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Beitrag Datum: 02.05.2012 Uhrzeit: 15:15 ID: 46746 | Social Bookmarks: hallo. ich wollte mal fragen wie ihr mit dem stress und den daraus resultierenden belastungen umgeht, die unser beruf so mit sich bringt. dass soll hier kein kummerkasten sein, doch ich mach mir so langsam meine gedanken ob ich mir dass bis 67 (?) antun kann oder will. eckdaten: diplom seit 2007, danach 3,5 jahre als freier mitarbeiter in einem (rückblickend relativ planlosen) 4 -mann büro, lph 1-9. seit einem jahr festangestellt als projektarchitekt in einem Büro mit ca. 15 mitarbeitern, lph 1-6(7). gefühlt (auf grund der o.g. planlosigkeit) ohne jede berufserfahrung. in der zeit als freier mitarbeiter habe u.a. ich ein projekt nach dem gewonnenen wettbewerb bis zur fertigstellung mehr oder weniger allein betreut, was mich psychisch dann doch an die grenzen gebracht hat. (schlaflose nächte, magenprobleme, depressive phasen etc...) kein burnout, aber kurz davor. seit der festanstellung ist die arbeitsbelastung mit 2 projekten gleichzeitig m.e. nach zwar fast höher als vorher,aber insgesamt ist es wesentlich angenehmer als vorher, der chef macht keinen druck, und fehler dürfen auch passieren. den meisten stress mache ich mir nur in meinem kopf, im nachhinein stellt sich dass meistens als total überbewertet raus. ich halte mich eigentlich für ziemlich belastbar, auch wenn mein ego seit der freien mitarbeit (im zusammenhang mit einer zeitgleichen ballung von sterbefällen in der familie) doch ziemllich gelitten hat. die angst vor der angst kommt zeitweise immernoch durch. ich hatte gerade über den 1. mai ein langes wochenende, und habe festgestellt dass ich mittlerweile 3 - 4 tage brauche, um mal "runterzufahren". sport hilft dabei, kreuzworträtsel auch, aber dann klappts mit dem einschlafen nicht, und man wird zwischendurch nachts wach und denkt über irgendwelche zimmertüren für klassenräume nach, so´n kram halt. also wie geht ihr damit um?, welche strategien habt ihr dafür? lässt dass mit dem alter nach, oder muss ich mich doch auf dem amt bewerben? ;-) |
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Social Bookmarks: Stress ist meines Erachtens größtenteils durch gute Organisation stark reduzierbar. Mit zunehmender Erfahrung weiß man irgendwann, welchen Aufwand man für die jeweiligen Aufgaben betreiben muss. Hat man nicht ausreichend Zeit, überlegt man sich von vorne herein, an welchen Stellen man effektiver zu einem ähnlichen Ergebnis kommt, oder was man gar weglassen muss. 14-Stunden-Tage führen selten zu einem besseren Ergebnis, da man mit zunehmender Müdigkeit mehr Fehler macht und ineffektiver wird… Natürlich wird es immer wieder Situationen geben, bei den Wochenendarbeit und 14-Stunden-Tage nötig sind, aber das sollte kein Regelfall werden. Mit zunehmender Erfahrung macht man sich auch weniger verrückt, da man besser abschätzen kann, was überhaupt gefordert ist und dass man es, wie immer, irgendwie doch schafft. Echter Streß – und gegen den kann man leider nichts machen – kommt, wenn Projekte unverschuldet schief laufen und man rein garnichts dagegen unternehmen kann… Ungesunder Stress taucht auch dann auf, wenn einem die Arbeit keinen Spaß macht. D.h. selbst wenn man einen Job hat, bei dem man eine ruhige Kugel schieben kann, bedeutet das nicht, das man stressfrei ist, wenn man letztlich unter der Gesamtsituation leidet. Kontinuität (die Arbeit gut einteilen) und Bewegung (mit dem Rad zur Arbeit) helfen mir gegen Stress.
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Beitrag Datum: 02.05.2012 Uhrzeit: 21:22 ID: 46751 | Social Bookmarks: ... mit dem fahrad fahr ich auch, allerdings dauert dass (leider) nur 10 minuten. das problem ist weniger die lange arbeitszeit. ich komme in der regel auf 8,5 - 9 stunden am tag, das büro ist sogar darauf bedacht, dass niemand zu viele überstunden macht. stressig ist es im moment halt hauptsächlich, weil beide projekte in der bauphase sind, da gehts momentan auch schonmal länger. mich nervt halt, dass man sich so aufreibt, ohne dass irgendwen interessiert, weder bauherr noch chef... (bzw. letzterer sieht es nicht) die 90% die gut laufen erwähnt niemand, die 10 % die problematisch sind, werden einem permanent von allen auf´s Brot geschmiert. ich denke es ist ein stück weit die übliche leier... ...wann stellt dich die zunehmende erfahrung und damit die bessere organisation) denn ein? ;-) ich hab ja schon kapiert, das es sich fast immer nur um beinahe katastrophen handelt. trotzdem bereitet mir dass teilweise noch schlaflose nächte. p.s. dass mit dem amt war eher sarkastisch gemeint. das würd ich glaub ich anfangen zu saufen. |
Social Bookmarks: Einige vollkommene Katastrophen helfen einem die "beinahe Katastrophen" gelassener zu nehmen
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Social Bookmarks: Zitat:
Man muß sich ständig selbst motivieren und hochziehen, weil es außer dem ein oder anderen Kollegen mit der gleichen Erfahrung/Situationen kaum jemanden gibt, der dieses "Aufopfern" in unserem Job versteht. Ich würde aus heutiger Sicht gerne bis Mitte/Ende Siebzig arbeiten gehen, wenn die Gesundheit es erlaubt, denn Rente bzw. Jobende ist für mich gleichzusetzen mit dem Warten auf den Tod. Allerdings frage ich mich auch, ob ich das in der heutigen Zeit mental durchhalten kann und mich selbst genug motivieren kann. Das Klima wird zunehmend rauher und auch erfahrene Bauleute sagen mir immerwieder, dass sie heilfroh sind, wenn sie es in ein paar Jahren hinter sich haben. Das große Problem ist die Kombination von Halbwissen, hohen Ansprüche, übertriebener Pingeligkeit, Geiz und Klagefreudigkeit der Bauherrn geworden. Diese Problematik hat sich in den vergangenen 10-15 Jahren, auch Dank Internet verschärft und wird auch in die Büros getragen. Dank Google und diverser Foren bemitleiden sich Bauherrn gegenseitig und tauschen ihr haarsträubendes Halbwissen aus, um Architekten und Handwerker in die Pfanne zu hauen. Heute braucht man umsomehr ein dickes Fell und auch das Talent Substanzielles von unwichtigem Blabla zu trennen. Ein Rezept gegen Streß habe ich auch nicht, aber häufig hilft der Blick auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben: Familie, Gesundheit, Freunde. Diese Dinge sollte man nicht vernachlässigen, denn die sind auch noch wichtig, wenn keiner mehr Bauen möchte. Architekt ist nur ein Job von Vielen und keine Berufung zu Höherem. Nur Architekten selbst stellen diesen unangemessenen Anspruch an sich. Es gibt soviele andere Möglichkeiten Geld zu verdienen und dabei sogar mehr Freizeit zu haben. Jeder von uns ist so was von austauschbar. Vielleicht hilft diese Erkenntnis, manche Dinge nicht überzubewerten. | ||
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Beitrag Datum: 03.05.2012 Uhrzeit: 22:10 ID: 46761 | Social Bookmarks: ich finds momentan immer wieder erschreckend, dass man mit knapp 5 jahren im job manchmal immernoch das gefühl hat, garnix zu können.8geht mir zumindest zeitweise so) manchmal denke ich auch, man scheitert meistens an den eigenen ansprüchen, nicht an denen der anderen. aber wenn ich mich dann mit meinem chef unterhalte, kriegt ich wieder 10 punkte aufs brot, die man nicht bedacht hat. klar ist es nur ein job. mit dem ausgleich durch sport geb ich dir recht, allerdings fehlt da im moment einfach die zeit. |
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LaHood: Offline
Beitrag Datum: 04.05.2012 Uhrzeit: 08:03 ID: 46762 | Social Bookmarks: ich halte es da wie Buddha. Tu was du willst – aber nicht, weil du musst. Letztlich muss jeder selbst für sich entscheiden ob er der Meinung ist sich diesen Stress anzutun oder nicht. Ich habe meine Entscheidung gerade getroffen und beim aktuellen Arbeitgeber gekündigt. Dieses eine Leben ist uns sicher, warum Dinge tun hinter denen man nicht steht und die einen ständig nerven, Bauchschmerzen bereiten. Natürlich weiß man nie was dann später kommt, und irgendwie tauchen die selben Probleme ja überall und immer wieder auf, für mich steht fest, man hat es selbst in der Hand ob man sich das antut oder nicht. Und mir ist meine Lebenszeit zu schade um Dinge zu tun die für mich nicht akzeptabel sind. Viele stöhnen, aber wenige handeln und ändern etwas. Grüße LaHood |
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Beitrag Datum: 08.05.2012 Uhrzeit: 22:32 ID: 46779 | Social Bookmarks: freut mich für dich, dass du den schritt gegangen bist. wenn man fragen darf: hast du die branche komplett gewechselt, oder "nur" in ein anderes büro? ich denke ich werd mir das ganze schauspiel mal noch ein paar jahre anschauen, ein wenig erfahrung sammeln. und dann mal sehen. |
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Jochen Vollmer: Offline
Ort: Kassel Beitrag Datum: 09.05.2012 Uhrzeit: 11:20 ID: 46781 | Social Bookmarks: Zu Beginn des Berufslebens gelegentlich den Arbeitgeber zu wechseln halte ich für sehr empfehlenswert. Neben anderen inhaltlichen Herangehensweisen lernt man auch verschiedene Büroatmosphären und Arten des Umgangs der Inhaber mit Mitarbeitern kennen. Gerade der Vergleich bringt Erkenntnisse die einem im Büroalltag Sicherheit im Auftreten geben.
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Beitrag Datum: 10.05.2012 Uhrzeit: 14:20 ID: 46787 | Social Bookmarks: ich bin jetzt innerhalb von 5 jahren im 3. Büro (ok,es gab ein zwiwschenspiel von 3 monaten, was man eigentlich nicht wirklich zählen kann). ich find es gut, anfangs öfters mal zu wechseln, aber dann hab ich doch immer den ehrgeiz, ein Projekt abzuschließen, was dazu führt, dass man mindestens mal 2 jahre in einem büro bleibt. schneller finde ich macht irgendwie auch keinen sinn, dass sieht dann im lebenslauf auch komisch aus, oder? |
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Niko: Offline
Ort: Stuttgart Beitrag Datum: 11.05.2012 Uhrzeit: 00:39 ID: 46794 | Social Bookmarks: Zitat:
Ich bin da ganz anderer Meinung, was soll dir denn Bürohopping oder "Büroatmosphären kennenlernen" bringen? Wirklich viel lernst du dabei nicht, oder? Grüße Niko | |
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Beitrag Datum: 09.07.2012 Uhrzeit: 10:12 ID: 47208 | Social Bookmarks: naja, wie gesagt, ich bin jetzt im 3. Büro, und man lernt schon unterschiedliche Arbeitsweisen kennen, bzw. stellt fest welche Art von Projekten und Bürogröße einem eher liegt. Wie gesagt, weniger als 2 jahre find ich dann aber auch zu kurz, meistens laufen auch die Projekte mal mindestens so lange, und ich habe dann doch den Ehrgeiz, die Sachen mindestens (fast)fertig zu übergeben. |
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Jochen Vollmer: Offline
Ort: Kassel Beitrag Datum: 09.07.2012 Uhrzeit: 15:12 ID: 47211 | Social Bookmarks: bis Mitte/ zweite Hälfte 30 zwei bis drei Büros im Arbeitsalltag kennen gelernt zu haben. Zitat:
Dir selbst einen Überblick, wie man Situationen einordnen kann und welche Möglichkeiten der Reaktion sich bieten. Durch den Vergleich kannst Du Dir einen eigenen Weg Fragen zu Beantworten erarbeiten.
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Microraptor: Offline
Beitrag Datum: 02.08.2012 Uhrzeit: 19:07 ID: 47430 | Social Bookmarks: Ich schließe mich den Vorrednern an - es kann helfen, den Job (v.a. in den ersten 10 Jahren) alle paar Jahre zu wechseln. Ich habe leider auch in meinem ersten Job nach dem Diplom erlebt, dass man in einem Büro als Kopier- und Planfaltsklave angestellt werden kann. Das hat mich - abgesehen vom unrealistisch geringen Gehalt, das dann aus ominösen Gründen nur alle 2- 3 Monate ausgezahlt wurde - psychisch total fertiggemacht. Ich habe dann gekündigt und meiner Chefin gesagt, dass ich aus der Branche komplett aussteige. Mit dem nächsten Büro (immerhin 60 Angestellte) kam ein genauso cholerischer Chef, dafür ein klasse Projektleiter, der mir Verantwortung und eine Menge Arbeit abgegeben hat, so dass ich zumindest das Gefühl hatte, mich in den LPH 1-4 sicher planerisch und auch in Bauherrn- und Fachplanergesprächen einbringen zu können. Mein jetziges Büro hat mich gleich als Projektleiterin eingestellt, mittlerweile mache ich Bauleitung. Soviel zum Exkurs " Was bringt ein Bürowechsel fürs Ego" Stress gibts trotzdem immer eine Menge, v.a. wenn man ins kalte Wasser geworfen wird und keine Anleitung bekommt. Ich habs eine Weile mit Yoga versucht (empfehlenswert), bin aber kein richtiger Sporttyp. Also spiele ich abends Geige und nehme privat Unterricht bei einer Orchestermusikerin. So kann ich trotz teilweise später Stunde noch etwas anderes machen - und die Konzentration komplett umlenken. Sich privat Ziele zu setzen, die vielleicht nichts mit dem Beruf zu tun haben, hilft auch, positiv zu denken und mit Stress besser umzugehen. |
Social Bookmarks: Zitat:
Natürlich wird die Selbständigkeit nicht für Jeden eine Option sein, aber mir wurde bei vielen Situationen klar, dass man als Chef nicht immer nachvollziehbar in den Augen der Angestellten handelt und reagiert. Manches was ich an meinem alten Chef merkwürdig fand, hat sich später erklärt. Manches auch nicht. Natürlich versucht man nicht die gleichen Fehler zu machen. Fairer und offener will man sein, aber die "Last" jederzeit alles (Projekte, Kunden, Termine, Angestellte, Büroorga, Finanzen) gleichzeitig zu beherrschen oder zumindest im Blick haben zu müssen kann manchmal schon erdrückend sein. Wenn dann in einer "Druckphase" zeitgleich Mitarbeiter nachlässig werden, die kurze Schwäche des Chefs ausnutzen oder sich bei Fehlern aus der Verantwortung stehlen wollen, dann kann ich aus heutiger Sicht sehr gut nachvollziehen, wenn auch ein ansonsten ruhiger Kumpelchef kurz mal "austickt". Häufen sich solche Erfahrungen auf Arbeitgeberseite, dann kann das zu einer kompletten Systemveränderung führen: Das Kumpelsystem wurde zu oft ausgenutzt und der Respekt voreinander ging verloren, also wird das Büro zukünftig von einem System der Angst reagiert: Ein Chef, der sich weitestgehend als Mensch von allen Mitarbeitern abschottet, aber immer kontrolliert und regelmässig auf den Tisch haut. Mitarbeiter, die in der ständigen Angst leben, Fehler zu machen oder sogar gefeuert zu werden. Spaß macht das Arbeiten so eigentlich keinem mehr, aber dafür sinkt evtl. die Fehlerquote und es steigen die Honorareinnahmen. Komischerweise funktioniert das Angst-System in vielen Büros zumindest aus AG-Sicht meist länger und besser, als das Kumpel-System. Für mich selbst aus heutiger Sicht undenkbar, aber nicht ausgeschlossen, dass sich durch negative Erfahrungen unser Kumpelsystem auch irgendwann verändert bzw. sogar verändern muß. In jüngeren Büros trifft man häufiger das Kumpelsystem an. In Büros, die bereits lange am Markt sind dagegen häufiger das Angstsystem. So zumindest meine Beobachtungen. | ||
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