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Social Bookmarks: Problem-Baustelle Elbphilharmonie: Frust hoch sieben in Hamburg - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Kultur Die Kosten der Elbphilharmonie vervielfachen sich. Hinzukommt eine deutlich verspätete Fertigstellung. Bei Stuttgart 21 sieht es auch vor dem eigentlichen Baubeginn schon nach erheblichen Kostensteigerungen aus. Zahlreiche andere Großprojekte sind mit dem x-fachen der ursprünglich genannten Kosten abgerechnet worden. Kostenverdopplung ist eine harmlose Dimension geworden. Verdreifachung oder Vervierfachung keine Seltenheit. Fast immer gehen solche Kostensteigerungen direkt oder indirekt zu Lasten der Steuerzahler bzw. Verbraucher. Wer zieht die Beteiligten (Politiker, Auftraggeber, Architekten, Bauunternehmen) für solche Fehlkalkulationen tatsächlich zur Rechenschaft? Ich darf mir bei meinen Projekten keine Kostenüberschreitung von mehr als 15% zur Kostenberechnung erlauben, sonst jagt man mich (zu Recht) zum Teufel. Bei Großprojekten scheinen Kostenüberschreitungen von 100-150 % heute schon salonfähig zu sein und auch größere Überschreitungen werden zähneknirschend gebilligt. Termintreue scheint ebenfalls ein Fremdwort geworden zu sein. Von uns verlangt man heute, dass wir vor Baubeginn einen definitiven Fertigstellungstermin nennen, damit die angemieteten Einheiten rechtzeitig gekündigt werden können. Ist hier nicht oftmals ein gewisses Stillschweigen von Politik bzw. Entscheidungsträgern und Architekten zu vermuten. Also, man weiß schon lange vorher, dass das Projekt z.B. 500 Mio. Euro kosten wird und es 10 Jahre brauchen wird, aber es lassen sich halt nur 150 Mio. Euro und 5 Jahre Bauzeit dem Bürger und den beteiligten Gremien nahebringen, damit diese zustimmen und mitmachen. Ist dann die Sache am Rollen und sind die Aufträge erteilt, gibt man "scheibchenweise" die Mehrkosten und Verspätungen bekannt. Wenn das so läuft, muss man sich fragen, wie seriös die beteiligten Architekten sind. Das auf politischer Ebene mit Halbwahrheiten gearbeitet wird, ist bekannt und wird quasi akzeptiert, aber was darf man von den Architekten halten? Denn entweder haben sie miserabel gerechnet oder etwas bewußt verschwiegen. Den einen oder anderen Schuh müssen sie sich anziehen. | |
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personal cheese: Offline
Ort: Berlin ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Beitrag Datum: 28.12.2011 Uhrzeit: 16:07 ID: 45715 | Social Bookmarks: Meiner Meinung sind die Kosten bei Großprojekten so eine Sache. Diese Bauten sind meist mehr als kleine Bauvorhaben Unikate. Das heißt das es insbesondere für die frühen Projektphasen keine Erfahrungswerte aus abgeschlossenen ähnlichen Bauten gibt. Viele Details sind Sonderlösungen und für den Planer nur schwer kostenmäßig zu bewerten. Allerdings werden dem Planer bereits früh erste Kostenaussagen abgenötigt, die dann erst mal so dastehen. |
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Archiologe: Offline
![]() ![]() Beitrag Datum: 28.12.2011 Uhrzeit: 16:49 ID: 45717 | Social Bookmarks: Diese Zeichnung erklärt wohl einiges... ![]() |
Social Bookmarks: ![]() ![]() Sehr treffend, aber zum Thema mehrfache Baukostenüberschreitung noch verharmlosend. | |
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Tidals: Offline
Ort: Koblenz ![]() ![]() Beitrag Datum: 29.12.2011 Uhrzeit: 02:49 ID: 45723 | Social Bookmarks: die verantwortung muss man halt auch tragen wollen... DER SPIEGEL*49/2008 - Angeschlagenes Vertrauen schon eine krasse aussage. das sollte sich mal jemand trauen zu sagen in nem bauherrengespräch ![]()
__________________ carpe diem! | |
Social Bookmarks: Danke für den Link. Das kannte ich noch nicht. Krasse Aussagen: Zitat:
Zumindest die HOAI und die meisten Gerichte sehen die Verantwortung für die Kosten schon beim Architekten....aber HDM kann es sich wahrscheinlich erlauben so weiterzumachen, wie es früher im Studium gelaufen ist: Entwurf klasse, Kosten und Machbarkeit absolut drittrangig. Hier noch was aus dem Interview: De Meuron: Architektur ist eines der wichtigsten Ausdrucksmittel unserer Geschichte und Kultur. Die Vertrauenswürdigkeit von Architekten ist aber leider schon lange angeschlagen. Es ist in mehrfacher Hinsicht schädlich, wenn Kosten aus dem Ruder laufen, nicht bloß, weil die Bauherrschaft stärker belastet wird, sondern auch weil Architektur insgesamt als Teil unserer Kultur in Frage gestellt wird Er drückt sich noch sehr zurückhaltend aus, wenn er sagt "die Kosten laufen aus dem Ruder". Die Bauherrschaft bzw. der Sponsor ist die Öffentlichkeit. Wenn so verschwenderisch mit öffentlichen Mitteln umgegangen wird, dann schadet das allen Architekten im Ansehen. Quasi jeder Schlüsselfertig-Anbieter baut heute zum Festpreis (natürlich keine Elbphilharmonie)...aber wie soll man in Zukunft dem Bauherrn erklären, dass er sich auf ein finanzielles Abenteuer mit einem Architekten einlassen soll?? Er hat natürlich recht, dass Architektur ein wichtiges kulturelles Ausdrucksmittel ist, aber die Zeiten als man 10.000 Zwangsarbeiter zum Bau von Pyramiden verdonnern konnte, sind vorbei. Oder geht das in der Schweiz noch? ![]() | ||
Registrierter Nutzer Registriert seit: 07.07.2003
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Blumenschein: Offline
Ort: Münster ![]() ![]() ![]() Beitrag Datum: 29.12.2011 Uhrzeit: 18:03 ID: 45726 | Social Bookmarks: Beliebt ist auch immer der Ausspruch: "In X Jahren wird kein Mensch mehr nach den Kosten fragen..." Hinzu kommt, dass die Architektenausbildung eine kostengerechte Planung nicht vermittelt. Hat irgendjemand im Studium die Kosten mal nachweisen müssen? Wurde irgendwann mal eine gute Idee oder ähnliches Kostenmäßig in Frage gestellt. Spielen die Baukosten im öffentlichen Wettberwerben eine übergeordnete Rolle? Hier noch ein weiteres schönes Beispiel: Gruß -- Blumenschein |
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Archiologe: Offline
![]() ![]() Beitrag Datum: 29.12.2011 Uhrzeit: 12:05 ID: 45725 | Social Bookmarks: Zitat:
Ich weiß... aber es mußte einfach mal raus! ![]() | |
Social Bookmarks: Zitat:
Bei solchen Größenordnungen von Baukosten und damitverbundenen Honoraren stehen den beteiligten Büros auch ganz andere Möglichkeiten (Kostenstudien, Voruntersuchungen, Musterbaukörper...) zur Verfügung als Büros mit kleineren Projekten und bescheidenen Honoraren. Irgendwo muß man den Architekten auch daran erinnern, dass er, neben Förderung der Baukultur und innovativen Entwicklungen, auch eine große Verantwortung für Kosten und Termine hat, egal wie groß das Projekt ist. Wer nicht in der Lage ist Kosten und Machbarkeit im Vorfeld ausreichend sicher ermitteln zu können, der sollte die Finger von gewissen Bauweisen und experimentellen Dingen lassen, zumindest dann wenn ein Kostenrahmen annähernd eingehalten werden soll und es um öffentliche Gelder geht. Innovation oder Wettbewerbsknaller hin oder her, aber die Narrenfreiheit ist irgendwo zu begrenzen. | ||
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