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Ort: Münster Beitrag Datum: 05.04.2010 Uhrzeit: 22:49 ID: 38524 | Social Bookmarks: Hallo, zurzeit erstelle ich gerade eine Aussage zum Anröchter Naturstein. Ich muss zu einer Aussage bezüglich der Eignung des Steines im Außenbereich als Bodenbelag kommen. Der Anröchter Naturstein ist ein Kalkstein mit einer grün/blauen Färbung. In der Diskussion mit dem Deutschen Natursteinarchiv habe ich erfahren, dass die kalzytischen Bindungen im Stein im Außenbereich durch Witterung (z.B. saurer Regen) verloren gehen. Was genau ist eine kalzytische Bindung und was genau passiert dann in dem Stein? Was ist denn Eure Meinung zum Kalkstein im Außenbereich Die entsprechende Norm für Natursteinplatten im Außenbereich ist die DIN 1341. Leider liegt mir diese aber nicht vor. Desto mehr freue ich mich über Diskussionsbeiträge und einen Erfahrungsaustausch. Gruß -- Blumenschein |
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Hochschule/AG: Architekt Beitrag Datum: 06.04.2010 Uhrzeit: 11:03 ID: 38525 | Social Bookmarks: Zum sauren Regen: Schwefel verbindet sich mit Sauerstoff der Luft zu Schwefeldioxid und -trioxid, das in Regenwasser gelöst zu Schwefelsäure wird. Dies dringt kapillar in den Stein ein und wandelt den wasserunlöslichen Kalk in wasserlöslichen Gips um. Dieser wird vom Regen ausgewaschen. Das ist die chemische Verwitterung. Hinzu kommt, dass Gips (Gips ist das Salz der Schwefelsäure) natürlich zusätzlich mechanisch im wirkt (Sprengwirkung). Saurer Regen ist allerdings heute kaum noch ein Problem, denn durch die Rauchgasentschwefelungsanlagen wird die Gipsbildung sozusagen dorthin verlagert (und somit wissen wir dann also auch, wo der Gips herkommt). Geändert von Kieler (06.04.2010 um 11:26 Uhr). |
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Ort: Münster Beitrag Datum: 11.04.2010 Uhrzeit: 15:40 ID: 38597 | Social Bookmarks: Hallo, danke für die Antwort! Ich denke allerdings, dass saurerer Regen nur medial nicht mehr betont wird. Sicherlich konnten die Entschwefelungsanlagen Besserung bringen, aber die Landwirtschaft z.B. düngt nach wie vor. Für mich ist saurerer Regen immer noch ein Problem. (Und damit auch für den Anröchter Naturstein) Gruß -- Blumenschein |
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Hochschule/AG: Architekt Beitrag Datum: 15.04.2010 Uhrzeit: 12:12 ID: 38633 | Social Bookmarks: Medial? Was heißt das denn? Zu oben genannten Entschwefelungsanlagen noch ein weiterer Aspekt: Nach der Wende wurden schlagartig die ostdeutschen Kraftwerke stillgelegt, dazu eine kleine Grafik: Und falls Du dem Umweltbundesamt glauben kannst: ...Die noch vor einigen Jahrzehnten starke Verschmutzung der Luft in Deutschland durch Schwefeldioxid ist inzwischen Geschichte... Und warum willst Du denn den Weg düngen? |
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Ort: Münster Beitrag Datum: 15.04.2010 Uhrzeit: 13:40 ID: 38636 | Social Bookmarks: Hallo, mit medial meine ich die Berichterstattung in den Mediena. Ich persönlich gehe auch davon aus, dass der saure Regen nicht mehr so bedrohlich ist. Aber er ist noch da. Ich erlaube mir in diesem Zusammenhang den Waldzustandsbericht 2009 zu zitieren: "7.3 Stoffeinträge Luftschadstoffe belasten weiterhin die Wälder, auch wenn der Schadstoffeintrag als unmittelbare Folge der öffentlichen Umweltdiskussion in den letzten 20 Jahren deutlich gesenkt werden konnte. Schadstoffeinträge mit dem Regen (Depositon) führen zu einer Versauerung der Böden und damit indirekt zu einer Schädigung der Wälder. Andererseits können Luftschadstoffe bei entsprechend hoher Konzentration auch direkte Schädigungen an Nadeln und Blättern auslösen. Dies wurde beispielsweise Ende der 1970er Jahre an der Tanne beobachtet, die sehr sensitiv auf damals deutlich erhöhte Luftkonzentrationen von Schwefeldioxid reagierte. Die Folge waren deutliche Vergilbungen der Nadeln und erhöhte Nadelverluste sowie erhebliche Zuwachseinbußen. In Folge der Waldschadensdiskussion konnten die Einträge von Schwefeldioxid durch die Einführung von Rauchgasentschwefelungsanlagen und die Verwendung von schwefelärmeren Brennstoffen, wie z. B. Gas oder leichten Heizöls, deutlich reduziert werden (Abb. 49)." Waldzustandsbericht 2009 der Forstlichen Versuchsund Forschungsanstalt Baden-Württemberg Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) Seite 53 Gruß -- Blumenschein |
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Hochschule/AG: Architekt Beitrag Datum: 15.04.2010 Uhrzeit: 15:23 ID: 38637 | Social Bookmarks: Dass die Luft sauberer sein kann ist klar, aber es geht ja hier vorrangig um die Schädigung durch Gipsbildung. (Unser Ausgangspunkt war doch nicht der Wald, sondern Dein Anröchter Naturstein.) Diese wird durch Schwefeldioxid hervorgerufen (nicht durch alle allgemeinen Luftschadstoffe) und da widerspricht Deine Quelle nicht dem Umweltbundesamt, wenn ich mal kurz zitieren darf: [...]Bei Schwefeldioxid, früher ein klassischer Massenschadstoff, konnten seit Mitte der 1980er Jahre durch Luftreinhaltemaßnahmen beachtliche Erfolge und eine drastische Absenkung der Konzentrationen erreicht werden (Abnahme um 80 bis 90 %, bezogen auf 1980). Auch im Zeitraum 1990 bis 2005 zeigt die Immissionsentwicklung noch sehr deutliche Rückgänge (Abb. 4-45). So liegen jetzt die Jahresmittelwerte der SO2-Konzentrationen selbst in den großen Ballungsgebieten dauerhaft unterhalb von 10 μg/m3.[...] Als Folgephänomen ist nämlich die Veralgung der Fassaden, die früher durch den sauren Regen schön sauber gehalten wurden, (noch verstärkt durch den höheren Dämmstandard) ein Indikator. |
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