Registrierter Nutzer Registriert seit: 13.09.2009
Beiträge: 19
Adam1984: Offline
Ort: Österreich/Polen Beitrag Datum: 01.02.2010 Uhrzeit: 13:51 ID: 37493 | Social Bookmarks: Nachdem ich aus dem Marketingbereich komme, interessiert mich die Frage wie sich Architekten über Baustoffe/Materalien usw. informieren bzw. worauf es ihnen bei der Infosuche ankommt. Leider konnte ich dazu im Internet keine Informationen finden. Beispielsweise wo informieren sich Architekten bewußt über neue Materalien und Hersteller und wo unbewußt (z.B. In Architekturmagazinen mit Werbeanzeigen von Herstellern). Mit anderen Worten wie kann man am Besten Aufmerksamkeit erregen als Hersteller? Nun nachdem die Aufmerksamkeit da ist, stellt sich mir die zweite Frage. Welchen Charakter sollten die bereitgestellten Informationen aufweisen? Sollten sie mehr emotional sein z.B. in Form von zahlreichen Abbildungen der Einsatzmöglichkeiten, Farbenspielen, etc.. Sollten sie eher rational sein, z.B. Viele technische Kennzahlen, Belastungsangaben, etc. Wie wichtig sind Referenzobjekte oder Aussagen/Erfahrungen anderer Architekten über das Produkt? Wie sieht es aus mit technsichen Informationen wie z.B. über die Verarbeitungsfähigkeit, Lebensdauer, Ausdehnung usw. Wie wichtig sind Foren, Individualisierung? Mit anderen Worten wie sieht eurer Meinung nach eine für Architekten optimale Informationsbereitstellung aus? Lg Adam |
| |
|
Registrierter Nutzer Registriert seit: 13.09.2009
Beiträge: 19
Adam1984: Offline
Ort: Österreich/Polen Beitrag Datum: 03.02.2010 Uhrzeit: 22:47 ID: 37538 | Social Bookmarks: Scheinbar kann ich niemanden für das Thema begeistern? Ist es denn letztendlich egal wie die Informationen dargestellt werden? Das kann ich mir nämlich nicht vorstellen. |
Registriert seit: 13.05.2003
Beiträge: 836
Jochen Vollmer: Offline
Ort: Kassel Beitrag Datum: 03.02.2010 Uhrzeit: 23:55 ID: 37542 | Social Bookmarks: Zitat:
- Während des Entwurfsprozesses wird erstmals über Materialien nachgedacht. Dabei ist vor allem die Ästhetische Qualität entscheidend, welche am besten a) durch Fotos von ausgeführten Objekten b) durch detailfotos des Baustoffs dargestellt werden. In dieser Phase ist GLEICHZEITIG die Angabe eines Richtpreises pro m² oder qm notwendig um das Material grob einzuschätzen. - Wenn eine Vorauswahl getroffen wurde, werden in der Regel Materialmuster benötigt, um eine Entscheidung zu treffen. Nicht-Zustellung oder eine mit Kosten verbundene Zur-Verfügung-Stellung führt nicht selten dazu, dass Alternative Produkte gewählt werden. Bedeutende Quellen für die Materialrecherchse sind Exkursionen, Fachzeitschriften und Internetdatenbanken. - In Fachzeitschriften gibt es in der Regel einen Quasi-Redaktionellen Teil, in dem Baustoffe und -Systeme vorgestellt werden. Leider werden die Produkte in extrem billiger Rhetorik beschrieben. - Referenzobjekte sind die beste Möglichkeit Baustoffe anzupreisen. - Die meist gekauften Aussagen von (nicht selten Star-)Architekten sind in der Regel peinlich und wirken auf mich unsympatisch. - Die Kommunikation über Foren ist da sehr viel besser, da man echte Praxiserfahrung im Sinne von Mund-Zu-Mund Übertragung bekommt. "Aufgesetzte" Beiträge von Marketing-Futzis gehören übrigens nicht dazu. (und sind in diesem Forum auch verboten, Missachtung führt zur Acount- Sperrung!) Eine gute Arbeit diesbezüglich macht der User "FST", der hier regelmäßig als Softwareanbieter Support für seine Produkte liefert ohne aufdringliche Werbung zu machen. Ähnliches gilt für den User "VoFe". - Technische Angaben werden im weiteren Verlauf der Planung um so wichtiger und können bei Nicht-Erbringung dazu führen, dass die Entscheidung zugunsten einer Produktalternative ausfällt. - Neben den üblichen Angaben (baukonstuktive Systeme/ Verabeitung, Bauphysikalische Daten, ...) sind insbesondere Ökologische und Baubiologische Kenndaten für eine nachhaltige, zukunftsorientierte Architektur notwendig. Bedauerliche Weise hat sich diese Erkenntnis in der Baustoffindustrie noch nicht herumgesprochen, sodass in der Regel die Hersteller von der Ökobilanz ihrer Produkte keine Ahnung haben - obwohl sie die angeblichen Öko-Vorteile massiv und bis zum erbrechen als Marketinginstrument benzutzen. Auf gezielte Nachfragen kann nahezu kein Hersteller genaue Informationen bieten - da zeigt sich in der Regel die Fadenscheinlichkeit - das muss sich zeitnah ändern! FAZIT: (1) Werbung mit aufdringlichem Charakter nervt. (2) Bodenständigkeit und der Verzicht auf Großkotzigkeit (^^ ökogetue, etc) zahlen sich aus. (3) Guter und beständiger Support im Sinne von "Hilfe anbieten" ist das A&O, wenn man mittelfristig ernstgenommen werden will.
__________________ jochenvollmer.de Geändert von Jochen Vollmer (04.02.2010 um 00:20 Uhr). | |
Registriert seit: 13.05.2003
Beiträge: 836
Jochen Vollmer: Offline
Ort: Kassel Beitrag Datum: 04.02.2010 Uhrzeit: 00:19 ID: 37545 | Social Bookmarks: Ach ja: die Richtigkeit von Produktdaten - im Sinne von Wirklichkeitsnähe und NICHT im Sinne von Rechtsgültigkeit - ist wichtig. Wir hatten mal mit einem Fliesenhersteller zu tun, dessen Support auf ausdrückliche Nachfrage "toleranzfreie" Maßangaben bestätigt hat. Später stellte sich heraus, dass es sehr wohl Toleranzen gibt, die sich jedoch innerhalb des gesetzlich Zulässigen Rahmens bewegen. Folglich gab es im Bauprozess Probleme. Der Hersteller hat uns also vorsätzlich die Unwahrheit gesagt oder hat selbst eine unzureichende Kenntnis seiner Produkte. Im besagten Fall führte es dazu, dass der Hersteller aus dem Herstellerverzeichnis des Büros gestrichen wurde.
__________________ jochenvollmer.de |
Registrierter Nutzer Registriert seit: 13.11.2004
Beiträge: 1.832
mika: Offline
Ort: Berlin Beitrag Datum: 04.02.2010 Uhrzeit: 00:34 ID: 37547 | Social Bookmarks: Der Jochen hat es auf den Punkt gebracht. Ich würde nur noch mal betonen, dass gute Referenzen den nachhaltigsten Eindruck hinterlassen. Bei mir persönlich hinterlassen hinsichtlich Materialität am ehesten kleine unkonventionelle Projekte z.B. studentische Projekte oder Forschungsprojekte einen bleibenden Eindruck. Klein aber fein mit dem gewissen etwas, aber eben nicht Werbung. Großprojekte von renommierten Architekten finde ich oft langweilig, bzw. oft ist das beworbene Material nicht wirklich essentiell für das Projekt, so dass Werbung da eher wie "Trittbrettfahren" wirkt. Die meisten Anzeigen zu Bauprodukten in der Architekturpresse sind sogar eher nachhaltig abstoßend. Oft hinterlassen solche 0815-Projekte von Architekt XYZ, die als Werbung wohl eher für Bauunternehmer gedacht waren, ein Bild, das man selbst nicht kreieren möchte.
__________________ Grüße Michael "Warum soll etwas nicht so gut wie möglich sein ?" Ludwig Mies van der Rohe, 1964 |
Registriert seit: 13.05.2003
Beiträge: 836
Jochen Vollmer: Offline
Ort: Kassel Beitrag Datum: 04.02.2010 Uhrzeit: 10:37 ID: 37552 | Social Bookmarks: ^^ Genau. Man muss dem (Referenz-) Projekt quasi "das Leidenschaftliche" ansehen können.
__________________ jochenvollmer.de |
Registriert seit: 13.05.2003
Beiträge: 836
Jochen Vollmer: Offline
Ort: Kassel Beitrag Datum: 04.02.2010 Uhrzeit: 10:43 ID: 37553 | Social Bookmarks: oder noch etwas besser aus der Sicht eines Marketingstrategen formuliert: Der Architekt will das Gefühl haben, das Material selbst entdeckt zu haben.
__________________ jochenvollmer.de |
Registrierter Nutzer Registriert seit: 13.09.2009
Beiträge: 19
Adam1984: Offline
Ort: Österreich/Polen Beitrag Datum: 04.02.2010 Uhrzeit: 11:31 ID: 37556 | Social Bookmarks: Danke für eure Ansichten. Es ist tatsächlich so wie ich es mir dachte, dass zwischen Marketingfuzis wie mir und Architekten teilweise Diskrepanzen bezüglich "guter" Werbung bestehen. Klar, dass Werbung wie im Mediashop nicht angebracht ist war ja klar. Aber, dass Aussagen von anderen Architekten (nicht in Foren sondern als Werbekonzept) so negativ ankommen hätte ich z.B. nicht gedacht. Ich stelle es mir schwer vor bzw. seh ich ein Dilemma wenn es darum geht eine massentaugliche Kommunikation die gleichzeitig den individuellen Geschmack anspricht (z.B. bei der Wahl des Referenzobjektes) zu gestalten. |
Registrierter Nutzer Registriert seit: 22.12.2008
Beiträge: 492
k-roy: Offline
Beitrag Datum: 04.02.2010 Uhrzeit: 12:07 ID: 37560 | Social Bookmarks: noch ne Meinung : - nicht-projektbezogene Werbung und Gespräche persönlich oder per Telefon behindern den Arbeitsablauf und bringen demzufolge wenig ausser schlechte Laune. - Firmen, die guten technischen Support wie Detaillösungen, eigene Zeichner etc haben, und in Vorleistung gehen, sind natürlich gerne gesehen, weil sie, auch wenn das Produkt noch nicht feststeht, an dem Projekt helfen. - Die Verlässlichkeit der Vertreterangaben ist wichtig, aber ehrlich gesagt habe ich da schon sehr viele schlechte Erfahrungen gemacht - das hängt vielleicht auch mit der eigenen Recherchequalität zusammen. |
Registrierter Nutzer Registriert seit: 13.11.2004
Beiträge: 1.832
mika: Offline
Ort: Berlin Beitrag Datum: 04.02.2010 Uhrzeit: 13:08 ID: 37565 | Social Bookmarks: Es kommt vielleicht auch ein wenig darauf an, was für ein Produkt man vermarkten will. Meiner Meinung nach gibt es zwei grundlegende Pole für eine Werbestrategie. Die eine nenne ich mal quantitativ, die andere qualitativ. Erstere setzt auf permanente Wiederholung ohne großen Gehalt, um den Namen eines Produkts ins Gedächtnis der Adressaten zu hämmern. Da sollte man meiner Meinung nach aber gute Bilder haben, um im Dschungel der anderen quantitativen Werbekampagnen noch aufzufallen. Die zweite setzt eher auf Nachhaltigkeit durch Neugierde der Adressaten, die durch den Kontext, in dem das Produkt gezeigt wird, angeregt werden sich eine eigene Vorstellung von dem Produkt zu verschaffen. Wichtig dabei ist, der Kontext muss ungewöhnlich sein. Das geht meiner Meinung nach bei Architekten am Besten mit realisierten Projekten, bei denen des Produkt essentiell war. Mal angenommen, Du willst Glasflaschen als Bauprodukt vermarkten. Das größte Interesse würdest Du wahrscheinlich damit erringen, ein Projekt in einer Architekturzeitschrift zu publizieren, in dem z.B. ein kleines Gebäude aus diesen Flaschen gebaut wurde. Natürlich ohne gleich mit der Tür ins Haus zu fallen, und die Herstellerfirma oder das Produkt in den Vordergrund zu stellen. Viel mehr sollte der Entwurf mit seinen Qualitäten im Vordergrund stehen, und das Produkt subtil als Merkmal auftauchen. Eine Freundin von mir, auch studierte Architektin, hat sich auf diesen Bereich der Vermarktung spezialisiert. Sie organisiert für Unternehmen Veranstaltungen und Veröffentlichungen (also PR). Und Subtilität ist da das oberste Gebot. Architekten sind eben kein RTLII Publikum. Die können und wollen selber denken.
__________________ Grüße Michael "Warum soll etwas nicht so gut wie möglich sein ?" Ludwig Mies van der Rohe, 1964 |
Registrierter Nutzer Registriert seit: 13.04.2005
Beiträge: 2.258
noone: Offline
Beitrag Datum: 04.02.2010 Uhrzeit: 15:45 ID: 37569 | Social Bookmarks: Bei Architekten als Zielgruppe führen nicht selten die CAD Details zur Entscheidung. hat man zwei Herstelller, die gleichwertige Produkte anbieten, wird oft das Produkt genommen, das man in der Werkplanung integrieren kann. Gerade bei Fenster und Türen ist dies ein ganz wichtiger Aspekt. Spielt bei Fliesen oder Teppich natürlich keine Rolle. |
Registrierter Nutzer Registriert seit: 04.02.2010
Beiträge: 11
michael_62: Offline
Beitrag Datum: 04.02.2010 Uhrzeit: 19:24 ID: 37576 | Social Bookmarks: Genau das sollte aber eigentlich nicht der Fall sein. Da siegt Bequemheit. Interessanterweise punkten auch die Hersteller, die dem Architekten den Beuth Verlag teilweise vom Leib halten, indem sie dicke Ordner und CD´s mit ´Ausführungen in B90 nach DIN XXXX´ mit Ausschreibungstext fertig haben.... |
Registrierter Nutzer Registriert seit: 13.04.2005
Beiträge: 2.258
noone: Offline
Beitrag Datum: 05.02.2010 Uhrzeit: 10:50 ID: 37585 | Social Bookmarks: Zitat:
Oder wie machst Du z.B. Fensterdetails von Alu-Fenstern, von denen es keine Herstellerzeichnungen gibt? Man kann natürlich auch wie gesagt Details baugleicher Produkte nehmen, und dann einfach ein anderes Produkt ausschreiben. Trotzdem ist dies ein ganz wichtiger Faktor in der Auswahl von Baustoffen. | |
Registrierter Nutzer Registriert seit: 04.02.2010
Beiträge: 11
michael_62: Offline
Beitrag Datum: 05.02.2010 Uhrzeit: 11:33 ID: 37586 | Social Bookmarks: Bequemlichkeit siegt immer. Aber so wie du es schilderst, klicken wir künftig nur noch die Puzzeldetails der Hersteller zusammen. |
Registrierter Nutzer Registriert seit: 13.09.2009
Beiträge: 19
Adam1984: Offline
Ort: Österreich/Polen Beitrag Datum: 05.02.2010 Uhrzeit: 11:47 ID: 37588 | Social Bookmarks: Jetzt will ich noch eine zurzeit in vielen Bereichen aktuelle Perspektive einbringen! Was haltet ihr von Web 2.0 Anwendungen wie Facebook, Twitter und co. als Marketinginstrument in unserem Baustoff/Baumaterial Kontext? Habe gestern im HBM (BWL Magazin) in einem Artikel gelesen, dass viele Personalchefs die Web 2.0 Anwendungen gezielt einsetzen um ihr Unternehmen nach Außen zu profilieren und attraktiv zu machen. Bspw. werden die Twittereinträger verschiedener Mitarbeiter auf einer Seite zusammengefasst (auf der Seite gibt es natürlich noch mehr). In den Twittereinträgen posten die Mitarbeiter was sie machen, Zufriedenheit aber auch (und das ist ganz wichtig! sonst ist die Glaubwürdigkeit dahin) Probleme im Alltag des Unternehmens. Glaubt ihr würde sowas auch als Marketinginstrument für einen Materialanbieter funktionieren? (z.B. Postet die Firme selbst über aktuelle Projekte, Probleme und wie diese gelöst wurden, aber eventuell auch Inhalte von Architekten) |
| |
|
Ähnliche Themen | ||||
Thema | Autor | Architektur-Themenbereiche | Antworten | Letzter Beitrag |
Buch über Berufsbild des Architekten | projekte2000 | Studium & Ausbildung | 19 | 17.10.2007 12:32 |
Buch über Architekten und ihre Projekte | noreia | Beruf & Karriere | 6 | 29.03.2006 23:17 |
Architekten über Wohnen | Franzi | andere Themen | 0 | 18.02.2006 14:40 |
Baustoffe im Netz? | Leonie | Konstruktion & Technik | 3 | 18.04.2005 16:00 |
Suche alles über Kulturhallen, Tragwerke, Architekten | paneeel | Konstruktion & Technik | 4 | 23.03.2005 19:29 |