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c3038354: Offline
Beitrag Datum: 10.07.2012 Uhrzeit: 15:38 ID: 47217 | Social Bookmarks: Sehr geehrte Kollegen. Im Rahmen eines Masterthesis werde ich eine theoretische Arbeit zur "computational design"/parametrisches Entwerfen/generatives Design (was soll das Kind heißen?), und die Relevanz dieses für zeitgemäße Bauaufgaben, schreiben. Ein Schritt zurück: eigentlich hatte ich vor, mein Kenntnis in dieser Bereich zu verwenden um eine Entwurfsaufgabe zur Masterthesis mittels "parametrisches Entwerfen" zu lösen. Im Kollegium stoßt dies auf gewisse Ablehnung obgleich eine wissenschaftlich-akademische Annäherung zum Thema begrüßt wird. Der Skepsis gegen diese "digitale Architektur" basiert sich auf die Pavillion-artige Charakter vieler Forschungsprojekte im Rahmen "digitale Architektur", deren geringe Witterungsfähigkeit, ein bisschen Angst und ist letzen Endes auch formal. Ich wurde mich freuen über Hinweise/Beitrage zum Thema. Besonders bin ich auf der Suche nach Beispielen wo "computaional design" erfolgreich angewendet wurde und wo Grenzen des konventionellen Entwerfens/Konstruierens/Bauens überschritten worden. Aber eben nicht nur um "wilde Pavillionarchitektur" darzustellen. Ein eigenes Beispiel habe ich schon, das Museumserweiterungsbau in Tel Aviv von Preston Scott Cohen wo "Computational design" verwendet wurde um das komplexe Verhältnis zwischen Grundstück und Programm zu bewältigen. Ferner wurde hier konstruktionsrelevante Parameter wie Lastabtragung, Montage, Lichteinfall und Begrenzungen der Kräne verwendet um das Gebäude und der Konstruktion/Fabrikation zu optimieren. Ich freue mich auf ihre Beiträge. |
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Matthias: Offline
Ort: Freising Beitrag Datum: 10.07.2012 Uhrzeit: 19:31 ID: 47223 | Social Bookmarks: Spannendes Thema, ich kann die Skepsis aber durchaus verstehen, da es doch etliche Beispiele gibt, wo eine mehr oder weniger parametrisch erzeugte modische Form mit ein paar Schlagworten verkauft werden soll. Lesenswert ist auf jeden Fall "Algorithmic Architecture" von Kostas Terzidis, er hat einen fast schon philosophischen Ansatz und überlegt grundsätzlich, was denn überhaupt mit Algorithmen erreicht werden könnte. Etwas konkreter (z.T. sehr praktisch), vermittelt Robert Woodbury in "Elements of Parametric Design" einige Grundprinzipien. Ein paar schöne Beispiele gibt's in "From Control to Design (Parametric/Algorithmic Architecture)", dort werden zT gerade auch statische und konstruktive Aufgaben gelöst, nicht nur die Formfindung. Interessante Ansätze habe ich auch bei Aranda/Lasch gesehen, veröffentlicht zB in "Pamphlet Architecture 27: Tooling". Vielleicht ist auch sgHome (jährliche Konferenz zum Thema) ein guter Anlaufpunkt zur Ideenfindung. Gruß Matthias |
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Tom: Offline
Ort: Rhein-Ruhr
Hochschule/AG: Architekt Beitrag Datum: 10.07.2012 Uhrzeit: 20:24 ID: 47224 | Social Bookmarks: Diese Seite fand ich vor einiger Zeit ganz frisch: Generator.x: Software and generative strategies in art and design Der Ausgangspunkt ist ja erst mal eine ästhetische Faszination. Offenbar können durch Algorithmen erzeugte Strukturen Qualitäten besitzen, die man bei "Automatenkunst" lange Zeit nicht erwartet hätte. Das hat u.a. mit einem Komplexitätsgrad zu tun, der "unerwartete" Ergebnisse / Konfigurationen hervorbringt. In vielen Fällen auch mit einer prozesshaften Dynamik, die eine außerordentlich hohe innere Spannung erzeugt. Das gilt für Graphik, Musik, etc. In Architektur umgesetzt, können m. E. durchaus räumliche Qualitäten entstehen, die es auf konventionellem Wege vorher so nicht gab. Wenn man dies anerkennt, stellt sich die Frage nach der materiellen Realisierung. Dass man mit digitalen Mitteln hochkomplexe, individuelle Strukturen sogar wirtschaftlich fertigen kann, macht die Sache im Gesamtbild besonders interessant. In jedem Fall müsste man im Rahmen einer grundsätzlichen Untersuchung beleuchten, inwieweit die konventionell-modernen Auffassungen der "genialen Einfachheit" und des formalen Reduktionismus mit wirtschaftlich-praktischen Erwägungen verknüpft sind/waren. Evtl. bedeutet "einfach und rationell" heute etwas anderes. Die hohe Emotionalität der parametrisch erzeugten Gebilde weist auch auf einen Paradigmenwechsel weg von einem klassisch-modernen Rationalismus hin, der viel tiefer reicht als eine rein formale Diskussion. T. Geändert von Tom (10.07.2012 um 20:42 Uhr). |
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Tom: Offline
Ort: Rhein-Ruhr
Hochschule/AG: Architekt Beitrag Datum: 29.08.2012 Uhrzeit: 23:49 ID: 47701 | Social Bookmarks: Dass das hier alles gewesen sein soll, was zu diesem interessanten Thema zu sagen ist, finde ich dann doch erstaunlich. Und dass der TE kein Feedback gibt, in ebensolchem Maße. T. |
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c3038354: Offline
Beitrag Datum: 30.08.2012 Uhrzeit: 10:31 ID: 47704 | Social Bookmarks: Hallo Tom. Tut mir leid, dass ich mich nicht gemeldet hat. Ich hätte vielleicht auch mehr Enthusiasmus für diese Thema erwartet - allerdings habe ich selber nicht geantwortet. Ich wollte mehr Beispiele und Wissen sammeln bevor ich da weiteres eintrage (und das hat leider gedauert). Ich finde, eine "Ok, das war interessant" .. bringt nicht so viel. Ich werde es versuchen, das Thema wiederzubeleben und meine Recherche (wenn so weit ist) darzustellen. Danke, Eirik |
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c3038354: Offline
Beitrag Datum: 30.08.2012 Uhrzeit: 10:44 ID: 47705 | Social Bookmarks: Danke Matthias für Literaturhinweise. Ich habe angefangen (nach Empfehlung unserer "Computational Design"-Professor) in diese Bücher zu schauen: Hovestadt, Ludger. ETH Zürich. Jenseits der Rasters. Basel:Birkhäuser, 2010. Hensel, Michael, Achim Menges, et al. Emergent Technologies and Design. Routledge Chapman & Hall, 2012. Menges, Achim, und Sean Ahlquist. Computational Design Thinking: Computation Design Thinking. (AD Reader). John Wiley & Sons, 2011. Iwamoto, Lisa. Digital Fabrications: Architectural and Material Techniques. Princeton Architectural Press, 2009. Sonst finde ich das Arch+ Heft 189, Entwurfsmuster: Raster, Typus, Pattern, Script, Algorithmus, Ornament sehr spannend. Viele Autoren/relevante Themen. Um zurück zur Anfangsfrage zu kommen.... In dises Heft wird das Mercedes-Benz Museum von UN Studio als sehr erfolgreiches Beispiel für "computer-architektur" genannt (und ohne computer nicht realisierbar). Hier wurde z.B. Parametrisierung eingesetzt um bei der Konstruktion zu helfen; man konnte unten Anfangen zu bauen obwohl die oberen Stockwerke noch nicht fertig geplant waren und Änderungen in der Bau der unteren Stockwerke hat sich dann sofort in der Planung der Oberen Geschosse durchgesetzt/Auswirkungen gehabt. |
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c3038354: Offline
Beitrag Datum: 30.08.2012 Uhrzeit: 10:55 ID: 47706 | Social Bookmarks: Super Tipp Tom, mit der GeneratorX. Geht so ein bisschen in die Richtung digitale Kunst und Formfindung. Hier ist ein super Buch zum Thema: Reas, Casey, und Chandler McWilliams. Form+Code in Design, Art, and Architecture. Princeton Architectural Press, 2010. website der Buch mit Code-Beispiele Ich weiß allerdings nicht, ob der Ausgangspunkt notwendigerweise Ästhetisch sein muss? Ein Teil der Kritik gegen "computational design" liegt ja auch darin, dass es nur Ästhetisch/Stil/Ornamentik ist. Ich fände es spannend, wenn man der Rechner einsetzen konnte und mit Parametern "füttern" konnte, sodass es clevere Resultate geben konnte. Wo vielleicht Energetik, Raumfragen, Materialverwendung, Statik, etc. optimiert wäre? .. Natürlich ohne ganz technokratisch zu werden. Dafür suche ich eben Beispiele... Ich melde mich, wenn ich welche gefunden habe. Bis dahin höre ich gerne aus ihrer Sicht Anregungen, Tipps und sehr gerne Gebäudebeispielen ("erfolgreiche Beispiele der Computational Design"). Danke, Eirik |
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Tidals: Offline
Ort: Koblenz Beitrag Datum: 31.08.2012 Uhrzeit: 07:56 ID: 47720 | Social Bookmarks: hello, spannendes thema, auf jeden fall. es gibt ja viele bsp. für computational design. das müssen ja nicht immer die mega abgespacten geometrien sein... unter eVolo | Architecture Magazine gibt es schonmal zig sachen... das meiste aber nicht gebaut. un studio, hdm etc. setzten sowas ja auch häufig ein. da kannst du die projektliste mal durchforsten. mercedes benz museum ist ja das klassiche bsp was auch oft in der literatur zitiert wird. ansonsten das foyer der deutschen bank in ffm. da ist diese kugel aus stahlbändern errrichtet worden. die fassade der messehallen von hdm fällt mir auch noch spontan ein gutes gelingen. _tim
__________________ carpe diem! |
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Tom: Offline
Ort: Rhein-Ruhr
Hochschule/AG: Architekt Beitrag Datum: 02.09.2012 Uhrzeit: 17:12 ID: 47735 | Social Bookmarks: Zitat:
Wir reden also hier schon über den Einsatz unterschiedlicher Programme und Algorithmen in unterschiedlichen Phasen des Entwurfs und der Durcharbeitung. Ein weiterer Schritt liegt in der Vorbereitung zur CAD/CAM-basierten Produktion - wieder andere Programme mit eigenen Subroutinen, die u.a. die Detailpunkte nach bestimmten Vorgaben automatisch in 3D ausarbeiten. Dieser letzte Schritt interessiert mich besonders, und da spielt u.a. diese Firma eine tragende Rolle: http://www.designtoproduction.com/. Möglicherweise ist das auch ein Ansatzpunkt für weitere Recherchen. Ästhetik heißt in der Architektur ja immer auch Raum-Ästhetik. Und deshalb kann ich das Gerede von einem "bloß formalen" Ansatz gar nicht mehr gut hören. Das bringen Leute vor, die mit den rhetorischen Tricks der klassischen Moderne groß geworden sind, die ihre ganz eigene artifizielle Ästhetik als wertfrei, gottgegeben und "natürlich" proklamiert haben. Was man natürlich heute fordern muss, ist eine innere Kohärenz von Raumstruktur, äußerer Gestalt, Oberflächentextur, etc. Das sind die zeitgemäßen Kriterien für architektonische Qualität. Die Arch+ oben untersucht ja gerade eine neue Form der Ornamentik, die nicht einfach von außen appliziert wurde, sondern mit der Struktur des Gebäudes untrennbar verbunden ist und sich aus dieser auf eine überzeugende Weise wie von selbst ergibt. Deine Literaturauswahl finde ich übrigens erstklassig. Das kann was werden ... T. Geändert von Tom (02.09.2012 um 17:31 Uhr). | |
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c3038354: Offline
Beitrag Datum: 20.09.2012 Uhrzeit: 15:18 ID: 48018 | Social Bookmarks: Danke Tom für einen guten Beitrag. Die Diskussion über Ästhetik/Form(al) ist wohl polemisch/polarisiert, aber trotzdem interessant. Ich denke, Ziel meiner Thesis wird sein, eine Einsatz "Computational Design" zu finden/definieren, die nicht bloß Formfindung oder Ornamentik ist. Eine Art Optimierung. Wie kann neue Entwurfswerkzeuge und Methodiken Architektur weiterbringen - eine Mehrwert geben? Gute Hinweis auf Designtoproduction. Die Verknüpfung Entwurf und Fabrikation ist sehr spannend. Trotzdem, für die Debatte, ist dieses (schöne, inspirierende) Projekt Kilden in der Nähe von meiner Heimatstatt in Norwegen, welches man sicherlich sehr schwierig ohne Unterstützung von Rechner herstellen könnte, letztendlich optimiert, zukunftsweisend und übertragbar auf Projekte die nicht "Ikone" sind? (Z.B. Die einzeln zugeschnittene Holzdielen haben eine riesige Materialverlust. Die Formfindung ist irgendwelche Architektengeste die sicherlich die Umsetzung sehr teuer macht.) Vielleicht lässt "computational design" sich eher in Städtebau (Strukturen) oder bei der Optimierung von Statik, Energetik und Materialeinsatz einsetzen? Der Bereich der Detaillierung und Fabrikation ist ebenfalls interessant. Bedeutet "computational design" eine neue Rolle des Architekten, ergebnisoffen zu arbeitet, weg von der große Entwerfer und eher analytisch arbeiten? Ich denke, ich muss auf jeden Fall die Suche nach erfolgreiche Beispiele erweitern und nicht nur auf (ästhetische oder nicht) Architekturobjekte einschränken… |
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