Registrierter Nutzer Registriert seit: 13.11.2004
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mika: Offline
Ort: Berlin Beitrag Datum: 04.06.2014 Uhrzeit: 12:34 ID: 52810 | Social Bookmarks: Moin, hab gerade wieder eine Email von Eric Bobrow bekommen, die ich abonniert habe, in der Hoffnung Tricks für ArchiCAD zu lernen. In der heutigen Email ging es jedoch um die Wahrnehmung der Arbeit von Architekten durch die Öffentlichkeit. Okay, die Rhetorik ist mir zu kriegslastig aber es ist trotzdem interessant, was eine Umfrage des architectsjournal.co.uk zu Tage bringt: Architects Are Facing A Silent War ? Architects Marketing Ich würde auch sagen, dass die meisten Menschen, die nichts mit dem Bauwesen am Hut haben, keine Ahnung davon haben, was wir machen und leisten müssen. Und je jünger, desto weniger Ahnung. Hatte gerade neulich im Familienkreis den Fall, dass ein junger Richter bei einer Anhörung in einem Streit um Planungskosten, bezogen auf Bauvorlagen für ein Büro und Werkstattgebäude sagte, dass man für die paar Zeichnungen doch kein Geld verlangen könne, so was gäbe es doch bei jedem Fertighausanbieter umsonst. Offensichtlich war diesem jungen Mann in diesem hohen Amt der Unterschied zwischen Bauvorlagen und einem Verkaufskatalog oder Googleearth nicht bewußt. Auch scheint er den Unterschied zwischen Produkt und Projekt nicht zu kennen. Wie seht Ihr das ? Was sagt Ihr im Familien- und Freundeskreis, wenn wieder einer sagt: "Augen auf bei der Berufswahl.", "Flughafen BER, typisch Architekten." oder "Hey, wow Architekt - ich könnte mit so viel Frust und so wenig Geld nicht leben." oder "Ach Architekt, ihr macht diese lustigen Fassaden, die so wahnsinnig viel kosten." oder "Könnt Ihr nicht mal Häuser für Menschen machen?" oder "warum wird bei Euch immer alles so teuer und dauert so lange?" |
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ehem. Benutzer Registriert seit: 24.05.2014
Beiträge: 29
Mr.Jenberg: Offline
Beitrag Datum: 06.06.2014 Uhrzeit: 17:18 ID: 52816 | Social Bookmarks: Hey Mika! Also, ich erlebe auch immer wieder, dass viele Menschen in meinem Umfeld nicht genau wissen, was Architekten machen. Schnell ist dann das Bild vom "genialen Entwerfer" da. Die sog. Stararchitekten scheine dann das Bild zu prägen, dass wir eher die Designer sind, anstatt die "Dirigenten" am Bau. Ich glaube, auch die Universitäten und Hochschulen gaukeln eine scheinbare Architektenrolle vor, die mit der Wirklichkeit (leider) nichts zu tun hat. So war die Ernüchterung sehr groß, als ich dann im Architekturbüro als Student angefangen habe... Auf der anderen Seite: Die meisten fangen ja das Studium eben wegen dieser kreativen, designorientierten Arbeit erst an. Man will etwas entwerfen und gestalten. Leider wird man in der "Realität" nicht fürs entwerfen, sondern fürs konkrete Bauen bezahlt, was sich dann eben auch in der Gehaltsabrechnung niederschlägt... Ich persönlich weiss auch nicht immer, welches Architektenbild nun wirklich stimmt oder was richtig oder falsch ist... |
Social Bookmarks: Leute, die einen Hauch von Ahnung haben was in diesem Job abgeht, haben meist Mitleid mit uns. Ein befreundeter Metallbauunternehmer (Anfang 60) spricht mir jedes Mal sein Mitleid aus im Hinblick darauf, dass ich erst 25 Jahre nach ihm in Rente gehen darf. Die Kunden aus der Googlegesellschaft werden zunehmend schwieriger und haben gefährliches Halbwissen. Richter haben übrigens, genau wie Rechtsanwälte, meist leider von gar nichts eine praktische Ahnung, stellen sich aber immer als knallharte Entscheider mit Lebenserfahrung dar. Das habe ich mehrfach erfahren dürfen. Ich wechsele in den vergangenen Jahren im Bekanntenkreis oft den Standort im Raum sobald die Stammtischdiskussion ums eigene Haus oder das Bauen beginnt. Da weiß jeder irgendetwas Tolles oder Skandalöses zu berichten um mich dann um Zustimmung zu ersuchen. Ich komme dann nach einer halben Stunde wieder, wenn die Themen zu Auto, Musik oder Kindern etc. gewechselt haben. Freunde sprechen mich auch nur noch sehr selten auf meinen Job an, weil sie wissen, dass ich nach 60-70 Stunden Architektsein pro Woche genug davon habe. Nerven tun besonders pseudointeressierte Neubekannte mit so Kommentaren: "Das könnte ich sicher nicht" oder "Was, dass macht ihr auch?" oder "...ich habe früher auch daran gedacht Architektur zu studieren." Es gibt da schließlich noch ein anderes Leben. Ich schaffe es mittlerweile auch in meiner Freizeit an eigenen Projekten und Baustellen vorbeizufahren ohne daran einen längeren Gedanken verschwenden zu müssen. Der Ein-Aus-Schalter funktioniert in der jüngeren Vergangenheit ganz gut bei mir. Ich arbeite auch vorzugsweise für Fremde und mache Freunden/Bekannten maximal die Planung, aber normalerweise nicht die Abwicklung (LPH. 5-9). Das ist für alle Seiten entspannender. Ich habe mir schon überlegt, ob ich Neukunden künftig nicht beim Erstgespräch einige beiläufige Fragen stelle, die mir helfen einzuschätzen, ob ich für diese Leute arbeiten möchte. Das sind Fragen nach dem Beruf...so sind Rechtsanwälte, Ärzte, Lehrer meist schwierig als Kunden und Handwerker, Selbständige, Kreative meist die besseren Kunden. Pauschal stimmt das aber auch nicht, da ich auch schon sehr gute Zusammenarbeiten mit Ärzten und Lehrern hatte. Oder die Frage nach Musik...Leute, die Musik mögen oder besser noch selbst Musik machen sind mit mir meist auf einer Wellenlänge. Natürlich kann auch das Alter eine Rolle spielen oder ob die Kunden eigene Kinder haben. Ich möchte in Zukunft noch stärker filtern und nicht mehr für "jeden Idioten" arbeiten müssen. Die Chemie muss stimmen, wenn man 1-2 Jahre zusammenarbeitet. Um zum Thema zurück zu kommen: Wir sollten in der Öffentlichkeit selbstbewußter auftreten, wenn etwas (Leistung, Wissen) dahintersteckt. Also keine aufgesetzte Arroganz ohne Background, aber sich über die eigenen Fähigkeiten und den Wert im Klaren sein. | |
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