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Jack: Offline
Beitrag Datum: 21.09.2006 Uhrzeit: 23:10 ID: 18553 | Social Bookmarks: Hallo ich mache gerade mein abi auf einem Wirtschaftsgymnasium, will aber Architektur studieren ist das ein Problem?? AUßerdem würde ich gerne wissen was für Voraussetzungen oder Vorkenntnisse man haben sollte um ein Studium zu beginnen (Abischnitt? Zeichenerfahrungen??? usw...) vielen Dank für die Antworten Jack |
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Nils01: Offline
Ort: Konstanz
Hochschule/AG: Tutor Lehrstuhl Prof. Schenk 03/04 Beitrag Datum: 22.09.2006 Uhrzeit: 00:19 ID: 18554 | Social Bookmarks: Hallo Jack, formale Voraussetzungen gibt es wenige, der Abischnitt spielt, glaube ich, inzwischen keine Rolle mehr. Manche Hochschulen machen eine Aufnahmeprüfung. siehe: www.hochschulkompass.de Ansonsten: Man kann als Architekt vielerlei Begabungen einsetzen. Räumliches Vorstellungsvermögen, ein Gespür für Schönheit und ein waches Auge für Deine gebaute und soziale Umwelt sind unabdingbar. Im Studium werden traditionell eher gestalterische Anforderungen gestellt (schöne Pläne machen), im Beruf sind es vor allem Sozialkompetenz und Organisationstalent. Wobei beides bei beidem nicht schadet. Von einem Studium möchte ich Dir abraten, wenn Du nicht schon Vorpraktika hinter Dir hast, und Dich mit den Architekten dort über deren berufliche Situation unterhalten hast. Die wirtschaftliche Lage von Architekten ist schlecht, und wird sich über Jahre weiter verschlechtern. Die Tendenz geht dahin, daß man auch als Architekt, der sein Handwerk versteht, sein Leben in relativer Armut verbringen wird - als Selbständiger wie als Angestellter. In traditionellen Ausbildungsberufen Tätige verdienen oft genausoviel oder mehr als Architekten, mußten aber nicht 5 Jahre Studium finanzieren, sondern haben in dieser Zeit schon ihr eigenes Geld verdient. Deren Aufstiegschancen sind jedoch, wenn sie begabt genug sind, viel höher, da sie zu dem Zeitpunkt, an dem Du in Deinen Beruf einsteigst, schon die nötige Praxiserfahrung haben, um mit einer Weiterbildung/einem Aufbaustudium in eine verantwortliche und besser bezahlte Stelle wechseln können. Ein Architekturstudium bereitet in 90 Prozent der Fälle nur völlig ungenügend auf die Berufspraxis vor. In manchen Bundesländern ist daher eine Praxiszeit von 2 oder 3 Jahren eingeführt worden, bis man den Titel "Architekt" tragen darf. Es fehlt beim Berufseinstieg vor allem am technischen und rechtlichen Fachwissen. Die beste Voraussetzung für ein Architekturstudium ist also: Wissen, was auf Dich zukommt (und sich lieber noch ein halbes Jahr Zeit nehmen, um das herauszufinden), und es dann möglicherweise trotzdem zu machen. Nils P.S. Mit meinem heutigen Wissen über den Beruf hätte ich sicher etwas anderes gemacht. Das Bild, das wir vom "Architekten" im Kopf haben, läßt bei jungen Menschen viel Raum für Projektionen. |
Social Bookmarks: Ansonsten bitte einfach mal unsere Suche benutzen...
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noone: Offline
Beitrag Datum: 22.09.2006 Uhrzeit: 09:35 ID: 18557 | Social Bookmarks: Danke Nils für deine sehr gute und informative Antwort zum Thema. Trotzdem möchte ich kurz einen Punkt aufgreifen, der meiner Meinung nach etwas pessimistisch dargestellt wurde. Du schreibst: Zitat:
hierzu ein Artikel der Süddeutschen: Zitat:
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Francis: Offline
Beitrag Datum: 22.09.2006 Uhrzeit: 12:32 ID: 18558 | Social Bookmarks: Zitat:
Bauzeichner haben durch die ganze Baukrise doch die absolute Arschkarte gezogen, Archis machen jetzt deren Job, fürs gleiche Geld. Also als Nicht-Architekt wirst du in einem normalen Architekturbüro niemals aufsteigen können! Das hat auch etwas mit dem Stolz und der Überheblichkeit der meisten Architekten zu tun, die fühlen sich doch den Nicht-Architekten sowas von überlegen, da lassen die doch keinen Bauzeichner aufsteigen... Also das ist echt Quatsch! | |
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noone: Offline
Beitrag Datum: 22.09.2006 Uhrzeit: 13:11 ID: 18559 | Social Bookmarks: und in den Ausbildungsberufen bzw. dem Handwerk ist inzwischen auch keine Luft mehr vorhanden, tolle Gehälter zu zahlen, die kämpfen inzwischen auch ums Überleben........ Am besten stehen halt Berufe in der Industrie da, die haben ihre Tarifverträge und Basta. |
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Jack: Offline
Beitrag Datum: 22.09.2006 Uhrzeit: 14:47 ID: 18565 | Social Bookmarks: Also erstmal danke für die Auskünfte!!! Sieht die Lage für Architekten wirklich so schlecht aus? Wie siehts es aus wenn man zB in der Schweiz arbeitet (nur vier km von mir daheim entfernt)? So wie ich es deiner Antwort entnehmen kann nils, ist es schon möglich gleich nachdem Abi das Studium zu beginnen es ist aber nicht sehr ratsam oder?? Es ist so ich hab schon gezeichnet in einem sehr kurzen Praktikum. Und relative Ahnung von Plänen hab ich auch da mein Vater Geschhäftführer einer Hoch- und Tiefbaufirma ist. Jack |
Social Bookmarks: Zitat:
Dann brauchst Du Dir keine Sorgen zu machen... | ||
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secretgarden: Offline
Ort: hamburg Beitrag Datum: 22.09.2006 Uhrzeit: 17:16 ID: 18571 | Social Bookmarks: wenn du in die schweiz studieren und arbeiten gehst erst recht nicht..... |
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noone: Offline
Beitrag Datum: 22.09.2006 Uhrzeit: 17:49 ID: 18572 | Social Bookmarks: und um dem ganzen noch eins draufzusetzen........ wenn du nur 4 km von der Schweiz entfernt wohnst, wohnst du ja höchstwahrscheinlich in Baden-Württember, da ist das Gehaltsniveau sowieso sehr gut, ist glaub ich auf platz 1 oder 2 bundesweit........ |
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Maller: Offline
Beitrag Datum: 22.09.2006 Uhrzeit: 19:11 ID: 18574 | Social Bookmarks: und das mit dem Wirtschaftsgymnasium ist auch kein Problem! Ich war auch auf einem und hatte damit gaaaar keine Probleme... ähem.. naja. Ich weiß aber nicht wie das Wirtschaftsgymnasium im Süden so aussieht. Also rein formal wird das doch gleichwertig mit normalen Abis sein. Was den Inhalt angeht: Wenn man kreativ ist kann man da doch interessante Parallelen ziehen. Wenn die wirtschaftliche Lage sich ändert , ändert sich auch der Baustil... Es gibt Angebot und Nachfrage und das sollte in einem guten Verhältniss stehen.. Also es reicht nicht wenn du als kreativer Mensch darauf wartest dass der Bauherr bei dir "nachfragt" sondern man muss auch etwas "anbieten" wo der Kunde von selbst gar nicht drauf gekommen wäre dass er es überhaupt brauchen könnte... und dass sich Entwicklungen auch in Wellenbewegungen vollziehen und nicht immer stur linear... usw. Die Feinheiten hab ich aber vergessen. Ist zu lange her. Deshalb fängst du am besten sofort nach dem Abi an solange du noch jung und wissbegierig bist... Der einzige inhaltliche Nachteil der mir einfällt: Ich hab die Erfahrung gemacht dass manche "normale" Abiturienten die durchgehend Kunst- und Musikunterricht mit engagierten Lehrern hatten besser über künstlerische Entwicklungen der letzten jahrzehnte informiert sind oder gar so etwas wie die Grundlagen der Farblehre oder sowas durchgenommen haben. Das sollte man ein bischen aufpassen wie man damit umgeht. |
Social Bookmarks: Zitat:
Ich war damals in einer ähnlichen Situation (Vater war Bauunternehmer, allerdings mit Architekturstudium) und bin dadurch quasi mit dem Bauen aufgewachsen und habe oft die Gelegenheit genutzt um mit an den Bau zu kommen. Mit 14 habe ich dann in den Ferien immer auf Baustellen mitgearbeitet und habe dann mit 16 eine Bauzeichnerlehre beim Architekten begonnen, weil ich mehr über das Bauen und Planen erfahren wollte. Habe zu dieser Zeit auch schon eigene Entwürfe gemacht und durfte die Ersten auch mit 18 realisieren. Habe dann später mit dem Architekturstudium begonnen und habe mir da erstmal verdammt schwergetan, weil ich alles das was ich aus der Praxis wußte beiseite lassen mußte und im Prinzip mich auf total praxisfernes Entwerfen und Lernen einlassen mußte. Ich war einfach schon zu weit um mit manchen Sachen unbefangen und frei umzugehen. Habe mich entsprechend oft mit Professoren angelegt, die teilweise bewußt sehr unrealistische Dinge gelehrt haben. Es hat "einige" Jahre gedauert bis ich gelernt hatte zwischen Realität und Studium klar zu trennen. Die letzten beiden Jahre habe ich dann endlich frei rumgesponnen. Was ich damit sagen wollte: Es kann im Studium auch ein Nachteil sein, wenn man von Hause aus schon stark vorgeprägt ist. Nach dem Studium kann es allerdings auch ein großer Vorteil sein. | ||
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Lucienne: Offline
Ort: Zürich Beitrag Datum: 23.09.2006 Uhrzeit: 23:13 ID: 18591 | Social Bookmarks: Also ich studiere Architektur in der Schweiz. Wie secretgarden schon bemerkt hat, musst du dir wegen der finanziellen Lage keine Sorgen machen. Erstens niemand weiss wie es in 5 Jahren aussieht, Zweitens, man muss sich ja nicht auf Deutschland beschränken. Was du dir aber eben bewusst sein musst, ist dass das Studium viiiiiiiiiiiiiiiiel Arbeit ist. Es ist wahnsinnig interessant und ich würde es auf keinen Fall hergeben wollen, aber Freizeit, Hobby, Freunde etc. muss man schon für das erste Jahr ganz beiseite stellen.(bei uns fallen Wochenenden, Feiertagen sowie Ferien gleich mitweg) Ich habe kein Vorpraktikum gemacht. Es wird bei uns allerdings empfohlen, sowie einen einjährigen Vorkurs an einer Kunsthochschule. Zweiteres ist allerdings ziemlich überflüssig. Zeichenerfahrungen braucht man keine, räumliches Vorstellungsvermögen wirst du dir im ersten Jahr zu genüge aneignen. Was das Studium auch ausmacht ist, dass dir danach viele Türen offenstehen, ob als Architekt,Landschaftsarchitekt, Designer, Graphiker, oder Bauforscher (Denkmalpflege)... Solltest du dich für ein Studium in der Schweiz interessieren empfehle ich dir ETH Zürich oder die Accademia di Architettura in Mendrisio.
__________________ "Nowadays, tourism is going to see what has become normal." - Cary Siress |
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Jack: Offline
Beitrag Datum: 24.09.2006 Uhrzeit: 22:03 ID: 18596 | Social Bookmarks: Vielen dank für die Antworten ihr habt mir sehr weiter geholfen!! |
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