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Jochen Vollmer: Offline
Ort: Kassel Beitrag Datum: 19.02.2016 Uhrzeit: 17:28 ID: 55278 | Social Bookmarks: Hallo in die Runde! schon häufig haben wir hier das Thema von Bewerbungsportfolios/ -mappen diskutiert. In den meisten Fällen handelte es sich um Bewerbungen von Studenten oder Berufseinsteigern. Ich möchte die Frage nun erweitern: Wie sieht ein Printportfolio für diejenigen aus, die im Berufsleben schon weiter fortgeschritten sind? Das zielt weniger auf eine bevorstehende Bewerbungssituation ab als vielmehr auf die Dokumentation der eigenen Leistungen und Erfahrungen.
__________________ jochenvollmer.de |
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Diese habe ich über die Werbeagentur meines Vertrauens layouten lassen, aber alle Inhalte und Kurztexte selbst erstellt. Sehr viel Arbeit, hoher Invest, aber durchweg gute Resonanz. Beteiligt haben sich 52 gute und sehr gute Handwerks-/ Bauunternehmen und Fachplaner aus meiner Region, die das Projekt mit kleinen Werbungen finanziert haben. Natürlich ohne das ich eine direkte Bindung zu diesen Unternehmen eingegangen bin, aber mit den Ausgewählten kann man sich durchaus sehen lassen. Das kommt gut bei privaten, gewerblichen und selbst öffentlichen Kunden an. Die Broschüre ist für manche eine Art Nachschlagewerk für verlässliche Handwerker aus allen Bereichen geworden. Zusätzlich habe ich bei Bewerbungen auf bestimmte Projekte einen Projektüberblick nach Sparten, der wichtige Eckdaten und jeweils 3 kleine Bilder oder Planausschnitte pro Projekt enthält. Dieses Expose kann ich schnell nach Bedarf umstellen und einsetzen. Ich nutze es aber seit 2 Jahren kaum, da die Farbbroschüre meine Allzweckwaffe ist. Die eigene Haltung irgendwo hinzuschreiben finde ich überflüssig. Erstens entwickelt man sich ständig weiter und zweitens klingt das doch total geschwollen und abgehoben, was manche Kollegen da an geistigen Ergüssen entglitten ist. Da würde ich als Privatkunde beim Lesen manchmal eher auf Esotherikstudio, statt auf Architekturbüro kommen. | ||
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Tom: Offline
Ort: Rhein-Ruhr
Hochschule/AG: Architekt Beitrag Datum: 20.02.2016 Uhrzeit: 12:50 ID: 55283 | Social Bookmarks: Zitat:
Als Architekt vergibst Du in treuhänderischer Unabhängigkeit für Deinen Bauherrn Aufträge an Firmen. Wie geht das zusammen? Ansonsten finde ich Deine Anstrengungen beachtenswert und sehr positiv. T. | |
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Zunächst: Wir sind ein Büro, dass unabhängig von öffentlichen Aufträgen existieren kann. Natürlich nehmen wir hier und da öffentliche Aufträge an, aber grundsätzlich möchte ich mich davon am Wenigsten abhängig machen. Ich kenne genügend Kollegen, die tief in Partei- oder Verwaltungsärs...n stecken und nur in Gremien wie Stadträten, Pfarrgemeinderäten etc. sitzen um für sich selbst Aufträge zu ergattern. Die hofieren dann bei jeder Gelegenheit Abgeordnete, Bürgermeister oder andere Entscheider durch ihre Stadt. Widerlich! Da bin ich konsequent Parteilos und nicht Mitglied irgendeines politischen oder kirchlichen Gremiums. Übrigens auch nicht meine Frau, denn häufig läuft es auch über diese Schiene. Dann die Kollegen, die nebenher Schlüsselfertigbauen, Baugesellschaften betreiben, als GÜs auftreten oder ständig für die gleichen Firmen arbeiten bzw. von den gleichen Firmen beauftragt werden. Häufig auch eher zweifelhaft in Sachen Unabhängigkeit. Nun zu mir. Die Befürchtungen, dass man mich nicht mehr als unabhängig betrachtet, wenn ich mich mit Firmen zeige hatte ich bis vor einigen Jahren auch. Es ist die Frage, wie man es macht und wie man es kommuniziert. Und zwar gegenüber den Firmen und gegenüber dem Kunden. Ich wähle die Unternehmen mit denen ich werben möchte selbst aus, da ich nicht mit schlechten oder fragwürdigen Firmen in Verbindung gebracht werden möchte. Ich schreibe diese (guten) Firmen, mit welchen wir schon in der Vergangenheit Projekte bauen durften frühzeitig an. Ca. 100 Firmen in mehr als 30 Sparten/Gewerken wurden letztes Jahr angeschrieben. 52 haben sich letztlich beteiligt. Die Firmen treten mit ihrer kleinen Werbung in Verbindung mit realisierten Projekten auf. Ich lege die Kosten für die Broschüre etc. offen und weise nach, dass ich mit der Werbung und der Broschüre keinerlei Profit erwirtschafte. Ich kommuniziere offen, dass mit der Broschüre bzw. der Werbung darin keinerlei Wettbewerbsvorteile verbunden sind, aber das ich meinen privaten und gewerblichen Kunden gerne die Firmen, übrigens auch die anderen, die nicht werben wollten, aber angeschrieben wurden, empfehlen werde, weil ich die Qualität, Termintreue und Erhlichkeit bei diesen Firmen besonders schätze. Damit ist nicht ausgeschlossen, dass auch weitere Firmen bzw. Firmen die der Kunde vorschlägt bei Ausschreibungen berücksichtigt werden. Wenn man so offen damit umgeht, dann stellt diese Art der Veröffentlichung kein Problem dar. Die Werbung in der Broschüre tritt hinter den Projekten zurück, aber es wird auch vom Kunden wohlwollend wahrgenommen, wenn ein Architekt hohe Akzeptanz bei bekannt guten Firmen genießt, denn auch die würden sich nicht mit jedem Architekten zeigen wollen. | ||
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Beiträge: 199
bimfood: Offline
Beitrag Datum: 20.02.2016 Uhrzeit: 21:58 ID: 55286 | Social Bookmarks: Hey, ich freue mich über die umfangreichen und kontroversen Beiträge. Ich selbst sehe es ähnlich wie Tom auch eher kritisch die Eigendarstellung des Architekten mit Werbung der Handwerker zu verknüpfen. Der Beitrag von Archimedis gefällt mir, weil die Funtion als Aquiseinstrument in den Mittelpunkt gerückt wird. Ich stelle mir die Frage in wir weit eine Mappe parallel dazu der Reflektion über die eigene Arbeit dienen kann; um zu prüfen ob die Stoßrichtung stimmt oder die ursprüngliche Zielsetzung nachjustiert werden sollte. Das Zsammenstellen und Sortieren von Unterlagen beeinflusst den Blick auf meine eigene Arbeit. Gleichzeitig stehe ich zu bedeutungsschweren Texten im Portfolio ähnlich wie Archimedis: es ist für die Selbstdarstellung gegenüber Geschäftspartnern unnötig. Andererseits sind die Grundsätze der eigenen Arbeit ein wesentlicher Punkt. |
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Dazu muss man nicht die Haltung irgendwo aufschreiben und sie sich morgens vor dem Spiegel immerwieder einbläuen. Man muss vor allem auch flexibel sein und auf unterschiedliche Situation spontan, aber ruhig, sachlich und mit fachlichem Background reagieren können. Das schätzt aus meiner Sicht jeder Kunde und nicht eine bestimmte Monstranz vor sich herzutragen. In meinem Umfeld reduziert sich leider stetig die Zahl der Kollegen, entweder weil sie zu alt sind, sich durch schlechte Arbeit selbst eliminieren oder einfach nicht die Sprache der Kunden sprechen. Leider sage ich, weil ich darüber durchaus traurig bin, denn Konkurrenz belebt tatsächlich das Geschäft. Klar ist meine Broschüre ein Aquiseinstrument...das zeigt auch die hohe Stückzahl. Sie ist aber hochwertig und kein Streumaterial. Ein Exemplar kostet ca. 28 Euro in der Herstellung. Zusätzlich zeige ich mich alle 3 Jahre auf eine großen Messe in unserer Region für mehrere Tage und stelle die Projekte der vergangenen Jahre vor. In zwei Jahren, wenn ich 10 Jahre selbständig bin, möchte ich ein Hardcoverbuch mit den Arbeiten der letzten 10 Jahre und auch Ausschnitte von den 14 Jahren vorher rausbringen, also auch Arbeiten aus der Zeit vor dem Studium, während dem Studium und als Angestellter. Da wird dann keine Werbung drin sein. ;-) | ||
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