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Mr.Jenberg: Offline
Beitrag Datum: 20.03.2016 Uhrzeit: 15:26 ID: 55439 | Social Bookmarks: Liebes Forum, Ich habe eine Frage an diejenigen, die schon länger im Beruf sind: Wie oft denkt ihr über Architektur nach? Damit meine ich beispielsweise: außerhalb des Berufsalltags zu Vorträgen zu gehen, ein Architektur-Theorie Buch zu lesen oder gar auf eine Reise zu gehen, um hauptsächlich Architektur/Stadtplanung anzusehen. Ich frage deshalb, weil mir aufgefallen ist, dass in den Büros in denen ich bisher war (mittlerweile 4 verschiedene) die meisten Menschen kaum etwas über Architektur in der Freizeit (beim Mittagessen, Abends bei 'nem Bier, etc.) hören/sehen wollen. Ich finde das etwas befremdlich, weil ich denke, dass man für diesen Beruf in gewisser Weise "brennen" muss um gut zu sein. Wie gesagt, es geht mir nicht um irgendwelche Normen, Bauvorschriften etc, sondern wirklich um die „Architektur an Sich“. Auf eure Meinung und Feedback bin ich sehr gespannt! |
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Tom: Offline
Ort: Rhein-Ruhr
Hochschule/AG: Architekt Beitrag Datum: 10.04.2016 Uhrzeit: 15:12 ID: 55538 | Social Bookmarks: Manchmal bin ich schon erstaunt, wie lange hier interessante Fragen unbeantwortet bleiben. Also mein Interesse an der Theorie ist nach wie vor da, auch wenn ich nicht mehr primär als Entwerfer arbeite. Für mich ist und war Architektur schon immer genauso viel Geisteswissenschaft wie Ingenieurs- oder Gestaltungsfach. 1-2 mal im Jahr schaffe ich es auf einen Kongress oder zu einem Vortrag, der mir wieder ein paar Denkanstöße gibt. Entwerfer müssen ja auf dem letzten Stand sein, was die Konzepte, ihre Herleitung und auch Darstellung betrifft. Die vollendete Theorie-Müdigkeit findet man oft bei langjährigen Ausführungsplanern oder Bauleitern, deren Kräfte vollständig von den Umsetzungsfragen absorbiert werden. Manche Büros machen ja eigene Vortragsreihen, um die Leute geistig wach und beweglich zu halten. Das finde ich absolut klasse, ist aber nur selten gegeben. T. |
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Mr.Jenberg: Offline
Beitrag Datum: 10.04.2016 Uhrzeit: 15:59 ID: 55540 | Social Bookmarks: Hallo Tom, danke für das Kompliment der "interessanten Frage"! Was ich interessant finde, sind visionäre Konzepte bsp. Bjarke Ingels, MVRDV etc. , die einen sehr stark anregen und dazu führen, dass man seine eigene Sachen hinterfragt. Ich finde es sehr schade, dass es in Deutschland kaum innovative Konzepte gibt und das kaum hinterfragt wird. Entweder werden "Kisten" entworfen oder aber es wird der "Rückgriff auf die Historie" als scheinbare Alternativlosigkeit dargestellt. Oft fehlt es an Mut und Innovationskraft seitens der Bauherren, der Stadtverwaltung aber letztendlich auch der Planer. Klar, unsere Gebäude sind alle technisch und konstruktiv durchdacht, aber die "Kiste" bleibt halt die "Kiste", selbst wenn sie perfekt umgesetzt ist. |
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Tom: Offline
Ort: Rhein-Ruhr
Hochschule/AG: Architekt Beitrag Datum: 10.04.2016 Uhrzeit: 16:48 ID: 55541 | Social Bookmarks: Zitat:
Allerdings kann ich die Perspektive vieler Bauherrn auch verstehen. Es geht immer um viel Geld, und da ist ein gewisses Sicherheitsdenken nachvollziehbar. Die genannten Büros arbeiten ja auch vorwiegend an "Leuchtturm"-Projekten, für die große öffentliche Budgets zur Verfügung stehen oder im Falle privater Auftraggeber ein besonderer Vermarktungseffekt angestrebt wird, der die überdurchschnittlichen Investitionen auch wieder aufwiegt. Einzelne Aspekte kann man aber m. E. auch in bescheideneren Umfeldern aufnehmen; nicht immer sind Innovationen und Mut gleichzusetzen mit schrankenlosen Ausgaben. In gewisser Weise fungieren die besonders ambitionierten Büros wie Forschungs- und Entwicklungsabteilungen für die gesamte Branche. Deshalb ist es schon wertvoll & wichtig, die Entwicklungen aufmerksam zu verfolgen. T. | |
Social Bookmarks: Viel Zeit zum Lesen bleibt mir nach der Arbeit nicht. Ich zahle zwar jährlich für z.B. die Bauwelt, gelesen wird leider nur ein Bruchteil - z.B. in der Bahn... Aber ich gehe mit offenen Augen durch die Welt und sehe mir gerne an was die Kollegen so gebaut haben und wie sie das ein oder andere Detail gelöst haben etc.
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numerobinchen: Offline
Beitrag Datum: 12.04.2016 Uhrzeit: 01:21 ID: 55545 | Social Bookmarks: Es sind oft die Büros, die keinen Bock mehr haben was neues zu wagen. Man zieht sein sicheres Ding durch, Hauptsache die DIN wird eingehalten. Traurig. Ich habe mal in einem österreichischen Büro gearbeitet wo man Feuer und Flamme war neue Konzepte für den Lebensmittelmarkt zu erarbeiten. Der Architekt ist zu den Firmen gegangen und hat sie regelrecht überzeugt Architektur zu machen, statt ne billige Kiste hoch zu ziehen. Das hat gewirkt. Wenn man bei unserem südlichen Nachbarn schaut, dann sieht man dort sehr viele interessante Lebensmittelmärkte, die man so in Deutschland bisher nicht bauen würde, weil die Ketten nicht das Geld ausgeben wollen. Es fehlen in Deutschland die vielen kleinen Visionäre. Die, die es sind, das sind die erfolgreichen, die es in die Fach-Gazetten schaffen. Aber die Masse, da muss ich dem TO Recht geben, die dümpeln nur noch so vor sich hin und machen Dienst nach Vorschrift. |
Social Bookmarks: Zitat:
Natürlich habe ich den Blick für das Gelungene im weitesten Sinne "Schöne" nicht verloren, aber der Beruf lässt mich das Ganze hinterfragen. Das offene Auge ist wichtig und noch mehr der offene Geist, also bereit zu sein dazu zu lernen und andere Haltungen kennenzulernen. Die wenige Freizeit, die mir nach Familie, Tagesgeschäft (i.d.R. 6 Wochentage mit durchschnittlich 60 Stundenwoche) und ein wenig Hobby bleibt, verbringe ich tatsächlich wieder mit Architektur. Ich besuche regelmäßig Bau- und Architekturmessen. 3-4 mal pro Jahr Seminare und Vorträge. Außerdem habe ich vor einiger Zeit einen Stammtisch mit einer Reihe von Architektenkollegen aus der Region initiiert. Wir tauschen uns zweimonatlich über aktuelle Themen und Erfahrungen aus. Darunter Kollegen, die häufig an Wettbewerben teilnehmen. Das finde ich sehr interessant, weil ich das schon Jahre nicht mehr machen konnte, aufgrund einer hohen Auslastung mit beauftragten Projekten. Auf Kammerebene engagiere ich mich zur Zeit in der Vertreterversammlung um berufspolitisch die jüngeren Kollegen zu vertreten und hier und da kritische Fragen zum eingefahrenen Kammeralltag zu stellen. Sehr gute Informationen aus erster Hand erhält man dort automatisch. Ich fahre mir viele gebaute Beispiele von Kollegen anschauen, die ähnliche Projekte wie wir planen. Besonders Gebäude für Weinbau/-vermarktung, auch aus anderen Anbaugebieten und Ländern, sind da mein Hobby. Am Tag der Architektur beteiligen wir uns regelmäßig mit unserem Büro. Das bringt viele interessante Begegnungen. Wir versuchen auch 2 mal pro Jahr gemeinsame Tagesausflüge zu interessanten Zielen/Firmen zu unternehmen. Alle zwei Jahre gehts auch mal für 2-3 Tage gemeinsam weg. Früher, bevor die Kinder da waren, habe ich viele Städteexkursionen gemacht. Das möchte ich nochmal aufleben lassen. Regelmäßiges Buch- oder Zeitschriftenlesen bleibt allerdings auf der Strecke. Die Literatur ist abonniert und wird gekauft, stapelt sich aber häufig ungelesen. Austausch mit Kollegen und über den Tellerrand schauen finde ich enorm wichtig. Es kostet zusätzlich Zeit und erfordert nach vielen Stunden im Büro nochmal etwas Überwindung, aber ohne das geht es nicht, finde ich. | ||
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Miriam Werner: Offline
Beitrag Datum: 03.02.2019 Uhrzeit: 10:52 ID: 57089 | Social Bookmarks: Ich finde das Lesen und sich befassen mit Philosophie für die Architektur sehr zentral, denn schließlich baut man doch das, was man sich in Gedanken herangebildet hat. |
ehem. Benutzer Registriert seit: 24.05.2005
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Nightfly: Offline
Ort: Stuttgart Beitrag Datum: 11.02.2019 Uhrzeit: 15:27 ID: 57090 | Social Bookmarks: Ich denke viel und gerne in meiner Freizeit über Architektur nach . Oft auch über Design, wie Möbel gemacht sind, Autos und Alltagsgegenstände. Es drückt sich fast in allem aus was ich kaufe, zumindest die teuren Anschaffungen die ich länger nutze. Das meiste ist ohne Schnickschnack, materialgerecht usw. kennt Ihr ja... Im Urlaub ist der Fokus immer teilweise auch auf Architektur, Städtebau und Kunst. Das Besuchen von Vorträgen hat mangels Zeit und anderer Schwerpunkte stark nachgelassen. Leider erzeugt das Besuchen von Vorträgen oft auch ein bischen Frust. Man sieht wie spannend Architektur sein kann, aber auch wie fortschrittlich andere arbeiten. |
ehem. Benutzer Registriert seit: 24.05.2005
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Nightfly: Offline
Ort: Stuttgart Beitrag Datum: 11.02.2019 Uhrzeit: 15:30 ID: 57091 | Social Bookmarks: Zitat:
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Miriam Werner: Offline
Beitrag Datum: 11.02.2019 Uhrzeit: 18:30 ID: 57092 | Social Bookmarks: Nachdenken über Architektur braucht natürlich auch Gedanken, die ein wenig über die normalen praktischen Gedanken hinausführen. Dies finde ich interessant. Da hat zum Beispiel Rudolf Steiner im Goetheanum viel grundgelegt. |
ehem. Benutzer Registriert seit: 24.05.2005
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Nightfly: Offline
Ort: Stuttgart Beitrag Datum: 12.02.2019 Uhrzeit: 00:51 ID: 57093 | Social Bookmarks: Kannst Du da mehr dazu sagen? Danke! |
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S_Meier: Offline
Beitrag Datum: 03.03.2020 Uhrzeit: 16:03 ID: 57451 | Social Bookmarks: Ich bin in der Innenarchitektur unterwegs. In meiner Freizeit reise ich viel und versuche da auch immer ein offenes berufliches Auge zu haben. Meistens passiert das ganz automatisch zu Glück. Mich inspiriert es immer, wie Dinge in anderen Ländern angegangen und gelöst werden. Manchmal sind es auch nur die ganz kleinen Sachen. Das inspiriert ungemeint im Büroalltag. Zeitschriften lese ich ab und zu und Stammtische habe ich in der Vergangenheit gerne besucht. Wenn es die Zeit wieder mehr zulässt fände ich auch Seminare mal wieder inspirierend. |
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