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Ort: Münster Beitrag Datum: 09.03.2008 Uhrzeit: 22:56 ID: 27461 | Social Bookmarks: Hallo zusammen; wie kann ich planerische eine Veralgung von WDVS Fassaden verhindern. Durch welche Zusammenhänge entstehen diese Algen? Stimmt es, dass sie besonders gerne an der Nordseite zu finden sind, da dort ein vorhandener Wasserfilm - woher der auch immer kommen mag- nicht so schnell verdunsten kann. Welche rechtlichen Folgen können für einen Architekten/ Planer auftreten, wenn seine entworfene Fassade nach ca. 10 Jahren veralgt. Laut VOB/B hafte ich doch nur für max. 4 Jahre. Sicherlich könnte man die Themen separiert diskutieren, dennoch vielen Dank für Antworten -- Gruß Blume |
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Ort: Kiel
Hochschule/AG: Architekt Beitrag Datum: 10.03.2008 Uhrzeit: 21:44 ID: 27473 | Social Bookmarks: Ein heikles Thema, die Kehrseite des Umweltschutzes: Mikrobieller Befall. Früher als die Luft noch schön verschmutzt war (SO2-Schwefeldioxid, saurer Regen) kam das Problem viel seltener vor, denn Schwefeldioxid ist biozid. Es sind nicht nur Algen, sondern Pilze, Bakterien, Flechten und sogar Mose und Farne. Dieser erhöhte Biobefall ist der erste Grund ein anderer die zunehmende Dämmung. Die Temperatur an der Oberfläche ist nahezu gleich der Außentemperatur, die üblichen dünnen Kunstharzputze können keine Wärme speichern und kühlen sofort aus, gerade auf der Nordseite ist der Putz dauerfeucht, das hast Du ja schon richtig vermutet. Biozide sind abgesehen von der Zweifelhaftigkeit von Giften keine Dauerlösung, sie sind aufgrund der restriktiven Vorschriften wasserlöslich und waschen mit der Zeit aus, abgesehen davon sind die Mikroorganismen natürlich schlauer als wir und passen sich an, die Giftmischer müssen den Organismen immer eine Nasenlänge voraus sein. Eine andere Lösung sind mineralische Produkte, diese sind sehr alkalisch, leider aber auch nur ein Jahr oder zwei, dann hat sich der pH Wert angepasst und vorbei ist´s mit der Herrlichkeit. Zur Zeit tüddelt man mit PCM Putzen (Latentwärmespeicher) rum, man will sich die hohe Wärmespeicherfähigkeit zunutze machen, um die Verdunstung zu erhöhen, es ist noch nicht abschließend geklärt, ob das die Lösung ist. Die Rechtsprechung geht regelmäßig davon aus, dass kein Mangel sondern eine optische Beeinträchtigung vorliegt, es ist aber auf jeden Fall angeraten den Bauherrn vorher dahingehend zu beraten, dass ihm die Gefahr des Befalls klar ist. Hier gilt wie immer: wer schreibt der bleibt! Wenn man mit offenen Augen durch die Gegend geht sieht man, dass nicht nur WDVS mit Putz, sondern auch mit Flachklinkern und Riemchen befallen werden, sogar Verblendmauerwerk und Dächer, wenn das Haus schon unter Bäumen steht sind sowieso alle Versuche fruchtlos, der Biobefall ist einfach zu hoch. |
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Blumenschein: Offline
Ort: Münster Beitrag Datum: 11.03.2008 Uhrzeit: 16:56 ID: 27490 | Social Bookmarks: Vielen Dank, sehr informative Antwort! Vielleicht hast du weiterführende Lekture... Könnte ich nicht z.B. eine Holzfaserplatte als Dämmstoff wählen! Diese speichert die Wäre doch recht ordentlich! Gleichzeitig hätte ich auch einen guten sommerlichen Wärmeschutz! Ist halt nun mal ein wenig teurer.... Gruß -- Blume |
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Hochschule/AG: Architekt Beitrag Datum: 11.03.2008 Uhrzeit: 17:41 ID: 27496 | Social Bookmarks: Es gibt ein sehr erschöpfendeses Buch zum Thema, habe ich mich gerade durchgewühlt, daher war es auch noch so präsent Buchtipp Hier noch ein vielleicht interessanter Link für Dich. Das Fraunhofer Institut hat übrigens mal eine Untersuchung zur Wärmespeicherfähigkeit von Dämmstoffen gemacht, es ging um das Barackenklima in Dachgeschossen, die größte Abweichung (also zwischen dem besten und schlechtesten Speicher) der Raumtemperatur lag nicht einmal einem Grad, das Thema Wärmespeicherung mit Dämmstoffen ist also eine Schimäre. (GIYF) Natürlich kannst Du Naturbaustoffe einsetzen, das sollst Du sogar und rechnet man das Rezyklieren hinzu, dann werden die Kosten wieder relativ... |
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Ort: Münster Beitrag Datum: 11.03.2008 Uhrzeit: 17:45 ID: 27497 | Social Bookmarks: Cool, vielen Dank Gruß -- Blume |
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