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Datum: 20.06.2014
Uhrzeit: 14:09
ID: 52883



In welchem Stil sollen wir bauen?

#1 (Permalink)
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Hallo liebes Forum,
Ich mache nächstes Jahr mein Abi und möchte danach selbstverständlich Architektur studieren. Um nun auf die oben genannte Frage einzugehen; Ich bin der Meinung, dass die "Moderne" ein wenig ausgelutscht(um das mal so im Raum stehen zu lassen) ist und wollte Fragen ob eine art "Neohistorismus" zukunftsgerecht sei? Ich empfinde nämlich so ziemlich alles ästhetisch ansprechender als diese Glas-Beton-Baukästen die ab (teilweise auch vor, das allbekannte Bauhaus sei genannt) 1945 gebaut wurde.
Selbstverständlich ist Ästhetik sehr subjektiv, jedoch kommt es mir so vor, dass ein Großteil der Bevölkerung, um jetzt mal einen Vergleich zu nennen, ein Gebäude wie die Frankfurter Oper dem "neuen"(1962 erbauten) frankfurter Schauspielhaus vorziehen. Man hört ja auch oft, wenn man an einem alten Gebäude vorbeiläuft, den Spruch: "Warum wird denn heutzutage nicht mehr so schön gebaut?".
Auf all diese genannten Fragen möchte ich nun eine Antwort haben!!

P.S: Ich habe einen neuen Strang eröffnet, da ich die anderen Diskussionen zu diesem Thema für nicht allzu Schlussreich empfand!!

Geändert von HURZ (20.06.2014 um 14:12 Uhr). Grund: Rechtschreibung ;)

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Datum: 20.06.2014
Uhrzeit: 14:45
ID: 52884



AW: In welchem Stil sollen wir bauen?

#2 (Permalink)
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Um's mal mit dem großen Architekturtheoretiker Erich Honnecker zu sagen: "Vorwärts immer, rückwärts nimmer!"

Geändert von personal cheese (20.06.2014 um 14:54 Uhr). Grund: Beruf hinzugefügt.

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Datum: 20.06.2014
Uhrzeit: 15:06
ID: 52885



AW: In welchem Stil sollen wir bauen? #3 (Permalink)
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Zerstör mir doch nicht meine Illusionen!!! :'(
Naja nett wäre natürlich eine Begründung, die deine Ansicht unterstützt!
Außerdem weiß ich nicht ob ich mich von einem Zitat Honneckers überreden lassen will...

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Datum: 20.06.2014
Uhrzeit: 15:50
ID: 52886



AW: In welchem Stil sollen wir bauen? #4 (Permalink)
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Ich denke, der Grund warum Gebäude mit historistischem Fassadenschmuck allgemein als schöner empfunden werden, ist der höhere Grad der Detaillierung.

Das Auge hat mehr zu gucken.

Die Großbauten der Investorenschaft wird erst durch detaillierte Fassaden erträglich.

Ich denke es ist nicht unbedingt eine Frage des Stils (Neoklassizismus vs. Moderne) sondern eine Frage des Details.

Gute Details kosten Geld.
Investoren verstehen den Unterschied zwischen einem einfachen Detail und einem simplen Detail nicht, weil sie das nicht in Zahlen messen können, da man dazu ein all umfassendes Wissen bzw. eine gute Bildung in kultureller Hinsicht benötigt.
Der neue Historismus, bei dem wieder einmal alles nur oberflächlich aufgeklebt ist, nimmt Ihnen diese Herausforderung ab. Es reicht, wenn es ungefähr historisch oder klassizistisch aussieht.

Problematisch daran finde ich, dass der Klassizismus für ein Feudalismus oder aber einen aristokratischen Anspruch einer Bildung über die Antike steht, den es so nicht mehr gibt.

Aber vielleicht ist diese oberflächliche Dekoration auch genau deshalb wieder zeitgemäß. Wir haben immer weniger Detailwissen, wir verblöden kulturell zunehmend, Bildung ist nur noch eine Formalie. Wir sind oder werden immer oberflächlicher, weil wir uns das unter der Oberfläche zeitlich bzw. finanziell nicht mehr leisten können. Nichts genaues wissend geben wir der Informationsflut der Medien nach und folgen der dort verbreiteten Wahrheit.
Wir sehnen uns nach dem Ursprünglichen und Echten, aber in Ermangelung des Wissens, frönen wir dem Imitat, das nur oberflächlich so aussieht und reden uns ein, es hätte Stil, bis wir vergessen haben, was andere Genrationen vor uns schon alles erreicht haben.

Die Postmoderne hat diese Dekoration bereits mit einer nicht mehr zu ertragenden Ironie wiedereingeführt. Wenn die Postmoderne eine kritische Haltung gegenüber der Moderne ist/war, was ist der neue Historismus jetzt ?
Eine kritische Haltung bzw. die Verarschung der Dummen oder die Verdummung selbst ?

Und zu letzt noch: Das Gebaute ist immer Ausdruck der Gesellschaft.
Man muss sich also überlegen, ob man die Gesellschaft gestalten möchte, oder ihr einfach nur hinterher rennt, egal wo hin.
__________________
Grüße Michael

"Warum soll etwas nicht so gut wie möglich sein ?"
Ludwig Mies van der Rohe, 1964

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Datum: 20.06.2014
Uhrzeit: 16:38
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AW: In welchem Stil sollen wir bauen? #5 (Permalink)
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Also entspricht deine Haltung Schmuck=dumm, kein Schmuck=intelligent??
Ich weiß nicht ob das mit historischen Tatsachen so recht übereinstimmt, letzten Endes gab es während des Historismus(und den Epochen davor) eine Fülle an wissenschaftlichen und kulturellen Errungenschaften, ohne die das heutige Leben nicht möglich wäre. Selbstverständlich hatte die Zeit auch ihre Grauen, der Kolonialismus und die Versklavung der Arbeiter; und die Moderne sah sich als die Antwort darauf, sie wollte eine komplette Umwälzung der Gesellschaft, im Prinzip den Sozialismus, da dieser jedoch mit dem Menschen nicht vereinbar ist, da er eben egoistisch und wie du sagst oberflächlich ist, ist somit die Moderne wiederum verwerflich, da sie dem Streben nach Individualität des Menschen entgegensteht. "Der Sozialismus mag gescheitert sein, in die Architektur fließt er heiter weiter ein!"-Bodo Wartke

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Datum: 20.06.2014
Uhrzeit: 17:18
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AW: In welchem Stil sollen wir bauen? #6 (Permalink)
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"Wolf und Lamm... Liegt darin nicht auch die Division einer möglichen Versöhnung?" - unbekannt

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Datum: 20.06.2014
Uhrzeit: 21:11
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AW: In welchem Stil sollen wir bauen? #7 (Permalink)
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Hier mal ein interessanter Blick auf die Baugeschichte aus

Deutsche Bauakademie: Handbuch für Architekten; VEB Verlag Technik Berlin, 1954

Zitat:
5. Der Verfall der Baukunst

Der Verfall der Baukunst war mit dem Übergang des Kapitalismus in seine Spätphase verbunden. Das Profitinteresse des privaten Haus- und Grundbesitzes führte zu einer chaotischen Bautätigkeit und einer entsprechenden Baugesinnung. Die immer weiter um sich greifende geistige Verarmung lieferte die Architektur dem Eklektizismus aus. Diese beiden Faktoren bestimmten auch die Lösung der vielen neuen Bauaufgaben, die sich aus dem außerordentlichen Aufschwung der Produktivkräfte ergaben (der Bau von Industriewerken, Warenhäusern, Bahnhöfen usw.). Profitinteresse und Ideenarmut verminderten ebenso umfassende stadtbaukünstlerische Leistungen, die den wahren Bedürfnissen der gesamten Bevölkerung entsprochen hätten. Ein Beispiel dafür ist der Hobrechtsehe Plan von 1864 für die Stadterweiterung von Berlin, der nur ein schematischer Straßen- und Kanalisationsplan ist.
In dem Unterschied zwischen den herrschaftlichen Villenvierteln und den Elendsquartieren der Mietskasernen spiegeln sich die wachsenden Klassengegensätze des Kapitalismus besonders deutlich wider. in Deutschland verstärkte sich diese Entwicklung nach 1870.
Als neue Baustoffe, wie z. B. Eisen und Stahlbeton, zur Verfügung standen, als neue Konstruktionen die technischen Möglichkeiten erweiterten, gelang es nur wenigen Architekten, wie Messel, Poelzig, Behrens, Tessenow, Bonatz, und auch nur in einzelnen Fällen, sie baukünstlerisch zu meistern. Um eine theoretische Klärung des Problems bemühte sich, neben seiner praktischen Tätigkeit, vor allem Th. Fischer. Der von Otto Wagner, van de Velde, Olbricht u. a. gemachte Versuch zur Oberwindung des Eklektizismus (Jugendstil) scheiterte ebenfalls, da sie von der Form, vor allem von der Baudekoration her, eine Erneuerung der Architektur anstrebten. Man griff damals noch auf Naturformen als Vorbild zurück. Die entscheidende Rolle gesellschaftlicher Ideen für die künstlensche Entwicklung wurde jedoch nicht erkannt. Darin lag bereits eine Auswirkung des beginnenden imperialistischen Zeitalters, das keinerlei Ideen hervorzubringen vermag.
Ihren vollen Ausdruck findet diese ldeenlosigkeit des lmpenalismus im Formalismus. Dessen markanteste Richtungen sind in der Architektur der Funktionalismus und der Konstruktivismus. Beide leugnen die Bedeutung des gesellschaftlichen Ideengehalts für das Kunstwerk und vernichten damit die Kunst. Diese Tendenz zeigte sich nicht nur an einzelnen Bauwerken, sondern auch im Städtebau. Die Stadt wird nicht mehr nach stadtbaukünstlerischen Gesichtspunkten geplant, sondern ausschließlich funktionalistisch. Das Unvermögen, die vorhandenen Städte vor allem in ihrem lnnern zu rekonstruieren und die Angst vor der Konzentration des Proletariats in den Städten führten zu den reaktionären Theorien von der Auflösung der Stadt durch Trabantenstädte, Gartenstädte u. a. Das drückt sich z. B. in den Schriften von Frank Lloyd Wright und Martin Wagner aus. Der Funktionalismus entstand etwa zu gleicher Zeit in Amerika wie auch in Europa. Otto Wagner bzw. Sullivan in Amerika waren seine Wegbereiter. Von de Velde formulierte 1912 die "Glaubensartikel" des Konstruktivismus. Eines der Zentren des wurde das Bauhaus in Weimar, später in Dessau, mit Gropius, Mies von der Rohe u. a. Charakteristische Bauwerke des Formalismus waren das Bauhaus in Dessau, die Weißenhofsiedlung in Stuttgart, die Werke von Le Corbusier usw. Seit 1930 etwa ist Amerika die Hochburg des Formalismus in der Architektur. Auch er wurde zum Werkzeug, mit dessen Hilfe der Imperialismus versucht, seine kosmopolitische Ideologie durchzusetzen und sich die Nationen zu unterwerfen.

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Datum: 20.06.2014
Uhrzeit: 21:35
ID: 52894



AW: In welchem Stil sollen wir bauen? #8 (Permalink)
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Und hier noch ein interessanter Ost- West- Vergleich aus SIcht der DDR 1954

Zitat:
Deutsche Baukunst in der Nachkriegszeit

Nach der Befreiung Deutschlands vom faschistischen Joch wurden den Architekten beim
Aufbau der im Krieg zerstörten Städte und Dörfer Aufgaben gestellt, wie sie die Geschichte der deutschen Architektur noch nicht kannte.
Im Osten Deutschlands, in der heutigen Deutschen Demokratischen Republik, wurde in Übereinstimmung mit dem demokratischen Inhalt der neugeschaffenen Ordnung und dank der Hilfe der Sowjetunion mit der systematischen Planung der Städte und dem planvollen Wiederaufbau bzw. Neubau von Industrie- und lngenieuranlagen, von Wohnbauten, Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern, Bauten der Kultur und des Sports begonnen. Im Westen unserer Heimat entstanden dagegen nach dem Kriege Kasernen, Flughäfen, luxuriöse Wohnbauten für die Besatzungsmacht, Geschäfts- und Verwaltungsbauten für in- und ausländische Monopolisten und Bankherren. Der Wohnungsbau tritt dort, was die finanziellen Aufwendungen betrifft, gegenüber diesen Bauvorhaben zurück. Neue Stadtplanungen konnten nicht verwirklicht werden, da der systematische Wiederaufbau der im Krieg zerstörten Städte, in erster Linie ihrer Zentren, durch den privaten Besitz an Grund und Boden unmöglich gemacht wird. Infolgedessen blieben die Innenstädte vielfach zerstört liegen, und der Wohnungsbau wurde auf Flächen weit außerhalb des Stadtkerns abgedrängt. Der Zerfall der Baukunst tritt offen zutage.
Man baut vorwiegend, wie auch in den anderen kapitalistischen Ländern, formalistisch und unterwirft sich so der kosmopolitischen Ideologie des amerikanischen Imperialismus. Deshalb sehen die Bauten einander ähnlich, gleich wo sie stehen, ob in Westdeutschland, Italien, Frankreich oder in Amerika. Die Wohnbauten, Bank- und Verwaltungsgebäude, die Hotels und Warenhäuser in Gestalt unförmiger Kästen sind ein Ausdruck der Profitgier des Monopolkapitals unter amerikanischer Herrschaft. Die Zerstörung aller nationalen Eigenarten schreitet immer weiter fort. Das zeigt sich auch deutlich in der Vernichtung wertvoller historischer Ensembles. So wird die Baukunst durch das Bauen schlechthin ersetzt. Es gibt in Westdeutschland aber auch Architekten und andere Kunstschaffende, die zusammen mit den fortschrittlichen Kräften für die nationalen Aufgaben der deutschen Architektur eintreten, aber ihre Pläne nicht verwirklichen können. Zu ihnen gehören u. a. Paul Bonatz und einige seiner Schüler.
Die Architekten und Städtebauer der Deutschen Demokratischen Republik bemühen sich demgegenüber, gestützt auf das nationale Baukulturerbe, "eine Architektur zu entwickeln, die dem Volke verständlich ist, seiner Eigenart und seinem Schönheitsempfinden entspricht. Der Kampf gegen den Formalismus und seine für Deutschland typische Erscheinungsform, den sogenannten Bauhausstil, begann in Verbindung mit den großen Aufgaben, die der erste Fünfjahrplan enthält.
...
Die ersten Erfolge dieser fortschrittlichen Entwicklung zeigten sich in den Bauten, die anläßlich der Weltfestspiele der Jugend und Studenten 1951 errichtet wurden, unter ihnen die Deutsche Sporthalle (Kollektiv Prof. Paulick). 1952 entstand das vielgeschossige Wohnhaus an der Weberwiese (Koll ektiv Prof. Henselmann) und vor allem der erste Bauabschnitt des Nationalen Aufbauprogrammes an der Stalinallee. Mit dem Bau dieses Teilstückes der Magistrale der Hauptstadt Deutschlands wurde der erste Schritt auf dem Wege zu einem fortschrittlichen Städtebau und einer realistischen Architektur getan.
Die Bauten an der Stalinallee, deren Architektenkollektive Hartmann, Henselmann, Hopp, Leucht, Paulick und Souradny mit dem Nationalpreis I. Klasse ausgezeichnet wurden, haben eine große Wirkung nicht nur auf die Öffentlichkeit der Deutschen Demokratischen Republik, sondern ganz Deutschlands ausgeübt.
Nach dem Beispiel Berlins wurde in Schwerpunktstädten der Deutschen Demokratischen Republik, wie Dresden, Leipzig, Magdeburg, Rostock, mit dem Aufbau, insbesondere der Zentren, begonnen. Eine ganz neue Stadt - Stalinstadt - beim Eisenhüttenkombinat an der deutsch-polnischen Grenze ist im Bau. in ihren Werken bemühen sich die Architekten, die fortschrittlichen Ideen zum Ausdruck zu bringen, indem sie die nationalen Traditionen als Ausgangspunkt nehmen und die Errungenschaften von Technik und Wissenschaft berücksichtigen. Dabei leisten die großen Erfahrungen und Erkenntnisse der Sowjetarchitektur wertvolle Hilfe.
Von Bauvorhaben der jüngsten Zeit verdienen die großzügigen Wohnbauten in den genannten Städten erwähnt zu werden, deren Baumeister versuchten, an die örtlichen Bautraditionen anzuknüpfen. in Leipzig wird die Hochschule für Körperkultur und an Stelle des alten zerstörten Operngebäudes ein Neubau errichtet. Unter den Kulturhäusern ist das Kulturhaus der Maxhütte bei Saalfeld zu nennen. Auch der Erhaltung und Rekonstruktion zerstörter Kulturbauten wird wesentliche Bedeutung beigemessen. Der Zwinger und die Hofkirche in Dresden wurden fast wiederhergestellt. Der Magdeburger Dom nähert sich der völligen Wiederherstellung. in Berlin werden u. a. das Brandenburger Tor, das frühere Zeughaus, die Hedwigskirche und die Staatsoper Unter den Linden wiederaufgebaut, wobei die Rekonstruktion der letzteren besondere künstlerische Aufgaben stellt. Dieses Bauschaffen in der Deutschen Demokratischen Republik dient dem Interesse des ganzen Volkes. Es ist somit ein wichtiger Beitrag im Kampf um die Einheit Deutschlands und den Frieden.

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Datum: 23.06.2014
Uhrzeit: 11:52
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AW: In welchem Stil sollen wir bauen? #9 (Permalink)
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Ach Herrje, Moderne = Sozialismus, nur weil sie etwas zur Verbesserung der prekären Lebensbedingungen der Arbeiter in den Städten beitragen wollte. Als ob das was schlechtes wäre.

Es ist schon richtig, die Moderne hat der gebauten Langeweile, dem simplen dummen Detail durch industrielle Produktion Tür und Tor geöffnet, da die Details der Moderne subtiler waren /sind.

Mir geht's aber darum:
Zitat:
Zitat von mika Beitrag anzeigen
Ich denke es ist nicht unbedingt eine Frage des Stils (Neoklassizismus vs. Moderne) sondern eine Frage des Details.

Jemand der klassizistische Fassaden gut findet ist nicht dumm.
Jemand, der moderne Fassaden gut findet, aber auch nicht.
Dumm sind nur die, die, egal in welchem Stil sie vorgeben zu bauen, dumm bauen.
Und ich sehe die Gefahr bei klassizistischen Fassaden, dass die Dummheit von vielen nicht gesehen wird, und viele der Dummheit auf den Leim gehen.

Stadtschloss Berlin ist aus meiner Sicht ein gutes Beispiel.
Das ist keine Rekonstruktion, sondern eine Imitation, deren einziger Zweck es ist, Touristen das Geld aus der Tasche zu locken.

Gleich um die Ecke gibt es dann ein Gebäude der Nachkriegsmoderne mit angeklebtem Rustikamauerwerk aus Pappmasche, vor dem regelmäßig ganze Schulkassen stehen, um sich einen Eindruck vom mittelalterlichen Berlin zu machen.
Las Vegas ick hör Dir trapsen.
__________________
Grüße Michael

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Datum: 30.01.2016
Uhrzeit: 23:43
ID: 55194



AW: In welchem Stil sollen wir bauen? #10 (Permalink)
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Die Frage "In welchem Stil sollen wir bauen?" enthält die Idee, dass man eine Auswahl hat, wie man bauen kann. Aber das ist eine Illusion. Man kann sich nicht aussuchen, in welchen Stil man bauen möchte. Die Frage ist, warum kann man das nicht? Antwort, weil Architektur IMMER an der jeweiligen Gesellschaftsformation gekoppelt ist d.h. gegenwärtig kapitalistisch-imperialistische Gesellschaftsformation. Im Kapitalismus herrscht das Primat der Ökonomie d.h. alles was gebaut wird, geschieht nach kapitalistischen Kriterien. Der Mensch steht hier nicht im Mittelpunkt. Profit und Kapital stehen im Mittelpunkt. Wer einmal in Frankfurt war und dessen Skyline von weiten gesehen hat, der wird sofort von den neuen Kathedralen des Imperialismus "überwältigt sein". Frankfurts Innenstadt besteht aus vielgeschossigen Banken-, Versicherungs-, Konzerngebäuden. Jede Gesellschaftsformation hatte seine spezielle Architektur. Im Feudalismus waren es Schlösser und Burgen und Klöster. Der Architektur Stil war Militärisch, alles diente der Verteidigung und Ausweitung der Macht. Im Kapitalismus bzw. sind die Herrschenden nicht mehr Könige und Fürsten sondern Banken und Monopole. Entsprechend ihrer Macht, ihrer Geschäftemacherei und ihrer Unmenschlichkeit sind die Gebäude künstlich, kalt, technisch und gigantomanisch d.h. Abbild des imperialistischen Systems. in den Gebäuden wird nicht gearbeitet, hier findet Couponschneiden in seiner höchst entwickelten Form statt. Hier wird Geld mit Geld gemacht.

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Datum: 01.02.2016
Uhrzeit: 01:34
ID: 55199



AW: In welchem Stil sollen wir bauen? #11 (Permalink)
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Ich finde auch, dass man sich das aufgrund der Umstände nicht eben aussuchen kann .. also zumindest nicht im Groben gesehen ...

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Datum: 03.02.2016
Uhrzeit: 21:20
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AW: In welchem Stil sollen wir bauen? #12 (Permalink)
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Zitat:
Zitat von torgalf Beitrag anzeigen
Im Kapitalismus herrscht das Primat der Ökonomie d.h. alles was gebaut wird, geschieht nach kapitalistischen Kriterien. Der Mensch steht hier nicht im Mittelpunkt. Profit und Kapital stehen im Mittelpunkt.
Ist das nicht eine allzu grobe Sichtweise? Die Investoren-Projekte werden ja auf dem freien Markt vermietet / verkauft. Was hier nicht den verfeinerten Nutzererwartungen entspricht, hat keinen Erfolg. Diese Erwartungen erstrecken sich schon längst auch auf die "weichen" architektonischen und städtebaulichen Eigenschaften eines Gebäudes, nicht nur auf die reine Flächeneffizienz, etc. Sicherlich entstehen immer noch vielerorts Bauwerke mit zweifelhaften Qualitäten; diese werden aber von informierten Mietern / Käufern nicht mehr so ohne weiteres akzeptiert.

Zitat:
Im Kapitalismus bzw. sind die Herrschenden nicht mehr Könige und Fürsten sondern Banken und Monopole. Entsprechend ihrer Macht, ihrer Geschäftemacherei und ihrer Unmenschlichkeit sind die Gebäude künstlich, kalt, technisch und gigantomanisch d.h. Abbild des imperialistischen Systems.
Kann man mit diesen Begriffen und Schablonen heutzutage wirklich noch zum Kern der Dinge vorstoßen? "Die Herrscher" (=Endinvestoren, die schon in der Entwicklungsphase der Projekte regelmäßig mit eingebunden werden) sind oftmals Pensionsfonds und institutionelle Anleger, die die Altersvorsorge bzw. Vermögen breiter Bevölkerungsschichten verwalten. Und auch auf dieser Seite findet sich ein Mindestmaß an baukultureller Sensibilität, weil sich architektonische und städtebaul. Qualität positiv auf die langfristige Wertentwicklung eines Investments auswirken.

T.

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Datum: 03.02.2016
Uhrzeit: 21:30
ID: 55214



AW: In welchem Stil sollen wir bauen? #13 (Permalink)
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Zitat:
Zitat von raykip Beitrag anzeigen
Ich finde auch, dass man sich das aufgrund der Umstände nicht eben aussuchen kann .. also zumindest nicht im Groben gesehen ...
Der Planer/Architekt kann seinen Privatgeschmack meistens tatsächlich nur sehr bedingt verwirklichen. Aber er baut ja auch schließlich mit fremdem Geld für einen Auftraggeber, der eine klare Zielvorstellung besitzt. Sicherlich wird er in gewissem Rahmen für Anregungen des Architekten offen sein. Aber die Entscheidung über die grundlegende architektonische Haltung und die bevorzugte Architektursprache (="Stil"?) trifft der Bauherr bereits durch die Entscheidung für einen bestimmten Architekten.

T.

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Datum: 17.03.2016
Uhrzeit: 16:08
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AW: In welchem Stil sollen wir bauen? #14 (Permalink)
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Hi Hurz!
Hochinteressante Frage wie wir heute bauen sollen und vorallem warum man nicht mehr so "schön" baut wie früher.
Ich glaube man empfindet das Vergangene oft als schöner und steht altem unkritischer gegenüber. Man weiß ja dass die Technik, Wissenschaft etc.. noch nicht so weit war wie heute, darum misst man schonmal nicht nach heutigen Maßstäben. Des Weiteren sind ältere Gebäude, vorallem kirchliche und staatliche vorallem deshalb "schöner" weil Unmengen an Geld hineingebuttert wurde. Einem König oder der Kirche wollte doch keiner widersprechen oder traute sich nicht. Wir sehen heute nur noch was übrig ist, nämlich prunkvolle Kirchen und Schlösser bspw. aber nicht die frustrierten Bauern z.B. die das finanziert haben. Wird heute in unserer Demokratie z.B. ein Kanzleramt gebaut, würde der Bund der Steuerzahler schon eine Auge darauf haben, was ja auch gut ist.
Darum ist man auch heutzutage von überbordendem Schmuck abgekommen. Man lehrt die Architekten nur zu bauen was "sinnvoll" ist. Jeder Strich auf dem Plan muss einen Sinn haben. Jedes Bauelement und alles muss einen funktionalen Grund haben und seine Form begründet sein, warum sie genau so und nicht anders ist. Wenn etwas ohne Firlefanz funktioniert und man das Gefühl hat besser hätte man es nicht machen können, dann ist das (heute für viele) gute Architektur. Der Laie vermisst dann hier oft den Schmuck oder wenigstens ein paar Bögen und fragt sich warum eine glatte Quadratrasterfassade denn nun so toll sein soll.

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Datum: 17.03.2016
Uhrzeit: 18:44
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AW: In welchem Stil sollen wir bauen? #15 (Permalink)
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Ja, der Laie nimmt sich die großen Prachtbauten vergangener Zeiten als Maßstab. Aber es waren Prachtbauten, wie das Wort schon sagt und somit auch sau teuer. Heute hat man in Deutschland schon den Anspruch für fast kein Geld höchste Qualität zu verlangen und denkt beim Bau eben an diese Prachtbauten, die man auch für wenig Geld haben möchte. Allerdings hat jede Zeit auch ihre prägenden Stilelemente und Geschnörkel passt nicht zur heutigen Zeit und wirkt recht schnell pompös, dekadent und Kitschig. Mit der Postmoderne hat man ja mal versucht alte und neue Elemente zu mischen, was bei den meisten gehörig in die Hose ging und bei den wenigen wirklich guten Architekten einigermaßen anschaulich war. Der Normalbürger hat schon immer einfach und schnörkellos gebaut. Selbst bei den "Prachtbauten" heutiger Tage wird trotz keiner Schnörkel viel Geld investiert. Das was früher in die figürliche Gestaltung gesteckt wurde, wird heute allerdings in Technik und Komfort gesteckt. Würde man noch dazu Künstler und Steinmetze mit der Gestaltung von allerlei Schnickschnack beauftragen, würde kein Mensch so eine Hütte bezahlen wollen.

Wir haben heute andere Ansprüche an ein Haus als man es früher hatte und das vergisst der Laie auch recht schnell.

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