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ehem. Benutzer Registriert seit: 24.05.2005
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Ort: Stuttgart ![]() ![]() ![]() Beitrag Datum: 07.03.2016 Uhrzeit: 22:57 ID: 55354 | Social Bookmarks: Hi Leute! Ich versuche seit längerem schon nebenher Aufträge zu aquirieren mit dem langfristigen Ziel mich selbstständig zu machen. Es scheint mir extrem schwer ohne Beziehungen und das zweite Problem das ich sehe ist die HOAI. Denn wenn alle Architekten gleich viel kosten warum sollte dann ein Bauherr es wagen einem jungen Architekten eine Chance zu geben? Eben. Ich denke dann gehen die lieber zu jemandem der ohnehin schon genug Aufträge hat. Da die Häuslesbauer aber auch oft auf jeden Cent achten müssen, wären diese sicher nicht abgeneigt, wenn man seine Leistungen günstiger anbieten würde. Dass dies zu Preisdumping führen würde halte ich für ein Scheinargument. Ich glaube es würde dem Markt guttun wie es Wettbewerb so oft guttut. Wir alle wissen ja wie unwirtschaftlich viele Büros laufen. Alleine wenn man sich mal anschaut wie viele noch mit AutoCAD ihre AIPs fast für Umsonst die Nächte durchschuften lassen... Da wäre noch viel Raum weniger Kosten bei gleichem Ertrag. Ich z.B. könnte locker von zu Hause aus arbeiten, hätte keine Kosten für Büromiete, würde meinen Privatwagen nutzen etc... Tja und ich darf meine Leistung gar nicht günstiger anbieten, obwohl ich ja viel weniger Kosten hätte. Andererseits wenn ich was nebenher mache verlange ich nach HOAI (muss ich ja) und habe viel mehr davon, als ein Chef eines Architekturbüros, denn ich habe ja wie gesagt einige der Ausgaben gar nicht. Und das wiederum ist ja auch irgendwie unfair, wenn auch gut für mich in dem Fall. Irgendwie habe ich immer mehr den Eindruck dass die HOAI gar nicht unbedingt so gut für uns ist wie immer alle meinen. Wie steht Ihr dazu? |
Social Bookmarks: Grundsätzlich verstehe ich Deine Probleme und die Infragestellung der HOAI, denn vor 6-8 Jahren hatte ich noch ähnliche Gedanken. Grundsätzlich sehe ich aber mehr Vorteile in der HOAI als Nachteile, auch wenn Jedem klar sein muss, dass sie regelmäßig nicht eingehalten, unterschritten und selbst von öffentlichen Auftraggebern oftmals nur halbherzig umgesetzt wird. Aber ich sehe in ihr immer noch einen Maßstab und einen Preisindex für Architektenleistungen. Die Grundidee hinter der HOAI, die dafür steht das nicht der niedrigste Preis, sondern die Qualität entscheidet, finde ich korrekt. Klar macht das den Start enorm schwer, denn etablierte Architekten haben da die besseren Karten, aber man sollte es nicht über den Preiskampf versuchen, denn es wird ansonsten immer Jemanden geben, der es noch ein wenig billiger machen oder etwas schlechter kann und die Frage nach Qualität und Sorgfalt geht völlig verloren. Wenn man sich etablieren konnte, wird man froh sein, dass es eine, wenn auch schwammige, Preisordnung gibt. Es ist eine Frage wie man die HOAI auslegt. Du musst ja beispielsweise nicht alle Leistungen nach HOAI vereinbaren bzw. muss Du nicht alle Leistungsphasen mit allen Prozentpunkten an- und abrechnen. Wenn man die HOAI gut kennt, dann weiß man, welche Punkte/Leistung der Häuslebauer braucht und welche nicht. Über diesen Weg lassen sich dann Angebote so gestalten, dass sie auch für den Endkunden interessant sind. Ebenso kann man im Einzelfall nach Stunden abrechnen und so transparenter arbeiten, Der Stundensatz sollte sich allerdings an den HOAI-Honoraren orientieren, dann passt es auch wieder im Wettbewerb. Realisieren muss man allerdings auch, dass Architekten in gewissen Sparten z.B. supergünstige private Wohnhäuser wenig ausrichten können. Ich kann bei neuen Wohnhäusern unter 280.000 Euro Baukosten kaum etwas für meine Kunden tun, zumindest wenn ich für Honorare arbeiten soll, die den anteiligen Planungskosten der Schlüsselfertigunternehmen entsprechen. Der Einstieg ist fraglos schwer, aber mit einer dauerhaften Unterschreitung der HOAI wird es auch nicht funktionieren. | |
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Hochschule/AG: Architekt ![]() ![]() ![]() ![]() Beitrag Datum: 09.03.2016 Uhrzeit: 14:07 ID: 55368 | Social Bookmarks: die HOAI ist nicht auskömmlich, so einfach ist das! |
Social Bookmarks: Also zumindest die HOAI 2013 kann auskömmlich sein. Es hängt halt von Projektgröße/-kosten, Honorarzone und dem vereinbarten Honorarsatz, Umbauzuschlag und Nebenkosten ab. Nicht zu vergessen, dass man besondere und zusätzliche Leistungen korrekt abrechnet. Am Meisten hängt es allerdings davon ab, welche Leistungen man erbringt und welche nicht. Wenn man das reine Entwurfsbüro ist und die Ausführung gerne von sich wegschiebt, dann kann man bis einschl Leistungsphase 4 richtig gut Geld verdienen nach HOAI 2013. Die armen Deppen, die erst ab LPH. 5 ins Geschehen eingreifen, gehen natürlich gerne mal Baden nach HOAI 2013. Als Mischkalkulation von LPH.1-8 kann sie auch funktionieren, zumindest bekommen wir es hin. Die Gewichtungen der Leistungsphasen passen bei den allerwenigsten Projekten. Es müssten aus meiner Sicht mind. 6% von LPH. 1-4 nach LPH. 5-9 umverteilt werden, auch wenn die Entwerfer dann einen Verlust der Entwurfsqualität beschwören. Das muss nicht sein. Dann (nach stärkerer Gewichtung LPH. 5-8) funktioniert das Ganze bei normalen Projekten (HZ III) ab ca. 380.000 Euro anrechenbarer Bruttobaukosten nach HOAI 2013 wirtschaftlich schon. Die Chancen stehen allerdings momentan nicht schlecht, dass die Mindestsätze der HOAI in den nächsten 1-2 Jahren von der EU gekippt werden. So nah davor waren wir noch nie die HOAI zu verlieren. Ob's dann für den deutschen Architekten besser wird, wage ich zu bezweifeln. | |
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Hochschule/AG: Architekt ![]() ![]() ![]() ![]() Beitrag Datum: 09.03.2016 Uhrzeit: 20:09 ID: 55370 | Social Bookmarks: Das Problem wird sein, dass zwar das Preisrecht kippt, aber nicht die Haftung. Es gab ja grad ein schönes Urteil gegen die Bauherrenschützer, die für Honorar ein paar Stunden den GU beim Eigenheimbau überwachen. Die Leute haben nämlich einen Werkvertrag, wurde nun jüngst festgestellt, und sind damit auf noch dünnerem Eis als wir. (Davor hat mich meine Versicherung immer gewarnt und ich mich natürlich gefragt, wie denn diese Schützer das machen) Angenommen: Haus für 250k€ 300/400, HZ3, Mittelsatz. Selbst wenn Du nur 50€/h netto ansetzt, hast Du keine zwei Arbeitswochen für die komplette Vorbereitung der Vergabe. Find ich schon sportlich, besonders wenn man immer mal was anderes macht und ein bisschen recherchieren muss. Fängt man dann erst einmal an sich mit den Urteilen über die Erwartungen an die Leistung des Planers zu beschäftigen (seitens der Rechtsprechung), verliert man fast unweigerlich jede Hoffnung, dass das überhaupt zu schaffen ist. Der Planer muss eh schon auf Lücke gehen. Der Preiswettbewerb wird dementsprechend in einem Lückenwettkampf enden, dann muss jeder für sich selbst entscheiden welches Risiko er eingeht... |
Social Bookmarks: Zitat:
Nimmt man den Gesamtauftrag LPH.1-8 an, dann muss man selbst 3-4% nach LPH. 6+7 und weitere 2-3% nach LPH. 8 transferieren, damit es aufgeht. Für ein normales 380 k€ - Wohnhaus gehen bei uns derzeit für LPH.1-8 insgesamt 700 - 780 Stunden drauf. Ich muss dieses Jahr mind. 55 Euro/netto/Stunde realisieren um mit dem Büro im grünen Bereich zu bleiben. Im Bereich Entwurf/Bauantrag liege ich rechnerisch sogar unter den HOAI-Werten bei diesen Projekten. Zitat:
Angestellte Architekten beschweren sich zwar regelmäßig über die Gehaltssituation, sind aber selten bereit selbst etwas zu riskieren. Es wird irgendwann einen Mangel an fähigen Architekten geben, die bereit sind jede Art von Auftrag zu übernehmen. In meinem Umfeld beobachte ich das schon länger. Ich hoffe das die Wertschätzung für diesen Beruf und seine Risiken bald wieder steigt. | |||
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