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bolobas: Offline
![]() Beitrag Datum: 09.11.2012 Uhrzeit: 01:28 ID: 48449 | Social Bookmarks: Liebe Community Ich studiere Architektur an einer Universität und habe versucht, mich in einem Büchergeschäft über die Arbeitsbedingungen selbständiger Architekten schlau zu machen. Bei meiner Recherche ist mir das Buch "Architektur ist nämlich ganz einfach" von Tramitz und Bachmann (Callwey Verlag) aufgefallen. Darin beschreibt ein Architekt kurz sein Arbeitspensum zu Beginn seiner Tätigkeit als Selbständiger. Er spricht von einer anfänglichen 90-Stunden-Woche. Nun ist mir klar, dass Architektur eine zeitaufwändige Tätigkeit ist, das erleben / haben wir alle bereits im Studium erlebt. Dagegen habe ich prinzipiell auch nichts einzuwenden. Auch interessieren mich, neben dem Beruf als Entwurfsarchitekt, ganz andere Tätigkeiten, wie Ausstellungsgestaltung, Forschung und die Tätigkeiten im Denkmalpflegerischen. Das wären die Alternativen für mich, doch mein grösseres Interesse gilt dem Entwerfen als Selbständiger. Darum meine Frage an euch: Ist die Aussage des erwähnten Architekten realitätsgetreu? Denn dies würde bedeuten, dass man 13 Stunden pro Tag an 7 Tagen pro Woche arbeiten müsste. Wie sieht es nun aus? Für eure Antworten bedanke ich mich und erwarte sie mit grossem Interesse. |
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Ich bin seit 4,5 Jahren selbständig und meine Wochenarbeitszeit ist in den vergangenen zwei Jahren eher etwas gestiegen, als gesunken. Zur Zeit beträgt sie ca. 70-75 Stunden pro Woche. Das setzt sich zusammen aus Mo-Fr. 5x13 Stunden + diverse Stunden am Wochenende. Pausen sind schon abgezogen. Die Zeit in der man in der Freizeit weitergrübelt ist nicht eingerechnet. Ich liege damit im guten Mittelfeld zwischen anderen selbständigen Kollegen mit 60 - 90 Wochenarbeitsstunden. Urlaubstage habe ich ca. 8-10 im Jahr. Krankfeiern kannst Du vergessen, solange der Kopf drauf ist. ![]() | ||
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Kieler: Offline
Ort: Kiel
Hochschule/AG: Architekt ![]() ![]() ![]() ![]() Beitrag Datum: 09.11.2012 Uhrzeit: 10:33 ID: 48455 | Social Bookmarks: wobei nach meiner persönlichen Auffassung Archimedes Pensum schon absolut ungesund ist, damit wird er das Alter, das sein Name vortäuscht, niemals erreichen, da kann er noch so viele Spatzieren gehen und Biogemüse essen. Es gibt da leider unter Architekten so einen Selbstzerfleischungsmythos für die hehre Sache der Architektur. Ich finde dauerhaft fünfzig Stunden schon viel, man kann auch kleinere Brötchen backen. |
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Ich gebe zu, dass es nicht mein Ziel ist auf Dauer dieses Pensum zu halten, sondern gerne auch auf 50-55 Stunden pro Woche zurückfahre. Gerade auch wegen der Familie. Dafür stelle ich gerade die Weichen und hoffe, dass ich dann nach 5 Jahren Start-Up ein klein wenig zurückfahren kann. Illusionen, dass ich irgendwann auf eine 40 Stundenwoche eines Angestellten komme, mach ich mir allerdings keine. | ||
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FoVe: Offline
Ort: Wetzlar ![]() ![]() Beitrag Datum: 09.11.2012 Uhrzeit: 19:22 ID: 48458 | Social Bookmarks: Als "Kleinselbständiger" ![]() Bei uns z.B. geht es Montags bis Freitags so von morgens 08.00h bis 19.00h. Klar, ein Päuschen gönnen wir uns auch. Ab und an wird dann noch der Samstag dranne gehängt. Urlaub, naja, etwa zwei Kalenderwochen im Jahr. Und Kranksein? Ist immer nett, wenn der Arzt fragt, ob man eine Krankmeldung braucht ![]() Ich hab mir vor acht Wochen den linken Bizeps am Ellebogengelenk abgerissen. Würde bei einem Angestellten für etwa 10 - 12 Wochen "gelben Urlaub" dicke ausreichen. Tja, ich saß am Tag, nachdem ich aus dem Krankenhaus raus war mit dem Gipsarm im Büro ![]() |
Registrierter Nutzer Registriert seit: 09.11.2012
Beiträge: 4
bolobas: Offline
![]() Beitrag Datum: 10.11.2012 Uhrzeit: 18:36 ID: 48460 | Social Bookmarks: Liebe Leute Herzlichen Dank für eure Antworten. Es ist schön zu sehen, wie ihr eure Erfahrungen mit mir als Fragesteller teilt. Ich hatte erwartet, dass sich eure Beschreibungen des Berufsalltags eines Selbständigen in diesem Rahmen bewegen würden: Etwa 2 Wochen Ferien pro Jahr, 50-70 Stunden Arbeit pro Woche. Das ist hart. Auf der anderen Seite bin ich darüber erleichtert, in euren Beiträgen so wenig über die genannte 90-Stunden-Woche gelesen zu haben. Denn, wie Kieler sagt, und wie ich bereits einmal im Studium erfahren musste: Ein solches Pensum ist gesundheitsschädlich und in Bezug auf die Entwurfsleistung vollkommen unbrauchbar. Ich habe selten so schlecht entworfen wie in jener kurzen Phase meines Studiums, und mich selten so mies gefühlt. Den Selbstzerfleischungsmythos unter den Architekten, den Kieler anspricht, nehme ich auch wahr, und die Sache macht mich schon etwas traurig, wenn ich ehrlich sein muss. Anders gesagt, wäre das Leben vieler von uns ein Entwurf, wäre dieser gescheitert. Aber glücklicherweise scheint es auch andere, etwas mildere Arbeits- und Lebenshaltungen zu geben. |
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