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HURZ: Offline
Beitrag Datum: 20.06.2014 Uhrzeit: 14:09 ID: 52883 | Social Bookmarks: Hallo liebes Forum, Ich mache nächstes Jahr mein Abi und möchte danach selbstverständlich Architektur studieren. Um nun auf die oben genannte Frage einzugehen; Ich bin der Meinung, dass die "Moderne" ein wenig ausgelutscht(um das mal so im Raum stehen zu lassen) ist und wollte Fragen ob eine art "Neohistorismus" zukunftsgerecht sei? Ich empfinde nämlich so ziemlich alles ästhetisch ansprechender als diese Glas-Beton-Baukästen die ab (teilweise auch vor, das allbekannte Bauhaus sei genannt) 1945 gebaut wurde. Selbstverständlich ist Ästhetik sehr subjektiv, jedoch kommt es mir so vor, dass ein Großteil der Bevölkerung, um jetzt mal einen Vergleich zu nennen, ein Gebäude wie die Frankfurter Oper dem "neuen"(1962 erbauten) frankfurter Schauspielhaus vorziehen. Man hört ja auch oft, wenn man an einem alten Gebäude vorbeiläuft, den Spruch: "Warum wird denn heutzutage nicht mehr so schön gebaut?". Auf all diese genannten Fragen möchte ich nun eine Antwort haben!! P.S: Ich habe einen neuen Strang eröffnet, da ich die anderen Diskussionen zu diesem Thema für nicht allzu Schlussreich empfand!! Geändert von HURZ (20.06.2014 um 14:12 Uhr). Grund: Rechtschreibung ;) |
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personal cheese: Offline
Ort: Berlin Beitrag Datum: 20.06.2014 Uhrzeit: 14:45 ID: 52884 | Social Bookmarks: Um's mal mit dem großen Architekturtheoretiker Erich Honnecker zu sagen: "Vorwärts immer, rückwärts nimmer!" Geändert von personal cheese (20.06.2014 um 14:54 Uhr). Grund: Beruf hinzugefügt. |
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HURZ: Offline
Beitrag Datum: 20.06.2014 Uhrzeit: 15:06 ID: 52885 | Social Bookmarks: Zerstör mir doch nicht meine Illusionen!!! :'( Naja nett wäre natürlich eine Begründung, die deine Ansicht unterstützt! Außerdem weiß ich nicht ob ich mich von einem Zitat Honneckers überreden lassen will... |
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mika: Offline
Ort: Berlin Beitrag Datum: 20.06.2014 Uhrzeit: 15:50 ID: 52886 | Social Bookmarks: Ich denke, der Grund warum Gebäude mit historistischem Fassadenschmuck allgemein als schöner empfunden werden, ist der höhere Grad der Detaillierung. Das Auge hat mehr zu gucken. Die Großbauten der Investorenschaft wird erst durch detaillierte Fassaden erträglich. Ich denke es ist nicht unbedingt eine Frage des Stils (Neoklassizismus vs. Moderne) sondern eine Frage des Details. Gute Details kosten Geld. Investoren verstehen den Unterschied zwischen einem einfachen Detail und einem simplen Detail nicht, weil sie das nicht in Zahlen messen können, da man dazu ein all umfassendes Wissen bzw. eine gute Bildung in kultureller Hinsicht benötigt. Der neue Historismus, bei dem wieder einmal alles nur oberflächlich aufgeklebt ist, nimmt Ihnen diese Herausforderung ab. Es reicht, wenn es ungefähr historisch oder klassizistisch aussieht. Problematisch daran finde ich, dass der Klassizismus für ein Feudalismus oder aber einen aristokratischen Anspruch einer Bildung über die Antike steht, den es so nicht mehr gibt. Aber vielleicht ist diese oberflächliche Dekoration auch genau deshalb wieder zeitgemäß. Wir haben immer weniger Detailwissen, wir verblöden kulturell zunehmend, Bildung ist nur noch eine Formalie. Wir sind oder werden immer oberflächlicher, weil wir uns das unter der Oberfläche zeitlich bzw. finanziell nicht mehr leisten können. Nichts genaues wissend geben wir der Informationsflut der Medien nach und folgen der dort verbreiteten Wahrheit. Wir sehnen uns nach dem Ursprünglichen und Echten, aber in Ermangelung des Wissens, frönen wir dem Imitat, das nur oberflächlich so aussieht und reden uns ein, es hätte Stil, bis wir vergessen haben, was andere Genrationen vor uns schon alles erreicht haben. Die Postmoderne hat diese Dekoration bereits mit einer nicht mehr zu ertragenden Ironie wiedereingeführt. Wenn die Postmoderne eine kritische Haltung gegenüber der Moderne ist/war, was ist der neue Historismus jetzt ? Eine kritische Haltung bzw. die Verarschung der Dummen oder die Verdummung selbst ? Und zu letzt noch: Das Gebaute ist immer Ausdruck der Gesellschaft. Man muss sich also überlegen, ob man die Gesellschaft gestalten möchte, oder ihr einfach nur hinterher rennt, egal wo hin.
__________________ Grüße Michael "Warum soll etwas nicht so gut wie möglich sein ?" Ludwig Mies van der Rohe, 1964 |
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HURZ: Offline
Beitrag Datum: 20.06.2014 Uhrzeit: 16:38 ID: 52888 | Social Bookmarks: Also entspricht deine Haltung Schmuck=dumm, kein Schmuck=intelligent?? Ich weiß nicht ob das mit historischen Tatsachen so recht übereinstimmt, letzten Endes gab es während des Historismus(und den Epochen davor) eine Fülle an wissenschaftlichen und kulturellen Errungenschaften, ohne die das heutige Leben nicht möglich wäre. Selbstverständlich hatte die Zeit auch ihre Grauen, der Kolonialismus und die Versklavung der Arbeiter; und die Moderne sah sich als die Antwort darauf, sie wollte eine komplette Umwälzung der Gesellschaft, im Prinzip den Sozialismus, da dieser jedoch mit dem Menschen nicht vereinbar ist, da er eben egoistisch und wie du sagst oberflächlich ist, ist somit die Moderne wiederum verwerflich, da sie dem Streben nach Individualität des Menschen entgegensteht. "Der Sozialismus mag gescheitert sein, in die Architektur fließt er heiter weiter ein!"-Bodo Wartke |
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personal cheese: Offline
Ort: Berlin Beitrag Datum: 20.06.2014 Uhrzeit: 17:18 ID: 52891 | Social Bookmarks: "Wolf und Lamm... Liegt darin nicht auch die Division einer möglichen Versöhnung?" - unbekannt |
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personal cheese: Offline
Ort: Berlin Beitrag Datum: 20.06.2014 Uhrzeit: 21:11 ID: 52893 | Social Bookmarks: Hier mal ein interessanter Blick auf die Baugeschichte aus Deutsche Bauakademie: Handbuch für Architekten; VEB Verlag Technik Berlin, 1954 Zitat:
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personal cheese: Offline
Ort: Berlin Beitrag Datum: 20.06.2014 Uhrzeit: 21:35 ID: 52894 | Social Bookmarks: Und hier noch ein interessanter Ost- West- Vergleich aus SIcht der DDR 1954 Zitat:
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mika: Offline
Ort: Berlin Beitrag Datum: 23.06.2014 Uhrzeit: 11:52 ID: 52901 | Social Bookmarks: Ach Herrje, Moderne = Sozialismus, nur weil sie etwas zur Verbesserung der prekären Lebensbedingungen der Arbeiter in den Städten beitragen wollte. Als ob das was schlechtes wäre. Es ist schon richtig, die Moderne hat der gebauten Langeweile, dem simplen dummen Detail durch industrielle Produktion Tür und Tor geöffnet, da die Details der Moderne subtiler waren /sind. Mir geht's aber darum: Zitat:
Jemand der klassizistische Fassaden gut findet ist nicht dumm. Jemand, der moderne Fassaden gut findet, aber auch nicht. Dumm sind nur die, die, egal in welchem Stil sie vorgeben zu bauen, dumm bauen. Und ich sehe die Gefahr bei klassizistischen Fassaden, dass die Dummheit von vielen nicht gesehen wird, und viele der Dummheit auf den Leim gehen. Stadtschloss Berlin ist aus meiner Sicht ein gutes Beispiel. Das ist keine Rekonstruktion, sondern eine Imitation, deren einziger Zweck es ist, Touristen das Geld aus der Tasche zu locken. Gleich um die Ecke gibt es dann ein Gebäude der Nachkriegsmoderne mit angeklebtem Rustikamauerwerk aus Pappmasche, vor dem regelmäßig ganze Schulkassen stehen, um sich einen Eindruck vom mittelalterlichen Berlin zu machen. Las Vegas ick hör Dir trapsen.
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torgalf: Offline
Beitrag Datum: 30.01.2016 Uhrzeit: 23:43 ID: 55194 | Social Bookmarks: Die Frage "In welchem Stil sollen wir bauen?" enthält die Idee, dass man eine Auswahl hat, wie man bauen kann. Aber das ist eine Illusion. Man kann sich nicht aussuchen, in welchen Stil man bauen möchte. Die Frage ist, warum kann man das nicht? Antwort, weil Architektur IMMER an der jeweiligen Gesellschaftsformation gekoppelt ist d.h. gegenwärtig kapitalistisch-imperialistische Gesellschaftsformation. Im Kapitalismus herrscht das Primat der Ökonomie d.h. alles was gebaut wird, geschieht nach kapitalistischen Kriterien. Der Mensch steht hier nicht im Mittelpunkt. Profit und Kapital stehen im Mittelpunkt. Wer einmal in Frankfurt war und dessen Skyline von weiten gesehen hat, der wird sofort von den neuen Kathedralen des Imperialismus "überwältigt sein". Frankfurts Innenstadt besteht aus vielgeschossigen Banken-, Versicherungs-, Konzerngebäuden. Jede Gesellschaftsformation hatte seine spezielle Architektur. Im Feudalismus waren es Schlösser und Burgen und Klöster. Der Architektur Stil war Militärisch, alles diente der Verteidigung und Ausweitung der Macht. Im Kapitalismus bzw. sind die Herrschenden nicht mehr Könige und Fürsten sondern Banken und Monopole. Entsprechend ihrer Macht, ihrer Geschäftemacherei und ihrer Unmenschlichkeit sind die Gebäude künstlich, kalt, technisch und gigantomanisch d.h. Abbild des imperialistischen Systems. in den Gebäuden wird nicht gearbeitet, hier findet Couponschneiden in seiner höchst entwickelten Form statt. Hier wird Geld mit Geld gemacht. |
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raykip: Offline
Ort: Hamburg Beitrag Datum: 01.02.2016 Uhrzeit: 01:34 ID: 55199 | Social Bookmarks: Ich finde auch, dass man sich das aufgrund der Umstände nicht eben aussuchen kann .. also zumindest nicht im Groben gesehen ... |
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Tom: Offline
Ort: Rhein-Ruhr
Hochschule/AG: Architekt Beitrag Datum: 03.02.2016 Uhrzeit: 21:20 ID: 55213 | Social Bookmarks: Zitat:
Zitat:
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Tom: Offline
Ort: Rhein-Ruhr
Hochschule/AG: Architekt Beitrag Datum: 03.02.2016 Uhrzeit: 21:30 ID: 55214 | Social Bookmarks: Zitat:
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ehem. Benutzer Registriert seit: 24.05.2005
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Nightfly: Offline
Ort: Stuttgart Beitrag Datum: 17.03.2016 Uhrzeit: 16:08 ID: 55408 | Social Bookmarks: Hi Hurz! Hochinteressante Frage wie wir heute bauen sollen und vorallem warum man nicht mehr so "schön" baut wie früher. Ich glaube man empfindet das Vergangene oft als schöner und steht altem unkritischer gegenüber. Man weiß ja dass die Technik, Wissenschaft etc.. noch nicht so weit war wie heute, darum misst man schonmal nicht nach heutigen Maßstäben. Des Weiteren sind ältere Gebäude, vorallem kirchliche und staatliche vorallem deshalb "schöner" weil Unmengen an Geld hineingebuttert wurde. Einem König oder der Kirche wollte doch keiner widersprechen oder traute sich nicht. Wir sehen heute nur noch was übrig ist, nämlich prunkvolle Kirchen und Schlösser bspw. aber nicht die frustrierten Bauern z.B. die das finanziert haben. Wird heute in unserer Demokratie z.B. ein Kanzleramt gebaut, würde der Bund der Steuerzahler schon eine Auge darauf haben, was ja auch gut ist. Darum ist man auch heutzutage von überbordendem Schmuck abgekommen. Man lehrt die Architekten nur zu bauen was "sinnvoll" ist. Jeder Strich auf dem Plan muss einen Sinn haben. Jedes Bauelement und alles muss einen funktionalen Grund haben und seine Form begründet sein, warum sie genau so und nicht anders ist. Wenn etwas ohne Firlefanz funktioniert und man das Gefühl hat besser hätte man es nicht machen können, dann ist das (heute für viele) gute Architektur. Der Laie vermisst dann hier oft den Schmuck oder wenigstens ein paar Bögen und fragt sich warum eine glatte Quadratrasterfassade denn nun so toll sein soll. |
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numerobinchen: Offline
Beitrag Datum: 17.03.2016 Uhrzeit: 18:44 ID: 55411 | Social Bookmarks: Ja, der Laie nimmt sich die großen Prachtbauten vergangener Zeiten als Maßstab. Aber es waren Prachtbauten, wie das Wort schon sagt und somit auch sau teuer. Heute hat man in Deutschland schon den Anspruch für fast kein Geld höchste Qualität zu verlangen und denkt beim Bau eben an diese Prachtbauten, die man auch für wenig Geld haben möchte. Allerdings hat jede Zeit auch ihre prägenden Stilelemente und Geschnörkel passt nicht zur heutigen Zeit und wirkt recht schnell pompös, dekadent und Kitschig. Mit der Postmoderne hat man ja mal versucht alte und neue Elemente zu mischen, was bei den meisten gehörig in die Hose ging und bei den wenigen wirklich guten Architekten einigermaßen anschaulich war. Der Normalbürger hat schon immer einfach und schnörkellos gebaut. Selbst bei den "Prachtbauten" heutiger Tage wird trotz keiner Schnörkel viel Geld investiert. Das was früher in die figürliche Gestaltung gesteckt wurde, wird heute allerdings in Technik und Komfort gesteckt. Würde man noch dazu Künstler und Steinmetze mit der Gestaltung von allerlei Schnickschnack beauftragen, würde kein Mensch so eine Hütte bezahlen wollen. Wir haben heute andere Ansprüche an ein Haus als man es früher hatte und das vergisst der Laie auch recht schnell. |
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