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FoVe: Offline
Ort: Wetzlar Beitrag Datum: 24.06.2014 Uhrzeit: 10:57 ID: 52907 | Social Bookmarks: eigentlich schweife ich jetzt etwas vom Grundthema dieses Threads ab. Aber das Thema "Joure Fixe" gibt soviel mehr "Zündstoff" her. Meinerseits sind diese Joure Fixe Termine für die ausführenden Firmen mindestens die Masern, wenn nicht gar die Pest. Hier wird auf allen Seiten der Baubeteiligten sowas von Zeit vertan, die ist in den wenigsten Fällen in irgendeiner Kalkulation mit abgebildet. Reine Geldverbrennung! Ich nehm immer mehr war, dass hier eine Protokoll- und Aktenflut erzeugt wird, unter der die wirklich relevanten Sachverhalten zugemüllt werden. So trudeln z.B. bei uns jede Woche mehrere emails mit Joure-Fixe-Protokollen ein von Bauvorhaben, bei denen wir bereits unsere Leistung abgeschlossen haben oder noch nicht begonnen haben, weil der Baufortschritt noch nicht soweit ist. Aber die Bauleitung sieht sich damit rechtlich abgesichert, als dass sie alle relevanten Festlegungen und Abstimmungen ja veröffentlicht hat. Wir hatten es als Highlight sogar schon mal, dass wir acht Wochen lang als ausführende Firma an der Protokollflut beteiligt waren, weil wir den Architekten beraten hatten, anschließend aber der Auftrag in einer niedrigen fünfstelligen Summe an einen Mitbewerber ging wegen einer Differenz von etwa 200 Euro. Ich bin seinerzeit sogar schon zum Aufmaß ausgeritten und habe Fertigungspläne erstellt, weil ich durch das Joure-Fixe-Protokoll dazu aufgefordert worden bin. Außer einer etwas dümmlichen Entschuldigung der Bauleitung habe ich allerdings keine Vergütung dafür bekommen. Soviel demnach zu der rechtlichen Verbindlichkeit der Joure-Fixe-Protokolle. Hmm, ein weites Feld für sicher sehr interessante Beiträge. Wäre ein eigener Thread angebracht? Gruß Martin |
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Social Bookmarks: Danke für Eure Beiträge. Die eigentliche Diskussion liegt ja bereits einige Wochen zurück, aber ich bin immernoch an dem Thema dran. Ich möchte die Frage nochmal von einer anderen Seite beleuchten: Wieviele Bauherrenbesprechungstermine sind dem Architekten zumutbar? Es geht darum, dass sich der Bauherr vor und während der Bauhase für viele Dinge entscheiden muss, die dann der Architekt und andere für ihn umsetzen. Auch hat der Bauherr während der Planungs- und Bauphase sicherlich das Recht über den Stand der Arbeiten informiert zu werden. Ob das per Mail, Telefon, Brief oder persönlich passiert, ist meines Wissens nirgends geregelt, macht aber für den Architekten u.U. große Unterschiede bei der Kalkulation seiner Leistungen. Nehmen wir ein Projekt, welches mit Planung und Ausführung bis Fertigstellung ingesamt über 2 Jahre läuft. Der Architekt betreut alle Leistungsphasen. Wie oft hat der Bauherr in dieser Zeit den Anspruch mit dem Architekten zu sprechen oder über die Sache informiert zu werden? Extrembeispiel 1: Bauherr teilt in erstem Gespräch seine Wünsche mit und segnet beim zweiten Termin 4 Wochen später den Entwurf ab, 3 Wochen später kommt er den Bauantrag unterschreiben. Dann werden noch letzte Details abgestimmt und der Bauherr läßt sich alle 2 Wochen über den Fortgang der Arbeiten per Mail informieren und kommt alle 2 Monate zur Baustelle, weil er ansonsten im Ausland ist. Macht ca. 10 physische Bauherrentermine und ca. 40 Kurzprotokolle an den Bauherrn in 2 Jahren. Geschätzter Zeitaufwand Architekt ca. 10 x 3h + 40 x 0,5 h = 50 h Extrembeispiel 2: Der Bauherr wünscht sich von Beginn an einen wöchentlichen Jour-Fix bis zur Fertigstellung mit Protokollierung durch den Architekten. Macht ca. 100 physische Bauherrentermine und ca. 100 ausführliche Protokolle an den Bauherrn in 2 Jahren. Geschätzter Zeitaufwand Architekt ca. 100 x 2h + 100 x 0,75 h = 275 h + vermutlich ständige Änderungen Das übliche Pensum liegt wohl irgendwo dazwischen, aber ernsthaft: Das kann doch nicht Beides gleich viel kosten obwohl der Architekt im Beispiel 2 den 5-6 fachen Aufwand hat? Wöchentliche Bauherrentermine und deren Protokollierung ist sicherlich keine Grundleistung nach HOAI und kann/muss separat gezahlt werden. Wer definiert den ansonsten die Grenze, wenn der Bauherr aus Langeweile den Wunsch hat, den Architekten täglich zu sehen??? | |
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personal cheese: Offline
Ort: Berlin Beitrag Datum: 16.09.2014 Uhrzeit: 16:01 ID: 53342 | Social Bookmarks: In meiner Praxis war während der Planungsphase die Bauherrenbesprechung meist in 14tägigem Rhythmus alternierend mit der Fachplanerbesprechung auch 14täglich. So hat man auch mal Zeit am Projekt zu arbeiten und muss nicht nur Protokolle schreiben |
Social Bookmarks: Ich bin durchaus aufgeschlossen für häufige Besprechungen, aber sie müssen kalkulierbar sein und auch bezahlt werden, wenn sie ein notwendiges Maß überschreiten. Wenn der Bauherr bereit ist pro Besprechungstermin und anschl. Protokollierung mind. 65,00 Euro/Stunde netto pro Mitarbeiter + Nebenkosten und MwSt. zu bezahlen, dann können wir uns gerne auch zweimal die Woche sehen. In meinen Grundleistungen sehe ich physische Bauherrentermine und deren kurze Protokollierung während Planung und Bauphase nur alle 2-4 Wochen je nach Projekt und Fortschritt der Maßnahme als erforderlich an und ansonsten natürlich fallweiser Austausch per Mail, Telefon, Post etc.. Wenn jemand eine kürze Taktung der Termine braucht, dann soll er sie auch zusätzlich bezahlen. Wenn ich mit meinem Wagen außerhalb erforderlicher Inspektionstermine in die Werkstatt fahre und mein Fahrzeug durchchecken lasse zahle ich auch, trotz Wartungspauschale. | |
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Tom: Offline
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Hochschule/AG: Architekt Beitrag Datum: 19.09.2014 Uhrzeit: 21:41 ID: 53350 | Social Bookmarks: Zitat:
Fakt ist, dass die Protokolle oft sehr kurzfristig eintrudeln und dass manches Mal auch was Falsches drinsteht. Und dass das Ganze sich so auswachsen kann, dass man nur noch Protokollpunkte abhechelt, ohne dass die wichtigen Fragen einer vernünftigen Lösung zugeführt werden. Es gibt ja Projektsteuerer, die einen Punkt auch dann noch nicht als erledigt akzeptieren, wenn er 5x erledigt ist, nur um ein paar Flämmchen am Köcheln zu halten. T. | |
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Tom: Offline
Ort: Rhein-Ruhr
Hochschule/AG: Architekt Beitrag Datum: 19.09.2014 Uhrzeit: 21:47 ID: 53351 | Social Bookmarks: Sehr, sehr, sehr viele. Bei größeren Projekten ist das Budget dafür auch definitiv da. Da sitzen mindestens alle 2 Wochen der Chef, Projektleiter und ggf. noch ein Teammitglied für Sonderthemen mit am Tisch. Bei kleineren Projekten muss man natürlich die Verhältnisse wahren. Da sind auch objektiv weniger Fragen zu behandeln. Möglich, dass man tatsächlich ganz ohne regelmäßige Termine auskommt. Aber Extra-Vergütung für die Besprechungen und die Protokollführung - das habe ich im Leben noch nicht gehört und erscheint mir reichlich weltfern. T. |
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Tom: Offline
Ort: Rhein-Ruhr
Hochschule/AG: Architekt Beitrag Datum: 20.09.2014 Uhrzeit: 14:17 ID: 53352 | Social Bookmarks: Zitat:
Oder brauchst Du die Zeit, um zu Hause im Büro jemandem zu erklären, wie man eine Abdichtung führt? T. | |
Social Bookmarks: Zitat:
Es geht einfach darum, dass es für jede Leistung eine halbwegs sichere Kalkulationsgrundlage geben muss. Kein ausführendes Unternehmen würde sich auf so etwas wages einlassen. Weltfern ist es nur für die, die es nicht kalkulieren + finanzieren müssen. Dann habe ich sogar stark untertrieben. Aber wir haben keine 3 Buchstaben als Firmennamen, sitzen nicht in Basel oder Shanghai und arbeiten vornehmlich im Radius von 50 km um unseren einzigen Standort in Deutschland. Das geht ohne Flieger. Zitat:
Wir pflegen unsere Kontakte sehr intensiv und stehen dem Bauherrn bzw. deren Vertretern häufig und zeitnah per Mail, Telefon und auch persönlich zur Verfügung. Die Frage bleibt die Gleiche: Was ist eine Grundleistung und was nicht mehr? Man muss es kalkulieren bzw. abgrenzen können. Diese Zeiten haben nichts mit meiner Frage zu tun. | |||
Social Bookmarks: Nach wie vor befindet sich die Klärung der o.g. Frage in rechtlicher Bearbeitung, aber ich kann soviel schon sicher sagen, dass Protokollieren von Bauherrenbesprechungen mit Versand und Korrektur an fachlich Beteiligte ist keine Grundleistung, die die HOAI innerhalb des üblichen Honorars vorsieht. | |
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