur in kleinen Teilen zu und noch längst nicht auf alle die irgendwann mal Architektur studiert haben.

Oft wird Architektur auch als "leichte" Alternative zum Bauingenieurstudium gesehen, obwohl es zwei sehr unterschiedliche Fächer sind.

Das mit dem Studium durchziehen ist auch ein interessanter Punkt.
Nicht alle die ein Architekturstudium beginnen, ziehen es auch durch. Bei uns lag die Quote so bei ca. 65-75%, die es letzendlich durchgezogen haben. Davon haben dann wiederum ca. 10-20% unmittelbar nach dem Studium etwas anderes als Architektur gemacht. Es gab Leute, die noch nach 8 oder 10 Semestern hingeworfen haben, weil sie dem Streß nicht mehr standgehalten haben oder aufgrund schlechter Jobaussichten nach dem Studium schon früher in einen sichereren Bereich gewechselt haben.

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Datum: 16.04.2009
Uhrzeit: 15:53
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AW: Jobaussichten, oder falsche Perspektive? #6 (Permalink)
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Zitat:
Zitat von martymccloud Beitrag anzeigen
Halt mehr der kreative und gestaltende Aspekt, und weniger Bauphysik und Statik. So wie es wahrscheinlich bei den meisten der Fall ist.
Das macht die Aussichten für einen Job eher schlecht. Der dauerhaft kreative Teil macht vielleicht 10% aus.
Natürlich muss man auch in der Ausführungsplanung immer wieder Kreativ sein, aber in sehr technischem Rahmen...


Zitat:
Zitat von martymccloud Beitrag anzeigen
Ich habe auch mit meiner Freundin darüber geredet, und sie hat gemeint, dass es international ganz anders ausieht. Sie meinte in London, Dubai,...irgendwo wird immer gebaut.
Also in London und Dubai sieht's momentan schlechter als irgendwo in der Welt aus.
Das Thema Finanzkreise ist Euch bekannt oder? - Wer nur auf Geldvermehrung ohne realen Gegenwert gesetzt hat, dem geht es jetzt besonders schlecht...

Zitat:
Zitat von martymccloud Beitrag anzeigen
Sie meinte auch dass viele Architekturstudenten "etwas faul" wären, was die Konkurrenzsituation dann wieder relativieren würde, wenn man sich wirklich reinhängt.
Na dann hoffe ich, dass Du nicht zu den "Vielen" gehörst. Der Wahrscheinlichkeit nach, würdest Du erstmal auch dazu gehören... (wenn Viele mehr als die Hälfte ist.)

Das was Sie möglicherweise meint ist übrigens überall so - nicht nur bei Architekten. Einige Berufsgruppen sind nur so gefragt, dass man mit dem vorlieb nehmen muß was man bekommt.

Zitat:
Zitat von martymccloud Beitrag anzeigen
Kann hier jemand was dazu sagen? Irgendwie denke ich nämlich auch, dass nur weil in Deutschland die Joblage schlecht ist, es International ja nicht genauso sein muss.
Nein, die Joblage ist mit leichten Schwankungen weltweit ähnlich (Stichwort "Globalisierung"), nur in Deutschland sieht man die Dinge immer etwas pessimistischer.
__________________
Florian Illenberger

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Datum: 16.04.2009
Uhrzeit: 16:51
ID: 33441



AW: Jobaussichten, oder falsche Perspektive? #7 (Permalink)
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Das mit den 10% Kreativanteil ist interessant. Ist das wirklich so? Oder nur am Anfang, der Karriere. Ist doch wohl überall so, dass man als frischer Uni-Absolvent, erstmal für die Deppen-Arbeiten herangezogen wird, und sich dass dann mit der Berufserfahrung ändert.

Na ja und bezüglich Finanzkrise, die wird wohl hoffentlich vorbei sein, wenn ich dann fertig bin. Und wenn nicht, wird einem wohl auch das Maschinenbau Diplom nicht mehr weiterhelfen.

Und wenn man mit dem Argument der Joblage kommt, dann darf man heutzutage sowieso nichts mehr studieren. Außer ein paar technisch-naturwissenschaftlichen Fächern.

Ich weiß nur, in meiner Heimat Österreich, sagt man jedem Abiturienten, "Studier bloß nicht Medizin, da wirst du arbeitslos". Davon dass man sich als Facharzt in Teilen Europas damit eine goldene Nase wie sonst kaum einer verdient, redet keiner.

Ähnliches bei den Ingenieuren, nur umgekehrt. Jeder sagt einem, du sollst Ingenieur werden. Nur wenn man dann mal mit den fertigen Technikern spricht, heißts auf einmal,
"Gibt keine Aufstiegschancen im Unternehmen, schlechtes Gehalt in Relation zum Arbeitsaufwand, Aufgaben die ein HTL Schüler übernehmen könnte, keine Anerkennung, bla bla bla"

Weswegen habt ihr, oder studiert ihr eigentlich Architektur. Nur wegen der Kohle oder was?

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Datum: 16.04.2009
Uhrzeit: 20:32
ID: 33444



AW: Jobaussichten, oder falsche Perspektive? #8 (Permalink)
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Zitat:
Zitat von martymccloud Beitrag anzeigen
Weswegen habt ihr, oder studiert ihr eigentlich Architektur. Nur wegen der Kohle oder was?
Monitäre Aspekte dürften nur selten ein Grund für ein Architekturstudium sein, die Gehaltssituation ist verglichen mit anderen Akademikern eher schlecht.

Als Architekt bzw. Architekturstudent muss man schon eine gute Portion Idealismus vorweisen, anders lassen sich mehr als 60 Stunden Arbeit pro Woche kaum auf Dauer bewältigen...

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Datum: 17.04.2009
Uhrzeit: 09:24
ID: 33448



AW: Jobaussichten, oder falsche Perspektive? #9 (Permalink)
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Also was ich mittlerweile glaube, ist dass Architekturstudenten sich in einer Art schizophrenen Situation befinden.

Einerseits legen wohl viele ihren Fokus auf die künstlerisch-kreativen Aspekte des Studiums und weniger auf die technisch-wirtschaftlichen Aspekte. Eigentlich klar, sonst müsste man ja Bauingenieur studieren, wenn man primär am technischen Aspekt interessiert ist.

Auf der anderen Seite schließt das Architekturstudium, zumindest auf den TUs mit einem Ingenieurstitel ab.

Und hier liegt meiner Meinung nach die Crux.

Ein Dipl. Ing, Mag. tech. suggeriert doch immer noch, anders als z.B.: ein Master of Arts, dass man später genau diesen Beruf eines Ingenieurs ausüben wird.

Bei den Geisteswissenschaften, ist man aber viel offener für das was man einmal daraus machen wird.

Vielleicht sollte man Architektur eher als ein Künstlerisch-Geistes-Sozialwissenschaftliches Studium betrachten, und nicht als Ingenieursstudiengang, mit einem fixen Berufsziel.

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adaminbaum: Offline


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Datum: 17.04.2009
Uhrzeit: 10:06
ID: 33449



AW: Jobaussichten, oder falsche Perspektive? #10 (Permalink)
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Zitat:
Zitat von martymccloud Beitrag anzeigen
Ein Dipl. Ing, Mag. tech. suggeriert doch immer noch, anders als z.B.: ein Master of Arts, dass man später genau diesen Beruf eines Ingenieurs ausüben wird.
Andersrum wird meiner Meinung ein Schuh draus.
Man müsste von Anfang an den Studenten verklickern, dass das Architekturstudium von heute ein Ingenieursstudium ist. Das 90 von 100 Studenten "bauingenieurische" Aufgaben im Berufsalltag bearbeiten werden.
Wer im Beruf künstlerisch arbeiten möchte, der sollte lieber Kunst, Design etc. studieren.

Geändert von adaminbaum (17.04.2009 um 10:40 Uhr).

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Datum: 17.04.2009
Uhrzeit: 09:07
ID: 33447



AW: Jobaussichten, oder falsche Perspektive? #11 (Permalink)
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Zitat:
Zitat von martymccloud Beitrag anzeigen
Das mit den 10% Kreativanteil ist interessant. Ist das wirklich so? Oder nur am Anfang, der Karriere. Ist doch wohl überall so, dass man als frischer Uni-Absolvent, erstmal für die Deppen-Arbeiten herangezogen wird, und sich dass dann mit der Berufserfahrung ändert.
bei uns sind "günstige" studis und absolventen für den arbeitsintensiven kreativen teil zuständig. später, wenn man dann irgendwann "bauen" kann, muss man automatisch verstärkt die "schwierigeren" leistungsphasen bearbeiten, mit weniger kreativanteil.

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