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Beitrag
Datum: 01.01.2013
Uhrzeit: 10:50
ID: 48925



Lohngerechtigkeit: Voll- und Teilzeitstellen

#1 (Permalink)
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Alles Gute im neuen Jahr!

Die Frage ist, wie man zwischen Teilzeit- und Vollzeitbeschäftigten eine Lohngerechtigkeit herstellt?

Problem: macht man die Arbeitszeit bei sonst gleichen Randbedingungen am Bruttolohn fest, bekommen Vollzeitangestellte pro Stunde deutlich weniger Nettolohn, durch die progressive Abgabensituation.

Gerechter wäre somit eine Regelung über den Netto-Stundenlohn, mit dem man dann das Brutto-Monatsgehalt ermittelt. Das ist natürlich durch individuelle Steuerklasse, Kinderfreibeträge etc. in der Regel nicht ganz einfach, aber aus meiner Sicht sozial gerechter im Büro.

Hinzukommt, dass Teilzeitkräfte für das Büro insgesamt ohnehin teurer sind, als Vollzeitkräfte, da Arbeitsplätze/Einrichtung nicht voll genutzt werden, Buchhaltung und Personalwesen relativ gesehen teurer ist, die Flexibilität und die Einsatzbereitschaft bei Vollzeitkräften meist höher ist und die Betreuungszeit geringer ist.

Wie seht Ihr das?

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Beitrag
Datum: 01.01.2013
Uhrzeit: 17:00
ID: 48927



AW: Lohngerechtigkeit: Voll- und Teilzeitstellen

#2 (Permalink)
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Es gibt ein Gesetz zur Teilzeitbeschäftigung:

http://www.gesetze-im-internet.de/bu...bfg/gesamt.pdf

und grundsätzlich wird bei Lohngerechtigkeit immer über Bruttolöhne gesprochen. Dennoch ist es für Vollzeitbeschäftigte und Arbeitgeber schwer nachvollziehbar, dass Kollegen die beispielweise halbtags arbeiten und dabei auch noch weniger flexibel sind prozentual deutlich besser verdienen.

Beispiele:

Gleiche Berufserfahrung und Einsatzgebiet vorausgesetzt.


Teilzeitkraft mit 16 Stunden pro Woche (2 volle Tage) und 960 Euro (brutto) verdient bei Stkl. 3 und Kirchensteuerpflicht ca. 381 Euro (netto) was bei üblicher 40 Stunden-Woche einem Nettostundenlohn von 765/34 = 11,42 €/h entspricht.

Halbtagskraft mit 1.200 Euro (brutto) verdient bei Stkl. 3 und Kirchensteuerpflicht ca. 950 Euro (netto) was bei üblicher 40 Stunden-Woche einem Nettostundenlohn von 950/84 = 11,31 €/h entspricht.

Vollzeitkraft mit 2.400 Euro (brutto) verdient bei Stkl. 1 und Kirchensteuerpflicht ca. 1.550 Euro (netto) was bei üblicher 40 Stunden-Woche einem Nettostundenlohn von 1.550/168 = 9,23 €/h entspricht.

Alle Bruttolöhne wurden gerecht bzw. linear der Arbeitszeit angepaßt. Die Teilzeitkraft verdient aber netto pro Stunde etwa 24 % mehr und ist für den Arbeitgeber auch in Punkto Arbeitsplatznutzung und Personalkosten die teurere Variante. Außerdem sind die Arbeitsauslastung und Termine mit Teilzeitkräften schlechter planbar und die Abstimmungszeit/Besprechungsaufwand größer.
Natürlich sind Teilzeitkräfte oft die Zweitverdiener im Haushalt und haben die günstigere Steuerklasse, aber der tatsächliche Lohn sollte sich doch an der Leistung im Büro orientieren und mit den Kollegen, die gleiches leisten, übereinstimmen.

Besonders ärgerlich ist es für den Mitarbeiter, wenn aus Teilzeitkräften irgendwann Vollzeitmitarbeiter werden und der Reallohn quasi erheblich sinkt.

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Datum: 01.01.2013
Uhrzeit: 17:40
ID: 48928



AW: Lohngerechtigkeit: Voll- und Teilzeitstellen #3 (Permalink)
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Mal ein paar doofe Gegenfragen:
Du hast zwei Mitarbeiter, die das gleiche leisten. Einer hat Steuerklasse 3 und einer Steuerklasse 5. Würdest du hier auch dem mit der höheren Steuerbelasung mehr Brutto zahlen? Und was passiert wenn jemand die Steuerklasse wechselt? Wird dann das Gehalt nach oben oder unten angepasst? Und wie werden individuell beeinflussbare Sternach- oder-rückzahlungen berücksichtigt?

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Datum: 01.01.2013
Uhrzeit: 18:45
ID: 48930



AW: Lohngerechtigkeit: Voll- und Teilzeitstellen #4 (Permalink)
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ich verstehe auch nicht wie man auf solche Gedanken kommen kann, bzw. habe mir solche noch nie gemacht.
Außerdem fehlt in der Berechnung oben noch die Berücksichtigung des Urlaubs-Weihnachtsgeldes, sowie der Urlaub selbst (Differenz 120 Std.), also 10 Std. im Monat.
Auch werden die Fehlzeiten statistisch bei Vollzeitkraft doppelt so hoch sein.

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Datum: 01.01.2013
Uhrzeit: 19:47
ID: 48932



AW: Lohngerechtigkeit: Voll- und Teilzeitstellen #5 (Permalink)
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Zitat:
Zitat von Kieler Beitrag anzeigen
ich verstehe auch nicht wie man auf solche Gedanken kommen kann, bzw. habe mir solche noch nie gemacht.
Auf die Gedanken kommt man, wenn man gerecht ein Büro führen möchte und sich das Ganze eine Weile angeschaut hat.
Man hat gesehen, dass Vollzeitkräfte wohlgemerkt relativ gesehen mehr für das Büro leisten, statistisch weniger fehlen, weniger Bürokratie und sonstige Kosten verursachen und davon noch profitieren bzw. den Vollzeitmitarbeitern eine Nase drehen können.
Mit Lohnnebenleistungen wie Fahrtgeld etc. geht die Schere zu Ungusten der Vollzeitkräfte noch weiter auseinander.
Gerechte Bezahlung sieht für mich halt anders aus.

Zitat:
Zitat von Kieler Beitrag anzeigen
Außerdem fehlt in der Berechnung oben noch die Berücksichtigung des Urlaubs-Weihnachtsgeldes, sowie der Urlaub selbst (Differenz 120 Std.), also 10 Std. im Monat.
Das ist verhältnismäßig unrelevant, weil Urlaub sich an den Arbeitsstunden orientiert.

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Datum: 01.01.2013
Uhrzeit: 19:52
ID: 48933



AW: Lohngerechtigkeit: Voll- und Teilzeitstellen #6 (Permalink)
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Zitat:
Zitat von personal cheese Beitrag anzeigen
Würdest du hier auch dem mit der höheren Steuerbelasung mehr Brutto zahlen? Und was passiert wenn jemand die Steuerklasse wechselt? Wird dann das Gehalt nach oben oder unten angepasst? Und wie werden individuell beeinflussbare Sternach- oder-rückzahlungen berücksichtigt?
Ich weiß, die Umsetzung ist nicht einfach, aber es ging ja zunächst um die Frage der Lohngerechtigkeit.

Warum soll nur die Teilzeit-AN-Seite von günstigen Steuersätzen und Abgaberegelungen profitieren. Kann nicht auch der AG etwas davon haben, wenn er schon Teilzeitplätze anbietet?

Viele (gerade große) Betriebe bieten bewußt keine oder kaum Teilzeitarbeitsplätze an. Gehört nicht auch Entgegenkommen auf der AN-Seite dazu?

Zur Klarstellung: Es geht hier nicht um Dumpinglöhne, sondern um leistungsgerechte Bezahlung und zwar um das was beim AN ankommt und nicht das was der Staat für seine Sozial- und Steuerkassen kassiert.

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Datum: 01.01.2013
Uhrzeit: 20:28
ID: 48934



AW: Lohngerechtigkeit: Voll- und Teilzeitstellen #7 (Permalink)
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Also ich hab mal gelesen, dass die Arbeitsproduktivität bei Teilzeitkräften höher ist. zB. http://www.innovations-report.de/htm...cht-58588.html
Aber vielleicht sind deine konkreten Fälle ja anders gelagert.

Ich würde mich jedenfalls nicht benachteiligt fühlen, wenn jemand mit einer 80%-Stelle auch 80% des Bruttolohns erhält.

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Datum: 01.01.2013
Uhrzeit: 20:52
ID: 48935



AW: Lohngerechtigkeit: Voll- und Teilzeitstellen #8 (Permalink)
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Zitat:
Zitat von personal cheese Beitrag anzeigen
Ich würde mich jedenfalls nicht benachteiligt fühlen, wenn jemand mit einer 80%-Stelle auch 80% des Bruttolohns erhält.
Bei 80% ist es ja auch kein großer Unterschied mehr zur Vollzeitstelle. Interessant wir des wenn man 400 bzw. 450 Euro-Jobber in den Vergleich einbezieht. Demnach würden wohl viele Arbeitnehmer lieber 5 x für 400 Euro arbeiten, wenn es denn möglich wäre, statt einmal für 2.500 Euro brutto.

Mir ist das Problem bewußt geworden als ich einer guten Teilzeitkraft mit 40% Arbeitszeit eine Vollzeitstelle anbieten wollte. Die Teilzeitkraft hat gut verdient mit ca. 1.200 Euro brutto. Damit sie bei Vollzeit auf ein vergeichbares Nettogehalt pro Stunde kommt, hätte ich das Bruttomonatsgehalt auf ca. 3.700 Euro anheben müssen, während der andere vergleichbare gute Vollzeitmitarbeiter mit 2.500 Euro brutto im Monat nach Hause geht, was im regionalen Vergleich schon nicht wenig ist. Also gibt nicht mehr als 2.500 brutto und ein langes Gesicht, wenn man sieht was am Monatsende für den 2,5 fachen Arbeitseinsatz rauskommt.

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Datum: 02.01.2013
Uhrzeit: 00:39
ID: 48937



AW: Lohngerechtigkeit: Voll- und Teilzeitstellen #9 (Permalink)
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Glaubst Du nicht, dass das nicht eher ein individuelles Problem eines einzelnen
Mitarbeiters ist. Ich sehe das ähnlich wie PC, das ist nun mal die Progression.
Das Gleiche gilt doch, wenn Du nun auf die Idee kämst einem Mitarbeiter das
Bruttogehalt zu verdoppeln, nach jeder Gehaltserhöhung bleibt relativ weniger
Nettogehalt.
Darüber haben wir schon vor 20 Jahren (da war ich noch angestellt) gejammert,
hatten aber ein klares Feindbild und wären nie auf die Idee gekommen das
irgendwie dem Büro anzulasten, ja irgendwie hat das Gejammere doch schon
fast ein bisschen zusammengeschweißt...

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Datum: 02.01.2013
Uhrzeit: 08:25
ID: 48939



AW: Lohngerechtigkeit: Voll- und Teilzeitstellen #10 (Permalink)
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Zitat:
Zitat von Kieler Beitrag anzeigen
Darüber haben wir schon vor 20 Jahren (da war ich noch angestellt) gejammert,
hatten aber ein klares Feindbild und wären nie auf die Idee gekommen das
irgendwie dem Büro anzulasten, ja irgendwie hat das Gejammere doch schon
fast ein bisschen zusammengeschweißt...
Verstehe! Dem Büro lastet das auch sicher niemand an, aber ich versuche halt manche Dinge mal von anderen Seiten zu betrachten und nicht die Systeme (z.B. Lohn Brutto-Netto-Verhältnis) die der Staat uns vorgibt für mich bzw. mein Büro kommentarlos zu übernehmen. Es ist doch bedauerlich, dass man für hohe Einsatzbereitschaft und dementsprechend hohes Gehalt quasi bestraft wird.
Klar, dass andere (Bruttosystem) ist einfacher, allen bekannt und vermutlich nachvollziehbar.


P.S: Man sieht derzeit in Frankreich, wo es hinführt, wenn man versucht Leute zu bestrafen, die es zu etwas gebracht haben. Die Reichensteuer mit 75 % Spitzensteuersatz ist zwar gerichtlich gestoppt worden, aber viele Reiche und Leistungsträger haben schon das Weite gesucht. Ein schmaler Grat zwischen Staatsgier und Totalverlust.

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Datum: 12.01.2013
Uhrzeit: 16:14
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AW: Lohngerechtigkeit: Voll- und Teilzeitstellen #11 (Permalink)
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Zitat:
Zitat von personal cheese Beitrag anzeigen
Also ich hab mal gelesen, dass die Arbeitsproduktivität bei Teilzeitkräften höher ist. zB. IAB-Studie: Teilzeitarbeit frdert Flexibilitt und Produktivitt
Das kommt wohl sicher auf die Branche an. Für das Bauwesen und den Planungsbereich bezweifle ich das. Eine Vollzeitkraft schickt morgens eine Info raus, erhält mittags ein Feedback und kann vor Feierabend noch den nächsten Abstimmungsschritt machen. Oder ein Vollzeit-Bauleiter macht vormittags Rechnungsprüfungen, Telefonate und Schriftverkehr, fährt nachmittags 3 Baustellen ab und setzt sich um 18:30 Uhr nochmal hin, um den Tag schriftl. nachzuarbeiten (Protokolle, Baustellentagebuch, Mängelanzeigen, E-Mail-Verkehr, etc.).

Ein Pensum, das von Halbtageskräften gar nicht darstellbar ist. Da reicht der Vormittag gerade für ein paar wenige Telefonate, E-Mails oder Faxe, deren Anwort dann am nächsten Tag (oder öfters auch erst 2 oder 3 Tage später, Teilzeitkräfte kommen ja auch gern nur 3 oder 4 Tage die Woche) zur Kenntniss genommen wird. Für die Reaktion noch am selben Tag reicht die Zeit oft nicht aus. So dauert es 3 Wochen, bis eine kleine Info des Brandschützers in den Plänen ankommt und auch weiterverteilt wird. Komplexe Planungsfragen können mit Leuten, die immer auf die Uhr schauen, gar nicht angegangen und umgesetzt werden.

Insofern finde ich die Überlegungen zur Bezahlung interessant.

T.

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Datum: 12.01.2013
Uhrzeit: 17:48
ID: 49065



AW: Lohngerechtigkeit: Voll- und Teilzeitstellen #12 (Permalink)
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Zitat:
Zitat von Tom Beitrag anzeigen
Das kommt wohl sicher auf die Branche an. Für das Bauwesen und den Planungsbereich bezweifle ich das.
Du beschreibst die Situation sehr treffend.

Vollzeitkräfte sind auch auf die Zeit einer Halbtagskraft heruntergebrochen, die effektiveren Arbeitskräfte in unserer Branche und sollten daher auch etwas besser (netto) verdienen, was nach dem Brutto-Netto-Schema aber kaum möglich ist.
Es geht bei uns nicht um Fließbandarbeit und "Abnutzungserscheinungen" nach einigen Arbeitsstunden, sondern darum das es möglichst wenig Schnittstellen gibt und Infos möglichst von einer Person aufgenommen und verarbeitet werden. Dazu gehört, dass die Person auch von morgens bis abends und von Montags bis Freitags da ist bzw. bei Bedarf auch mal 2 Stunden dranhängt.

Teilzeitkräfte arbeiten viel zu oft exakt nach der Uhr, weil sie halt noch Familie oder einen anderen Job rechtzeitig bedienen müssen. Natürlich verständlich, aber dann muss es auch verstanden werden, dass Vollzeitkräfte verhältnismäßig besser statt schlechter bezahlt werden.

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